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Weltneuheit:

Spezielles System für die Abmusterung von Spritzgussformen



Die ComputerKomplett Ascad GmbH hat eine Reihe "großer" Systeme im Angebot wie NX, Creo oder Teamcenter. Daneben gibt es im Angebot der Bochumer aber auch sehr nützliche ergänzende Tools. Eines davon ist der "Injection Molding Guide". Die Software wurde bei Moldobjects entwickelt und stellt eine Weltpremiere dar, für den Einsatz bei dem Abmustern von Spritzgussformen. Details dazu besprach der CAD.de/NL mit Heike Süssbrick, Geschäftsführerin Moldobjects Nürnberg und Franz Buckel, Bereichsleiter Fertigung und Simulation, bei der ComputerKomplett Ascad GmbH.

CAD.de/NL: Frau Süssbrich, Herr Buckel, das Abmustern von Spritzgusswerkzeugen ist ja nichts Neues. Es sollte also genügend Routine geben. Wo setzen Sie denn mit ihrem neuen Programm Injection Molding Guide an?
Süssbrich: Ob Sie es glauben oder nicht, viele Werkzeugbauer bzw. die Abmusterbetriebe dokumentieren noch immer auf Papier oder mit Exel. Auf Deutsch gesagt, die einzelnen Informationen werden auf einzelnen Zetteln gesammelt und abgeheftet, im besten Fall in einem lokalen Dateisystem abgespeichert. Schnelles Wiederfinden ist Glücksache. Die Prozesse sind wirklich noch nicht digitalisiert.
Buckel: Aus Sicht der ComputerKomplett Ascad GmbH wollten wir ursprünglich ein solches System auf der Basis von Teamcenter und Windchill aufbauen. Dann haben wir aber festgestellt, die Spritzgießer, welche diese Maschinen betreiben, haben keines der großen PDM-Systeme. Und eines davon einzuführen, nur um die Daten beim Abmustern abzuspeichern, das wäre illusorisch. Also wird ein kleines genau passendes System mit einfacher Bedienung gebraucht, um an dieser Stelle weiter zu kommen. Das ist nun "Injection Molding Guide" - einfach zu bedienen, aber doch sehr viel hilfreicher als Exceltabellen.


Der Injection Molding Guide integriert den gesamten Prozess der Werkzeugabmusterung.

Woher kamen die Grundideen zu diesem neuen Verfahren?
Süssbrich
: Die Idee kam von einem Ingenieur bei Nürnberg, Andreas Schötz, der das Ingenieurbüro Schötz Kunststofftechnik GmbH betreibt. Er hat seine jahrelangen Erfahrungen in diesem Bereich zuerst in einem Buch niedergelegt. Er hat ebenfalls zunächst versucht, für seine Kunden eine Lösung auf Excelbasis zu realisieren, die aber schnell an ihre Grenzen stieß. Er hat dann das was er wirklich wollte in ein Pflichtenheft umgesetzt und anschließend jemand gesucht, der das als Standardprogramm aufbauen kann. Das waren dann wir.

Was sind denn die wesentlichen Funktionen von IMG?

Buckel: Der Injection Molding Guide ist die weltweit erste Software für Werkzeugabmusterungen mit Prozessoptimierungen. Mit diesem Tool haben die Anwender eine schnelle strukturierte und systematische Grundlage, um die komplexen Abmusterungsprozesse auf einem hohen standarisierten Niveau durchführen zu können. Nur mit einer systematischen Herangehensweise können Verarbeiter ihre Spritzprozesse effizienter gestalten und die Abmusterungsphase kann dabei gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Oftmals müssen Interessen des Kunden, der Werkzeugkonstruktion, des Werkzeugbaus, der Fachleute für die Abmusterung, der Qualitätssicherung, der Serienproduktion u.a. erfasst und in Einklang gebracht werden: Ohne Rechner und Datenmanagement kaum denkbar.


