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Reiche Ernte: Catia/Enovia V6 erfolgreich eingeführt


Der bekannte Landmaschinenhersteller Claas KGaA mbH, mit Hauptsitz im westfälischen Harsewinkel, hat in den letzten Jahren Catia/Enovia V6 von Dassault Systèmes an verschiedenen Standorten des Unternehmens eingeführt. Die Erfahrungen mit der neuen Systemwelt sind so positiv, dass nicht nur eine flächendeckende Nutzung, sondern auch eine Ausweitung der Einsatztiefe z. B. in Richtung ECAD geplant ist.

Die gerade abgelaufene Hannover Messe und der Auftritt von Claas am Stand von Dassault Systèmes, warfen ein Schlaglicht auf die enge Zusammenarbeit beider Unternehmen. Grund genug nachzufragen, was der aktuelle Stand ist?

Wer das Claas Stammwerk in Harsewinkel betritt, ist bald erstaunt und beeindruckt von der Größe und Leistung hier gebauter und präsentierter Landmaschinen. Ein Mähdrescher mit 12 m Schnittbreite und einer Dreschleistung von 100 Tonnen Körner pro Stunde. Ein Feldhäcksler mit 9 Metern Schnittbreite, der z. B. ein Maisfeld in kürzester Zeit in Häcksel umwandelt, um Siloanlagen oder Biogas-Kraftwerke zu befüllen. Traktoren, die einen Vergleich mit Elefanten weit übertreffen - umwerfend.


Die Grafik zeigt einen Claas Arion 400 Traktor mit „Panoramic“-Kabine für ganz besonders gute Sicht nach allen Seiten.

Gleichwohl sind solche Maschinen nur die Spitze des Eisbergs. Claas stellt Landmaschinen in einer weiten Skalierung her, so dass jeder Betrieb das genau passende finden kann. Darüber hinaus werden auch die einzelnen Maschinengruppen noch spezifisch an einzelne Märkte angepasst. Die wichtigsten Maschinentypen sind:

  • Mähdrescher
  • Pressen
  • Feldhäcksler
  • Traktoren
  • Lade-/Kombiwagen
  • Mähwerke
  • Schwader
  • Wender
  • Teleskoplader

Claas wurde 1913 von August Claas gegründet und hat sich aus einfachen Anfängen heraus zu einem der wichtigsten Landmaschinenhersteller weltweit entwickelt.

Das Unternehmen mit Hauptsitz im westfälischen Harsewinkel ist europäischer Marktführer bei Mähdreschern. Die Weltmarktführerschaft besitzt Claas mit einer weiteren großen Produktgruppe, den selbstfahrenden Feldhäckslern. Auf Spitzenplätzen in weltweiter Agrartechnik liegen die Westfalen auch mit Traktoren sowie mit landwirtschaftlichen Pressen und Grünland-Erntemaschinen. Zur Produktpalette gehört ebenfalls modernste landwirtschaftliche Informationstechnologie. Claas beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiter weltweit und hat im letzten Geschäftsjahr 3,838 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet. Die Mitarbeiterzahl in Deutschland beträgt ca. 5200 und im Stammwerk Harsewinkel sind es rund 3500.


Claas Feldhäcksler bei der Arbeit.
Die Fahrparameter von Häcksler und Traktor können hierbei synchronisiert werden.


Dass man in einem an sich rückläufigen Agrarmarkt 2015 immer noch eine Umsatzsteigerung erzielen konnte zeigt, dass Claas offensichtlich richtig aufgestellt ist. Das Unternehmen legt bei seinen Erntemaschinen und Traktoren nicht nur Wert auf Qualität, Zuverlässigkeit und Effizienz, sondern auch darauf, modernste Technik anzubieten.

„Heute sind das vernetzte Maschinen, die von der Koordination mit anderen Maschinen im laufenden Betrieb, bis zum teilautonomen Fahren alles drauf haben, was die moderne Fahrzeugtechnik zu bieten hat. Das Ziel ist der stets optimale Betrieb für den Bauern“, erläutert Gerd Dietmar Pokraka, Leiter Corporate R & D der Claas-Gruppe.

Im Gegensatz zu den rein mechanischen Maschinen der 50er und 60er Jahre „handelt es sich heute um komplexe mechatronische Systeme plus Software, die den optimalen Einsatz ermöglichen“, so Pokraka weiter. Als Beispiel nennt Kai Wallasch, Leiter des Bereichs Engineering Methoden, eine Kombination aus Traktor und Ladewagen: „Wenn z. B. der Pickup an einem Ladewagen merkt, dass er in den Überlastbereich kommt, weil gerade das Gras sehr nass ist, dann meldet er dies an das Zugfahrzeug, welches daraufhin seine Geschwindigkeit reduziert.“

Neben den hohen technischen Qualitäten ist für Claas ein umfassender und schneller Service wichtig. „Die Getreideernte dauert nur 6 Wochen. Wenn in dieser Zeit etwas zu Bruch geht, ist rasche Hilfe nötig, damit die Ernteziele nicht in Gefahren geraten“, wie Pokraka ausführt.


