3DExperience Plattform für Solidworks:
Und die Welt - sie dreht sich weiter
Dassault Systémes hat im März dieses Jahres angekündigt, mit 3DExperience.Works ein neues Portfolio an industrienahen Anwendungen für die 3DExperience Plattform einzuführen. Diese sind auf die Bedürfnisse von Solidworks-Kunden sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen zugeschnitten. Sie sind mehr als nur eine gewisse Verbesserung, sondern sind geeignet, die Welt im Engineering und darüber hinaus ein Stück weiter zu drehen. Über Details sprach der CAD.de/NL mit Uwe Burk, Vice President, und Andreas Spieler, Technical Sales Director für den Vertriebskanal Professional Solutions Eurocentral bei Dassault Systèmes in München.
CAD.de/NL: Herr Burk, Herr Spieler, es geht heute im Wesentlichen um die Anwendung der 3DExperience Plattform im Solidworks-Umfeld. Dazu sollte man zuerst einmal definieren, was es ist. Burk: Zunächst einmal, die 3DExperience Plattform ist eine Business-Plattform, die ein ganzes Unternehmen adressiert und nicht nur eine rein technische Plattform. Sie adressiert die Bedürfnisse von Solidworks-Kunden und kombiniert auf einzigartige Weise eine teamübergreifende Zusammenarbeit mit ERP-Funktionen, aber auch Funktionen für die Konstruktion, Simulation und Fertigung.
Integration der 3DEXPERIENCE Plattform als SOLIDWORKS Add-In und damit die direkte Verwaltung der Daten, Bearbeitungszustände und Zugriffsrechte in der Cloud. Im Zusammenhang damit fällt immer wieder das Wort "Kundenerlebnisse". Wer ist der Kunde jetzt, der Konstrukteur oder der Endkunde, welcher das konstruierte Produkt einsetzt? Die Grundidee ist es, Erlebnisse für den Endkunden zu schaffen. Aber auf dem Weg dorthin stellt man fest, dass jeder Prozessbeteiligte seine "Experience“ also seine Erlebnisse hat. Sie wissen ja, dass Konstrukteure und andere Techniker intensiv damit beschäftigt sind, sehr viele Informationen möglichst aktuell zu beschaffen. Von daher ist die Experience nicht nur für den Endkunden gedacht, sondern auch für alle die, die am Entwicklungsprozess beteiligt sind. Wie kann man die bestmöglichen Eindrücke von einem künftigen Produkt haben, so lange es noch in der virtuellen Welt ist? Dabei geht es nicht nur um technische Erkenntnisse, sondern z. B. auch um Eigenschaften deren bessere Darstellung zu Kaufentscheidungen führt. Der Ankauf sehr teurer Maschinen und Anlagen wird von Kaufleuten, Geschäftsleitern, u. U. sogar von Bankern entschieden. Deren Eindrücke/Erlebnisse, welche den sinnvollen Einsatz der Investition plausibler machen, sind entscheidend. Und auch im privaten Bereich, denken Sie an Autos oder teuren Schmuck, entscheidet der Eindruck, welcher vom Produkt vermittelt wird. Man spricht heute von der Experience Economy. Und die Frage ist, wann wird die Masse der Kunden ihre Geschäfte in dieser Experience Economy tätigen?
Dieselben SOLIDWORKS Dokumente sind hardware-, betriebssystem- und gerätunabhängig in jedem Browser von überall zugänglich. Das bleibt abzuwarten. Burk: Darauf müssen sich Unternehmen vorbereiten. Aber wir bieten unseren Kunden eine zwanglose Möglichkeit, sich durch die Einführung der 3DEXPERIENCE Plattform, darauf vorzubereiten. Unsere Kunden profitieren von der Skalierbarkeit der Plattform und von der Freiheit zu entscheiden, die bisher eingesetzten Werkzeuge nach Bedarf mit der Technologie zu verbinden.
