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Creo NC: Viel Leistung für wenig Geld



In den letzten Jahren hat PTC eine komplett in Creo integrierte CAM-App, Creo NC, entwickelt. Was sie kann, hat Beat Fretz, Technical Sales Specialist, in einem Gespräch mit dem CAD.de/NL erläutert.

CAD.de/NL: Herr Fretz, wie heißt die CAM-App von PTC jetzt offiziell?
Fretz: Creo NC.

Und entspricht Creo NC nun dem, was man unter NC Graphics kannte?
Nein. Creo NC ist ein Modul im Creo Baukasten und keine eigenständige Lösung, so wie es das NC-Graphics war.

Aber PTC hatte ja mal NC Graphics gekauft. Gibt es dieses Paket noch oder wurde das sozusagen an die Seite gelegt?
Das Produkt, bei uns Pro/Toolmaker genannt, ist nicht mehr am Markt. Es war ein Stand- alone Tool mit der Spezialisierung für den Werkzeug- und Formenbau.
Was man über die Jahre gemacht hat, waren Funktionen aus diesem Paket in Creo NC zu integrieren.

Wo sitzen die Entwickler von Creo NC?
Die sitzen in unterschiedlichen Ländern u.a. den USA und Indien.


Bohren und Fräsen eines Zylinderblocks mit Creo NC.

Jetzt haben aber die meisten guten Werkzeugmaschinenhersteller Ihren Firmensitz in Mitteleuropa. Und die CAM-Software muss ja mit der Entwicklung der Werkzeugmaschinen Schritt halten. Wie macht man das von den USA und Indien aus?
Wir machen einmal im Jahr ein Manufacturing Meeting, wo man die Kontakte pflegt und das Feedback – besonders auch von den Anwendern – einsammelt. Insofern operieren die Entwickler bei uns keineswegs im luftleeren Raum.
Es gibt zudem auf unserer Homepage einen Bereich, wo Ideen, Wünsche und Vorschläge online gestellt werden können; das hilft ebenfalls.

Aber spezielle enge Partnerschaften mit europäischen Werkzeugmaschinenherstellern gibt es nicht?
Durch die Anforderungen unserer Kunden unterstützen wir die unterschiedlichsten Maschinentypen und Marken bis hin zu sehr komplexen Drehfräsmaschinen mit mehreren Köpfen und Spindeln.

Kommen wir zu der Software selbst. Welche Bearbeitungsarten sind mit Creo NC möglich?
Fräsen von 2,5 Achsen bis 5 Achsen simultan, Bohren ebenfalls bis 5 Achsen. Drehen für ganz normale Drehmaschinen jeglicher Art, aber auch für Drehmaschinen mit mehreren Schlitten im Arbeitsraum, etwa für das Drehfräsen, bis zu 4 Schlitten können synchronisiert werden und zudem 2 Spindeln.
Die Creo NC Sheetmetal Extension ermöglicht zudem die Blechbearbeitung: Stanzen, Nibbeln, Lasern, Brennschneiden. Und natürlich übernimmt das Programm auch die Schachtelung der Blechteile auf der Blechtafel.

Gibt es für diesen gesamten Bearbeitungsumfang Ausbaustufen?
Ja, es gibt 3 Ausbaustufen. Die kleinste beinhaltet 3 + 2 Achsen Fräsen und Bohren, die Ebene darüber hat zusätzlich Drahterodieren mit dabei und Drehen für normale Drehmaschinen und die höchste Stufe beinhaltet alles, was wir vorher besprochen haben und zusätzlich 4 und 5 Achsen Simultanfräsen, 5 Achsen Bohren, sowie die kombinierte Bearbeitung mit Drehfräsen/Fräsdrehen.

Wie schaut es bei den Werkzeugen aus? Unterstützen Sie alle, von allen möglichen Herstellern?
Wir haben Partnerschaften mit verschiedenen Herstellern von Werkzeugdatenbanken geschlossen wie z. B. Fasys, TDMSystem und Zoller. Die haben eine Direktschnittstelle zwischen ihren Tools und Creo NC. Ich kann z. B. ein Komplettwerkzeug in der jeweiligen Datenbank konfigurieren und dieses dann direkt in Creo NC einsetzen. Bei Fasys wird sogar Creo als Kern genutzt, um die Komplettwerkzeuge aufzubauen. In allen oben genannten Datenbanken werden die Komplettwerkzeuge als Baugruppe definiert, zu der auch die aus dem Zusammenbau resultierenden Merkmale verwaltet werden.
Über die Stückliste erfolgt die Referenzierung auf die Bauteilmerkmale und Grafiken. Über die am Werkzeug hinterlegte Zusammenbauvorschrift und die Bauteilgrafik wird die Werkzeuggrafik automatisch generiert und dargestellt. Das ist natürlich sehr komfortabel.
Aber natürlich ist es auch möglich, Werkzeuge selbst in Creo aufzubauen, ohne Datenbank, etwa wenn Sie Spezialwerkzeuge brauchen.
Für die Bearbeitung von Composites braucht man ja spezielle Werkzeuge, die nicht identisch sind mit den Werkzeugen für die Metallbearbeitung. Die wird es vielleicht in den großen Datenbanken noch nicht geben. Dann muss man selbst ran.
Die Möglichkeit besteht auf jeden Fall.