Mähdrescher

Claas agiert weltweit in den drei großen Märkten Europa, Nordamerika und Asien. Neben Vertriebsstandorten gibt es auch eine Reihe von Entwicklungs- und Produktionsstandorten im In- und Ausland. Dieses wiederum wirft schon ein Schlaglicht auf die Komplexität der Aufgabe, Konstruktionsdaten und viele dazugehörige Informationen überall in gleicher Art und Qualität zur Verfügung zu haben.

Bevor wir nun weiter über die PLM-Aktivitäten bei Claas berichten, zunächst ein kurzer Blick auf Catia und Enovia V6.

Umfassende Funktionalitäten

Catia V6 ist eines der umfassendsten CAx-Produkte weltweit. Die Software setze die Anwender in die Lage, nicht nur jedes beliebige Produkt zu konstruieren, sondern auch gleich verschiedene Kontexte des Produktverhaltens mit einzubeziehen. Vom Flugzeugbau bis zum Maschinenbau ist alles möglich - der Fahrzeugbau ist eine besondere Domäne des Systems.

Catia V6 ist ähnlich aufgebaut wie Catia V5. Der Unterschied zwischen beiden Lösungen besteht jedoch darin, dass V6 auf einer  Datenbank basiert. Diese Grundlage verändert nicht nur die unternehmensweite Zusammenarbeit von Teams, sondern auch die Kommunikation nach außen, etwa zu Kunden und Lieferanten. Die Datenbank stellt jeder Person, die am Konstruktions- oder Validierungsprozess beteiligt ist, alle aktuellen Informationen zur Verfügung. Die Suche in der V6-Umgebung erfolgt grafisch, so dass auch in sehr umfangreichen Umgebungen die Zielgeometrie mit ihren begleitenden Informationen schnell gefunden werden kann.

Die V6-Produktfamilie umfasst eine ganze Reihe weiterer Software-Produkte zur Simulation in einer sehr frühen Entwicklungsphase, zur exakten Berechnung, zur schnellen Suche, zur Fabrikplanung, zur Dokumentation und einiges mehr.

Dassault Systèmes  hat sein Gesamtangebot kontinuierlich erweitert und bietet nun auch alle Pakete in einer Umgebung, 3DExperience Plattform an.


Catia V6 Arbeitsplatz bei Claas.
Rund 200 der 650 Arbeitsplätze sind bereits auf diese Software von Dassault Systemes umgestellt.


Catia V6 wird ergänzt durch Enovia V6, der genau dazu passenden PDM-Lösung. Enovia V6 erlaubt die ganzheitliche Verwaltung und Steuerung aller Produktdaten und Prozesse über einen ganzen Lebenszyklus hinweg. Die Software harmonisiert sämtliche Produkte von Dassault Systemes und bietet viele Schnittstellen zu externen Systemen.

Enovia V6 ist stark skalierbar. Es gibt Unternehmen mit nur wenigen Konstruktionsarbeitsplätzen, die bereits Enovia V6 nutzen. Auf der anderen Seite stehen Großunternehmen, die bis zu 100.000 Arbeitsplätze an Enovia V6 Produktdatenmanagement betreiben.

Neue Ära mit der V6

Seit Ende der 90er Jahre hat Claas mit früheren Catia-Versionen (V4/V5) und Enovia VPM gearbeitet. Etwa in der Zeit 2011/2012 wurde beschlossen, komplett auf die neuesten Releases umzusteigen, und zwar inklusive Catia V6, Enovia V6, Delmia V6 und Simulia V6.

„Unsere Strategie war und ist es, dass wir das Engineering bis zum SOP im Dassault Systemes Umfeld machen“, so Pokraka.


Catia V6 User-Interface mit komplettem Fahrzeug.

Der Umstieg auf die V6 wäre ‚eine einfache Nummer‘ gewesen, wie es heißt, wenn es nur um das neue System gegangen wäre, „jedoch war der Systemumstieg von einer wirklich umfassenden ‚Aufräumaktion‘, um die Qualität der Daten zu erhöhen und die Prozesse zu optimieren, begleitet: Freigaben, Statusmanagement, Workflow-geführtes Änderungsmanagement, Stücklistenmanagement, sind einige Stichworte dazu“, wie Kai Wallasch erläutert.

Das alles gemeinsam zu meistern ist selbstredend eine viel größere Aufgabe, als ein reiner CAD-Umstieg. Selbstverständlich bedurfte es dazu einer umfangreichen Vorbereitung und einer genauen Diskussion mit den betroffenen Kollegen, wie denn das System der Zukunft im Einzelnen zu gestalten sei.

