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EMO 2019:

Alles im Fluss



Die weltgrößte Werkzeugmaschinen-Messe EMO, vom 16. - 21. September in Hannover, zeigte nicht nur tausende verschiedene Werkzeugmaschinen, sondern auch alle bedeutenden CAM-Systeme, um sie zu programmieren. Dabei hat sich gezeigt, dass die Software immer perfekter wird, aber der ganz große "Knall" fand nicht statt. Diese Kontinuität der Entwicklung, die Verlässlichkeit, spielt den Anwendern aber durchaus in die Hände.


Die EMO 2019 fand vom 16. bis 21. September in Hannover statt.
Sie zog 117.000 Besucher aus insgesamt 150 Ländern an.


Die EMO das "Mecka" der Werkzeugmaschinenindustrie, alle vier Jahre in Hannover, fand dieses Jahr im Zeichen des Abschwungs statt. Ja, die Konjunktur wird eine Delle bekommen, das ist etwa alle sieben Jahre so. Diesmal war der Zyklus noch länger und hat ca. 10 Jahre gedauert. Dafür wäre Dankbarkeit angesagt. Aber natürlich wird nun gejammert und schon jetzt nach Staatshilfen gerufen.

Der Abschwung, zumindest was die Automobilindustrie angeht, ist zum Teil auch hausgemacht. In den letzten Jahren hat man ja derart auf die Automobilhersteller eingeschlagen, dass dies irgendwann schon Folgen haben musste. Diese Verteufelung, zunächst des Dieselmotors, dann aber zunehmend des Autos gesamtheitlich (siehe IAA) konnte nicht ohne Folgen bleiben. Ja, nun geht’s abwärts. Und man möchte fast wetten, in einem bis eineinhalb Jahren wird nicht mehr über Autos oder Dieselmotoren geredet, sondern über Arbeitsplätze.

Zurück zur EMO. Die Folgen des vorher gesagten werden viele Aussteller zu spüren bekommen, nicht nur die Werkzeugmaschinenhersteller, sondern auch die Werkzeughersteller und die Lieferanten von Hilfsmitteln. Aber letztlich stehen die allermeisten so gut da, dass ihr Bestand keineswegs gefährdet wird.
Auch die Hersteller und Lieferanten von CAM-Systemen werden den Abschwung schon spüren, jedoch nicht so unmittelbar. Was sie heute zu bieten haben an Vielfalt, aber auch an hervorragender Technik, wird sich auch weiter international verkaufen lassen.

In Prozesse eingebunden

Wenn es einen übergreifenden Trend gibt bei CAM dann der, die Systeme gut in die Prozesse des Kunden einzubinden. Der ungestörte Datenfluss von der Konstruktion über die Arbeitsvorbereitung in die Produktion, Qualitätskontrolle und Montage wird immer wichtiger. Hier sind noch Potentiale zu haben.
Dessen ungeachtet gab es in Hannover auch eine Reihe echter Verbesserungen und Neuerungen zu bestaunen. Einige davon seien hier dargelegt.

Einfache Vernetzung mit umati

Wie einfach die Vernetzung von CNC-Steuerungen mit umati und OPC UA in der Praxis möglich ist, zeigte Bosch Rexroth auf der EMO gleich an mehreren Bearbeitungsmodulen und einer Werkzeugmaschine. Dabei setzt das Unternehmen in den CNC-Systemen, der Hydraulik und der Lineartechnik durchgängig auf offene Standards, dezentrale Intelligenz und lot-fähige Lösungen.


Die neue universelle Werkzeugmaschinenschnittstelle, umati, war in Hannover bereits in der Praxis zu sehen.