Die Hauptvorteile von IMG im Überblick.

Was wird also gemacht, um den Fortschritt zu erreichen?
Buckel
: Alle Informationen, wie etwa zu Kunststoffen, Maschinen, Peripherie, Prozessdaten, sowie viele weitere Daten werden in einer SQL-Datenbank gespeichert und sind dann jederzeit wieder abrufbar. Das allein schon macht den Abmusterungsprozess schneller.
Die strukturierte und analytische Vorgehensweise, die unsere Software nach sich zieht, ermöglicht eine lückenlose Dokumentation des Abmusterungsprozesses bzw. der Optimierungsprozesse im Unternehmen, so dass alle Beteiligten jederzeit auf dem aktuellen Stand sein können.

Verfügt das System auch über Fähigkeiten, Daten automatisch vom Werkzeug bzw. von der Maschine aufzunehmen?
Buckel
: Nein, das ist aktuell nicht der Fall. Zurzeit werden notwendige Angaben von der Steuerung abgelesen und ins System eingegeben. Für die Zukunft ist es aber denkbar, eine Direktankopplung zu machen.

Jetzt sind ja Spritzgussteile sehr unterschiedlich, von recht einfach, bis sehr komplex. Muss zu jedem Teil erst die passende Vorlage erstellt werden oder sind es "nur Dokumente", die beschrieben und abgespeichert werden?
Süssbrich
: Das ist komplett standardisiert und die Anwender werden durch das Programm regelrecht geführt. Hinter jedem Prozessschritt ist eine Guide-Funktion hinterlegt, so dass das Programm wirklich sicher benutzt werden kann. Nach 10 Schritten hat man alles erledigt und nichts vergessen und im besten Fall das Werkzeug optimal für die Serienproduktion vorbereitet.
Buckel: Das muss man sich so vorstellen, dass auf der einen Seite sämtliche Daten gespeichert sind, vom Werkzeug über das Material, aber auch von allen relevanten Personen. Etwa hat man es mit einem Werkstoff oder zweien oder gar mehreren zu tun. Ist ein Formnest vorhanden oder mehrere - auch unterschiedliche, Werkzeugdaten sind  komplett hinterlegt, so ein Werkzeug kostet ja auch zwischen 10.000 und mehreren 100.000 Euro, Werkzeugeinstellungen, Grundeinstellung der Schließeinheit, Grundeinstellung der Plastifiziereinheit u.v.m.

Ist Ihr Programm auch geeignet für andere Produktionsverfahren, z. B. Aluminiumdruckguss?
Buckel
: Nein. Der Injektion Molding Guide ist speziell nur für Spritzguss geeignet. Alle hier verankerten Schritte und Checklisten sind sehr kunststoff-spezifisch. Beide große Kunststoffgruppen, Thermoplaste und Duroplaste sind möglich, andere Werkstoffe nicht.


Die Benutzung des neuen Systems ist leicht und sehr übersichtlich.

Welche Messwerte werden genommen?
Buckel
: Zunächst sind es sehr viele Checklisten, die der Bearbeiter durchzugehen hat. Ein Beispiel: Liegt der Schwerpunkt eines Werkzeugs unterm Kranhaken oder nicht! Oder sind die Schilder an den Kühlanschlüssen korrekt angebracht! Also 90% der Arbeiten geht ohne Vermessung. Natürlich werden dann auch die Hauptmaße des Erzeugnisses geprüft und eingetragen und mit den Sollmaßen verglichen etc.
Süssbrich: Zurzeit bewerben wir uns mit der Hahn Schickard Gesellschaft an der Universität Stuttgart in Stuttgart um die Teilnahme an einem Forschungsprojekt, wo es darum geht, Daten aus der Form bzw. Maschine direkt in unserem Programm zu verarbeiten und auch Schlüsse daraus zu ziehen, Stichwort: Machine learning. Da sind wir also schon dran.