Der tatsächliche Umstieg erfolgte dann ab 2014 in einem deutschen Werk in Bad Saulgau. Als zweites kam das französische Werk in der Nähe von Paris an die Reihe. Mit den dabei gesammelten Erfahrungen war und ist man nun in der Lage, die restlichen Standorte Schritt für Schritt auszustatten.

Heute ist jeder dritte Engineering-Arbeitsplatz ein V6-Arbeitsplatz, also von den 650 Arbeitsplätzen sind rund 200 umgestellt. Alle Mitarbeiter arbeiten hier jetzt mit der gleichen Hardware, der gleichen Ausstattung, dem gleichen Lizenz-Umfang, mit den gleichen Servicepacks und dem gleichen Informationsstand. Somit kann auch nach den gleichen Regeln gearbeitet werden, womit wiederum die Arbeit aller erleichtert wird.

Für den Hauptstandort, Harsewinkel, steht die Umstellung kurz bevor.

Die wesentlichen Teilpakete, die aus der V6-Umgebung eingesetzt werden, sind die klassische mechanische Konstruktion (Catia V6) bis hin zur Detaillierung der Einzelteile.

„Sehr oft wird bei uns das Blechmodul gebraucht. Wenn man die Maschinen anschaut, gibt es überall umfangreiche Blechabdeckungen“, so Kai Wallasch.

Wichtig sind die DMU-Funktionen, um zu sehen, ob alles passt und um möglichst mechanische Prototypen zu sparen.

Konstruktionsbegleitend wird Simulia eingesetzt, damit in einer frühen Phase schon klar ist, ob die Teile oder Baugruppen die Erwartungen erfüllen, oder ob optimiert werden muss. Darüber hinaus wird am Ende der Konstruktion nochmals eine umfangreiche FEM-Analyse vorgenommen.

Das Thema Fertigungsplanung, aber auch Roboterprogrammierung, erledigen die Westfalen mit der Delmia-Software.

Auch die Elektrik/Hydraulik wird über die V6 bearbeitet.


Der berühmte Teller, manche sagen auch Kompass, der Catia V6, der eine schnelle und sichere grafische Suche ermöglicht.

Jedoch die Integration Elektronik, Software und Mechanik ist noch unvollständig. „Ein ‚explodierendes‘ Thema für uns, eine Riesenherausforderung, die dazu geführt hat, dass Claas hierfür ein eigenes Unternehmen gegründet hat. Eine Systemintegration auf der Ebene der Entwurfssysteme steht noch bevor“, stellt Pokraka klar, „unser strategisches Ziel ist sicherlich, alles aus einer Hand zu haben.“

Die Zusammenarbeit mit Dassault Systèmes...

...läuft sehr gut und zwar auf verschiedenen Ebenen und geht weit über ein ‚Helpdesk‘ hinaus. Da Claas einer der frühen V6-Anwender war, gab es durchaus ein gegenseitiges Interesse, die Einführung optimal zu gestalten und enge Kontakte, bis hin in die Entwicklung von Dassault Systèmes, sind entstanden.

„Über die Jahre hinweg entwickelte sich zudem eine aktive Steuerkreiskultur, um von beiden Seiten her auf die Fortschritte des Projekts zu schauen.“ (Wallasch)
Laufend gibt es gemeinsame Workshops mit DS, „auf hohem partnerschaftlichen Niveau“, wie zu hören ist. Natürlich nimmt Claas somit auch Einfluss auf die weitere Entwicklung der Releases. Und umgekehrt haben die Software-Entwickler tiefe Einblicke in die reale Produktentwicklung bei Claas.


Die Gesprächsteilnehmer in Harsewinkel: Gerd Dietmar Pokraka, Leiter Corporate R & D bei Claas (links) und
Kai Wallasch, Head of Engineering Methods.


Partnerschaftlich, ist sicher auch das Zauberwort für die Zukunft. Gerd Dietmar Pokraka: „Als nächster großer Schritt steht uns die Einführung der 3DExperience Plattform bevor. Wir wollen und werden auf jeden Fall up to date bleiben...“

Über Dassault Systèmes
Dassault Systèmes, „The 3DExperience Company“, ermöglicht Unternehmen und Menschen durch virtuelle Welten, nachhaltige Innovationen tatsächlich erlebbar zu machen. Seine weltweit führenden Lösungen verändern die Art und Weise, Produkte zu entwickeln, zu produzieren und zu warten. Die Lösungen von Dassault Systèmes fördern die soziale Innovation und erweitern damit die Möglichkeiten für die virtuelle Welt, die reale Welt zu verbessern. Der Konzern bringt Mehrwert für über 210.000 Kunden jeder Größe und in allen Branchen in mehr als 140 Ländern.

www.claas-gruppe.com
www.3ds.com/de

-Karl Obermann-
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