Bearbeitung einer Achsaufhängung in einer Dreh-/Fräsmaschine.

Unterstützen Sie beim Drehen auch Keramikwerkzeuge?
Ja, wir haben spezielle Zyklen dafür entwickelt, welche u. a. vermeiden, dass man immer die gleiche Spandicke hat, weil andernfalls die Keramikplatten schneller kaputt gehen.

Werkzeugdaten fallen an verschiedenen Stellen im Betrieb an, im CAM-System, an der Werkzeugvoreinstellung, an der Werkzeugmaschine, im Lager. Sie an jeder Stelle einzeln zu pflegen, ist sehr aufwendig, das will kaum noch einer. Also wird eine zentrale Werkzeugverwaltung gebraucht. Was haben Sie in der Hinsicht zu bieten?
Über die schon erwähnte Kopplung an Werkzeugdatenbanken hinaus, kann der Anwender unser PDM-System, Windchill, durchaus auch im Bereich der Fertigung nutzen und eine zentrale Werkzeugdatenverwaltung aufbauen.
Eine zweite Möglichkeit wäre es, eine der oben genannten Werkzeugdatenverwaltungen einzusetzen und deren spezielle Funktionen zu nutzen. Dann macht man es so, man managt alles - außer den Werkzeugen - in Windchill und die Werkzeuge dann eben in der Werkzeugdatenbank. Dann habe ich auch einen zentralen Bereich, von wo ich alle Werkzeugdaten für alle Applikationsbereiche „ziehen“ kann. Also neue Werkzeugdaten oder deren Veränderung müssen nur einmal eingepflegt werden und nicht länger an verschiedenen Stellen.

Die meisten NC-Programmiersysteme haben so etwas wie eine Wissensdatenbank, wo vorherige Technologiewerte, Zyklen und ganze Programme gespeichert werden, um sie dann weiter zu verwenden. Verfügen Sie darüber auch?
Wir haben verschiedene Möglichkeiten, einmal erarbeitetes Fertigungswissen zu speichern und dann erneut zu verwenden. Unter anderem können wir die Informationen auf ein Template, eine Vorlage, ausleiten und speichern. Später kann es wieder eingesetzt werden.
Zusätzlich können wir die Fertigungsinformation direkt mit Geometrie – Features (Konstruktionselementen) koppeln. Dies ermöglicht eine  automatische Bearbeitung für  Standardgeometrien, wie Gewinde-,  oder Stufenbohrungen, Taschen, usw. und zeigt einen wichtigen Vorteil der geschlossenen CAD/CAM Prozesskette.


Dreh/Fräsen als Detailbild.

Kommen wir noch zum Thema Simulation, zunächst der NC-Wege, also vor dem Postprozessorlauf. Was hat Creo NC da anzubieten? Simulieren Sie quasi nur den Arbeitsraum mit Werkstück, Werkzeug und Spanmittel, oder simulieren Sie die ganze Maschine?
Bei uns ist es eine Werkzeugsimulation, sprich Werkzeug gegen Werkstück und Spannzeuge. Dazu nutzen wir heute eine Software-Komponente von Moduleworks, Aachen, die in Creo NC integriert ist. Somit sind Programmierung und Simulation unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche nutzbar.

Wie stellen Sie die Kollisionssicherheit her?
Wir wissen ja wie das Teil aussieht, vor der Bearbeitung und nach jedem Bearbeitungsschritt. Das darf natürlich nicht verletzt werden, weder von dem Werkzeug selbst, noch von dem Halter. Das gleiche gilt für die Spannwerkzeuge. Die Software stellt das über Algorithmen sicher.
Ebenso lässt sich feststellen, wenn die Schneidenlänge für eine bestimmte Bearbeitung nicht ausreicht und der Bearbeiter kann dann darauf entsprechend reagieren.