Hier scheint es einen Widerspruch zu geben, nämlich eine so komplexe Sache wie die 3DExperience Plattform mit einem Umfeld (Solidworks) zusammen zu bringen, welches bisher durch Einfachheit geglänzt hat? Spieler: Bisher waren die Welten getrennt, ganz besonders die technische und die kaufmännische. Es war nicht ganz einfach, an Informationen aus der jeweils anderen Welt zu kommen. Mit unserer Plattform sorgen wir nun dafür, schnell über Informationen von überall her zu verfügen.
Kann man das mit einer anständigen PDM-Umgebung nicht auch machen? Spieler: PDM kann nur das verwalten, was vorher eingepflegt wird. Die Plattform kann mehr. Burk: Wenn man einmal schaut, wo sich die PDM-Systeme im Unternehmen etabliert haben, dann im Wesentlichen im Engineering und manchmal noch im Manufacturing. Ganz selten findet man PDM-Systeme im Marketing und Management. Und das liegt möglicherweise auch daran, dass die Sichten, welche PDM-Systeme zur Verfügung stellen, doch sehr spezifisch sind. Die 3DExperience Plattform mag zwar recht komplex sein, aber die Sichten, die sie zur Verfügung stellt, die sind rollenoptimiert, also genau für die jeweilige Aufgabe passend und somit wiederum einfach. So werden die Sichten auch für Konstrukteure nicht komplizierter als das, was sie jetzt kennen. Darum entwickeln wir zurzeit sehr viele Rollen, die maßgeschneidert auf die verschiedenen Anwendungen passen. Dafür gibt es sehr intelligente und komplexe Tools, aber damit hat der Anwender nichts zu tun.
Wo grenzen Sie sich mit dieser Business-Plattform noch zu kaufmännischen Tools ab, oder gar nicht mehr? Burk: ERP z. B. hat viele finanztechnische und personaltechnische Funktionen, die möglicherweise auf unserer Plattform keine Rolle spielen, aber es gibt eine Grauzone, insbesondere bei der Zuordnung von Personal zu projektorientierten Aufgaben. Es gibt heute ganz neue Ansätze bei der Personalplanung (Human Resource Planning), die sich mit einer Plattform wie der unseren möglicherweise besser umsetzen lassen, als mit den traditionellen Tools.
Kommunikationsplattform: Dashboards sind der zentrale Zugang zu allen Informationen. Welche Rollen spielen dann noch Konstruktion und Entwicklung? Burk: Lassen Sie es mich so sagen, das Blut eines Unternehmens sind die Innovation und damit die Entwicklungsteams! Deswegen wird sich die Konstruktion durch den Einsatz der Plattform noch stärker auf Innovationen konzentrieren können und weniger Verwaltungsaufgaben erfüllen müssen. Spieler: Was eine große Herausforderung ist in der Konstruktion und Entwicklung, ist die Kommunikation. In immer kürzerer Zeit müssen Informationen beschafft, Dokumente erstellt, Abstimmung mit Zulieferanten hergestellt werden usw. Das heißt aus dem CAD heraus zu kommunizieren und das auf sichere Art und Weise. Burk: Früher sind die Ingenieure auf die Messe gefahren, um sich zu informieren. Heute können sie sich mehr oder minder automatisch alle verfügbaren Informationen zu einem Thema auf ihr "Dashboard" bringen lassen. Dabei können Eingrenzungen gesetzt werden, z. B. keine Artikel aus China oder vielleicht will der Nutzer gerade die haben etc. Der Aufwand, um Informationen zu beschaffen und zu bewerten, wird geringer.
Woher kommt denn das gesamte Know-how bezüglich der kaufmännischen Bereiche? So mancher Händler hat solches im Haus, aber bezüglich eigener Produkte. Dassault Systèmes war doch bisher Lieferant technischer Software. Spieler: Dassault Systèmes hat in den letzten Jahren eine große Vielzahl von Unternehmen gekauft. Darunter war auch die Übernahme von IQMS. Deren ERP-Portfolio und deren Wissen in diesem Umfeld bringen das nötige Know-how in die Plattform. Darüber hinaus empfehle ich, sich einmal anzuschauen, welche Software-Pakete heute insgesamt bei Dassault Systèmes zur Verfügung stehen. Es ist faszinierend, welche Vielfalt an Themen damit abgedeckt werden können. Kein anderes Unternehmen in unserem Umfeld kann das bieten.