Gibt es eine Kopplung an CAD?
Buckel
: Die CAD-Daten werden wir nur insofern berücksichtigen, als wir diese als Dokumenten zum Projekt abspeichern können. Wenn also dann jemand zu einer Abmusterung das CAD-Dokument sehen möchte, kann er sich dieses herunterladen. Aber eine CAD-Daten-Verwaltung machen wir nicht. Das machen andere Systeme, die darauf fokussiert sind.

Welchen Status hat das Projekt jetzt?
Es ist released, d. h. die Software kann bereits gekauft werden.


Heike Süssbrich, Geschäftsführerin Moldobjects.

Verkaufen Sie die Software bei ComputerKomplett Ascad über die gesamte Organisation und nicht nur über die Niederlassung Nürnberg?
Buckel: So ist es. Wir hatten schon einige Veranstaltungen zu dem Produkt, z. B. in Bochum und in Nürnberg. Alle denen wir die Software nahegebracht haben, zeigten wirklich ein großes Interesse, so dass wir für die Zukunft recht optimistisch sind. Ein Kollege, der eine Direktmail-Aktion gemacht hat, mit einer Grundmenge von 42 Adressaten, der bekam 27 Rückmeldungen, was enorm hoch ist.

Ist die Zusammenarbeit mit Ascad über einen  Reseller-Vertrag geregelt?
Süssbrich
: Ja, Ascad ist unser erster Reseller.
Buckel: Neben den großen Programmen haben wir auch kleinere im Portfolio wie z. B. Hypermill oder Vericut und jetzt eben IMG und tragen auch die in den Markt. Den First Level Support machen wir über unser Support-Center, der second level Support macht indes die Moldobjects.


Franz Buckel, Bereichsleiter Fertigung und Simulation, bei der ComputerKomplett Ascad GmbH.

Was bietet Moldobjects über das reine Produkt hinaus noch an?
Süssbrich
: Im wesentlichen Wartung. Natürlich entwickeln wir die Software auch weiter. Eines der nächsten Ziele ist die englische Sprachversion.

Zum Unternehmen Moldobjects selbst...
Süssbrich
: Unser Unternehmen hat seinen Sitz bei Nürnberg und beschäftigt zurzeit vier Mitarbeiter, also ein typischer Startup-Betrieb. Unsere Aktivitäten sind Entwicklung, Vertrieb und Support, wobei bislang der Schwerpunkt auf der Entwicklung lag. Darüber hinaus beraten und begleiten wir unsere Kunden auch zum Thema Innovation, Strategie und bieten auch komplettes  Chancenmanagement an. Unsere Mitarbeiter haben recht unterschiedliche Talente und zum Teil langjährige Erfahrungen so können wir ein breites Spektrum an Aktivitäten abdecken.

Frau Süssbrich, Herr Buckel, vielen Dank für das Gespräch.

Über ComputerKomplett
Traditionelle Geschäftsmodelle verändern sich durch Trends wie das Internet der Dinge (IoT), die digitale Vernetzung und den Wunsch nach mobiler Kommunikation. Seit über 30 Jahren stärkt ComputerKomplett die Innovationsfähigkeit und digitale Fitness von Fertigungs- und Handelsunternehmen, damit diese im Wandel die Nase vorn haben.
Das erfahrene Unternehmen für ERP-Software, Product Lifecycle Management und IT stützt sich auf marktführende Technologiepartner wie Siemens, abas, PTC, Comarch, HP und Fujitsu. Ziel ist, alle Wertschöpfungspotenziale zu nutzen und daraus Wettbewerbsvorteile für die eigenen Kunden zu generieren.
Mit CK.HybrIT bietet ComputerKomplett auch eigene Technologien, beispielsweise für die Cloud. Viele Industrie-4.0-Projekte wurden damit bereits erfolgreich umgesetzt.
Das Unternehmen hat 13 Niederlassungen.

www.computerkomplett.de
www.moldobjects.com

- Karl Obermann -

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