Aber die restliche Maschine lassen Sie außen vor?
In diesem Augenblick ist das so. Wir erzeugen ein neutrales NC-Programm, welches erst über den Postprozessorlauf für eine bestimmte Maschine adressiert wird.
Das hat einen gewissen Vorteil, weil man sich halt erst später für eine konkrete Maschine entscheiden muss und weil diese Programme leichter auf eine andere Maschine übertragen werden können. Es muss lediglich ein neuer Postprozessorlauf gestartet werden.

Und nach dem Postprozessor kann man auch noch einmal simulieren, meist mit speziellen Simulationsprogrammen. Nutzen Sie dafür noch Vericut?
Ja, wir bieten Vericut (CGTech) und NCsimul von Spring an. Diesbezüglich haben wir eine sehr gute Integration direkt ins Creo NC. Hierzu ist aber eine Zusatzlizenz nötig. Das sollte man wissen.

Wer macht die Postprozessoren für die jeweiligen Maschinen bei den Kunden?
Es gibt verschiedene Partner weltweit, wie auch in Deutschland, die das machen.


5 Achs-Bearbeitung eines Bauteils.

Wie z. B. Ascad?
Ja, wie Computer Komplett Ascad, CCE GmbH Ingenieurbüro Loss, Techsoft oder VK Engineering. Das war schon immer so, PTC hat nie selbst Postprozessoren angeboten.

Aber es gibt wohl auch einen universellen Postprozessor, den dann jeder Kunde für sich individualisieren kann?
Ja, mit jeder Creo NC-Lizenz wird ein Universal-Postprozessor-Tool, G-Post, ausgeliefert, mit dem sich jeder Kunde seine „PPs“ selber schreiben kann.
Die selten wirklich gut passen!
G-Post erlaubt die detaillierte Anpassung eines Postprozessors, d.h. Das es liegt im Interesse des Anwenders den jeweiligen Postprozessor nach seinen Wünschen anzupassen. Bei uns gibt es beide Möglichkeiten. Die meisten Kunden nutzen jedoch das Angebot der Partner.

Bieten Sie mit Creo NC Spezialmodule an, etwa für den Werkzeug- und Formenbau oder für die Bearbeitung von Turbinenschaufeln etc.? Wie wird das bei Ihnen gehandhabt?
Wir haben ja diese drei Module, wie vorher geschildert. Die werden je nach Einsatzfall eingesetzt. Für solche Applikationen, wie Sie sie aufzählen, kommt natürlich nur die höchste Ausbaustufe in Frage, die solche Bearbeitungen erlaubt.

Schon seit einigen Jahren gibt es spezielle Schruppmodule am Markt, wie Volumill oder iMachining. Bieten Sie solches auch an?
Nein, solche Zusatzpakete haben wir nicht. Wir haben aber unsere eigenen Zyklen in Hinsicht des trochoiden Fräsens optimiert, so dass ähnliche Ergebnisse erzeugt werden können: Schneller Schruppen, geringere Schnittkräfte, Werkzeug- und Maschinenschonung. Diese Zyklen gibt es schon länger, in Creo 2.0 und Creo 3.0 wurden sie aber nochmals optimiert und damit noch schneller.

Die Umkehrfrage, wenn man so will: Auch beim Schlichten hat sich in den letzten zwei Jahren etwas getan, nämlich die Bearbeitung mit Kreissegmentfräsern, welche das Schlichten stark beschleunigt, bei hoher Oberflächengüte. Sind die dafür nötigen speziellen Zyklen in Creo NC schon enthalten?
Nein, bis jetzt werden Kreissegmentfäser zum Schlichten noch nicht unterstützt.


Beat Fretz, Technical Sales Spezialist bei PTC in München.

Es heißt allgemein, dass Creo NC recht preisgünstig sei. Können Sie konkrete Preise nennen?
Der Return on Invest ist in der Regel sehr kurz. PTC hat flexible Miet- und Kaufmodelle. Speziell das Mietmodell bietet eine hohe Flexibilität für den Kunden.

Herr Fretz, vielen Dank für das Gespräch.

Über PTC
PTC (NASDAQ: PTC) bietet die robusteste Technologie für das Internet der Dinge (Internet of Things, loT) weltweit. 1986 hat das Unternehmen bereits die digitale 3D-Entwicklung revolutioniert. Heute vereint die führende loT- und Augmented Reality-Plattform sowie die bewährten Software-Lösungen von PTC die physikalische und die digitale Welt und prägen damit Entwicklung, Betrieb und Service von Produkten auf eine neue Weise. Mit der PTC Technologie können sowohl die globale Fertigungsindustrie als auch ein breites Umfeld an Partnern und Entwicklern bereits jetzt von den Möglichkeiten das loT profitieren und Innovationen vorantreiben.

www.ptc-de.com

- Karl Obermann –


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