Jetzt haben wir ja auf der Hannover Messe gelernt, alle diese Applikationsbereiche werden auf die Plattform nicht durch jeweils einen Link integriert und würden dann durch anklicken "herbeigeholt", sondern alle sind auf der Plattform integriert. Dadurch entsteht ein "Riesending", welches nur noch in einer Cloud vernünftig läuft oder sehen wir das falsch? Burk: Sicher hat es – gerade für KMUs – Vorteile eine Lösung wie die 3DEXPERIENCE Plattform in der Cloud zu betreiben. Man kann das System aber durchaus auch als „On Premise“-Lösung - sozusagen vor Ort - installieren und wir haben auch Kunden, die das tun. Das sind aber häufig größere Unternehmen. Die Frage ist, werden das auch kleine und mittelgroße Unternehmen in ihrem Haus managen. Diese Frage lassen wir als Dassault Systèmes erst einmal offen und bieten zunächst in Verbindung mit Solidworks die Cloud-Lösung an. Das scheint uns am sinnvollsten.
Das Arbeiten in der Cloud bedeutet aber auch, dass es Sicherheitsrisiken gibt. Knackbar ist im Prinzip heute alles. Welche Sicherheitsfaktoren hat denn Dassault Systèmes gesetzt? Und welche Cloud wird es überhaupt sein? Burk: Wir haben eine eigene Cloud-Lösung. Diese wird höchsten Sicherheitsstandards gerecht. Wir haben Kunden, z. B. aus der Luftfahrtindustrie, die hier mehr als kritisch hinschauen. Und wenn sie in eine Cloud gehen, dann in unsere, weil sie eben sehen, dass wirklich alles getan wird, um die Daten sicher zu halten. Also, wenn es um die 3DExperience Plattform geht, ist der Server immer ein Dassault Systèmes Server.
Und diese Server stehen in Frankreich? Auf jedem Kontinent steht einer. Und wir gehen davon aus, dass die von uns in diesem Zusammenhang verwendeten Sicherheitsstandards höher sind als jede lokale Lösung.
Noch einige Detailfragen: Wem gehören die Daten, wer haftet bei Systemausfall, sind Systemtunings möglich? Dazu gibt es entsprechende Vertragswerke, deren Ausprägung sind Teil der Verhandlung. Auf Details möchte ich hier nicht eingehen, aber die Daten gehören selbstverständlich und ausschließlich dem Kunden.
Die Gesprächspartner: Uwe Burk, Vice President (links), und Andreas Spieler, Technical Sales Director für den Vertriebskanal Professional Solutions Eurocentral. Ein anderer Punkt: Wie sieht es mit Systemergänzungen aus? Eine Reihe von Händlern haben Systemergänzungen für die Solidworks-Welt entwickelt. Nehmen wir als Beispiel die Jobbox von DPS. Können die im Zusammenhang mit der neuen Plattform auch genutzt werden? Spieler: Das ist überhaupt kein Problem, da diese Anwendungen in Solidworks laufen, und das wird auch so bleiben.
Herr Burk, Herr Spieler, vielen Dank für das Gespräch.
Über Dassault Systèmes Dassault Systèmes, „The 3DExperience Company“, ermöglicht Unternehmen und Menschen durch virtuelle Welten nachhaltige Innovationen tatsächlich erlebbar zu machen. Seine weltweit führenden Lösungen verändern die Art und Weise, Produkte zu entwickeln, zu produzieren und zu warten. Die Lösungen von Dassault Systèmes fördern die soziale Innovation und erweitern damit die Möglichkeiten für die virtuelle Welt, die reale Welt zu verbessern. Der Konzern bringt Mehrwert für über 250.000 Kunden jeder Größe und in allen Branchen in mehr als 140 Ländern.
https://www.3ds.com/de
- Karl Obermann -
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