Die Vernetzung aller Maschinen und Prozesse in der Fabrik der Zukunft treibt Rexroth mit erweiterten Software-Funktionalitäten für das CNC-System MTX voran. Als, nach eigenen Worten, leistungsfähigste, Systemlösung am Markt, unterstützt es auf einer Steuerungshardware bis zu 250 CNC-Achsen in 60 Kanälen und interpoliert gleichzeitig bis zu acht Achsen pro Kanal. Der in der MTX integrierte digitale Zwilling mit einem virtuellen Steuerungskern eröffnet nahezu uneingeschränkte Simulationsmöglichkeiten für Antriebe, SPS und CNC bis hin zur virtuellen Werkzeugmaschine. Die auf dem Rexroth-Stand ausgestellte Werkzeugmaschine Tizian Cut 5.4 ist die erste Maschine für den Dentalmarkt, die mit Hilfe des digitalen Zwillings der MTX in Betrieb genommen und erprobt wurde.

www.boschrexroth.com

Software der 4. Generation

Das Highlight bei DP Technologie am Stand war das neue System Esprit 4.0. Neu dabei sind unter anderem das Digitale Machine Package, welches u. a. die digitale Maschine mit dem Postprozessor vereint und weitere Automatisierungen basierend auf Algorithmen aus der KI-Welt.


DP Technology zeigte seine neue Version, Esprit 4.0 und schlug damit ein neues Kapitel in seiner CAM-Geschichte auf.

Neben dem vereinfachten Prozess beinhaltet das neue System eine Vielzahl innovativer Funktionen, wie:

  • Adaptive Bearbeitungszyklen für alle Kombinationen von Fräs-, Dreh- oder anderen Werkzeugmaschinen
  • Automatische Verbindungen für eine kollisionsfreie Positionierung zwischen den Bearbeitungsschritten
  • Prozessoptimierung: Die auf KI basierenden Algorithmen optimieren automatisch das Programm, um die kürzeste Zykluszeit zu erhalten
  • Maschinentausch: Bei jeglichen Veränderungen des Setups oder der Maschine wird durch die auf KI basierenden Algorithmen das Programm automatisch angepasst.

www.espritcam.com

Digitale Zwillingen immer perfekter

Um wirklich umfassende digitale Zwillingen aufbauen zu können, hat Tebis eine neue Spannmittelbibliothek vorgestellt. damit bringt das Unternehmen nun sämtliche Fertigungsmittel für den Aufbau des kompletten Maschinenmodells in einer Umgebung zusammen.

Die neue Spannmittelbibliothek von Tebis bildet sämtliche gängige Mittel zur Fixierung der Werkstücke im Bearbeitungsprozess ab. Angefangen beim Niederzugschraubstock über die Zwingen bis hin zum Schraubstockfutter lassen sich alle gängigen Spannmittel jetzt übersichtlich in einer Bibliothek verwalten und schnell und einfach zur realitätsgetreuen Simulation und zur Kollisionsprüfung heranziehen. Im CAD/CAM-Modell lässt sich die genaue Aufspannlage exakt einrichten. Nullpunkt- und konventionelle Spannsysteme werden abgebildet und alle Zusammenbaumöglichkeiten werden überprüft.

www.tebis.com

Vom Hundertstel zum Tausendstel

Open Mind, der deutsche CAM-Hersteller aus Wessling am Ammersee, demonstrierte während der EMO, wie Hochpräzisions-Bearbeitung geht. Mit Hilfe einer Maschine von Kern Murnau, die ohnehin in der Lage ist die hochgenauen Vorgaben auch umzusetzen, zeigte das Unternehmen seine zahlreichen Strategien für die hochpräzise Bearbeitung in Praxi.

Für eine Qualitätssteigerung bei der Oberflächengüte sorgt die Option "Hochgenauer Flächenmodus". Dabei findet die Berechnung der Werkzeugbahnen auf den realen Bauteilflächen und nicht auf einem Berechnungsmodell statt. Dadurch lassen sich Toleranzen im µm-Bereich einhalten und spiegelglatte Oberflächen fertigen.


Hochpräzision war eines der Themen bei Open Mind am Stand.

Ein weiterer Bestandteil für die hochpräzise Flächenbearbeitung ist die Funktion "Sanftes Überlappen" zum Verschleifen von Übergängen zwischen Flächen. Eine optimierte Bewegungsführung des Werkzeugs sorgt im Überlappungsbereich für einen perfekten, nicht spürbaren Übergang zur danebenliegenden Fläche. Der Anwender hat die Möglichkeit, mit dieser Option flexibel auf die Bauteilgegebenheiten einzugehen.

www.openmind-tech.com

- Karl Obermann -
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