Cad.de Newsletter

Simscale: Vielfältige Berechnungsmöglichkeiten in der Cloud



Die Simscale GmbH, München, bietet insbesondere mittelständischen Kunden verschiedene Berechnungs- und Simulationsmöglichkeiten, auch bis hin zu sehr komplexen Dingen, ohne große Anfangsinvestitionen. Dabei wird nicht nur Rechenleistung in der Cloud geboten, sondern vor allem kompetente Anwendungsbetreuung - bis hin zum Komplettservice. Über Details sprach der CAD.de/NL mit dem CEO des Unternehmens, David Heiny.


CAD.de/NL: Herr Heiny, was ist die Grundidee von Simscale?
Heiny: Als Ingenieurbüro für Berechnung und Simulation haben wir erfahren, was es bedeutet, die entsprechenden Tools, aber auch das KnowHow für Simulation aufzubauen: Die Hardware, die Software, die Schulungen usw.
Hohe Investitionen, finanzieller und persönlicher Art.
Um die Kosten mindestens in Grenzen zu halten, haben wir auf Opensource-Software zurückgegriffen. Die Gründer von Simscale, also meine Kollegen und ich, kamen alle aus dem Forschungsbereich und wussten daher wie man solche Pakete bedient, die oft ohne grafische Benutzeroberfläche daher kommen und sonst auch nicht ganz einfach zu handhaben sind.
Mit Hilfe solcher Pakete haben wir dann eine Simulationsumgebung in der Amazon-Cloud aufgebaut und mit deren Hilfe klassische Simulationsdienstleistungen angeboten. Das war der Anfang.


Der Screenshoot zeigt einige „Public Projects“ von Simscale-Anwendern.

Wie ging es dann weiter
Mit der Zeit wurden immer mehr Kunden auf unsere Werkzeuge aufmerksam und haben schließlich angefragt, ob wir nicht zu deren eigener Benutzung solche einrichten könnten.
So reifte bei uns immer mehr die Idee, dass ein Potential da sein könnte, für ein eigenes Geschäft in dieser Richtung. Mit immer weiter wachsender Rechenleistung und Netzverfügbarkeit und Verfügbarkein von Public-Clouds haben wir dann quasi die Simulation nochmals neu „erfunden“.
Die Merkmale dieser neuen Simulation sind wesentlich geringere Hardware-Kosten vor Ort, deutlich geringere Anlaufkosten für den einzelnen Benutzer und eine einfachere Benutzung. Das Ergebnis ist, dass die Simulation nun für ein wesentlich breiteres Publikum nutzbar wird.

Wie tun Sie das konkret?
Zum einen fallen die Hardware-Kosten vor Ort komplett weg, es ist eine Web-Applikation, dennoch läuft hier alles noch in 3D und fühlt sich an, wie eine Software auf dem Desktop. Ein weiterer Vorteil, die in Web vorhandene Software kann parallel genutzt werden. Sagen wir, Sie wollen den Druckabfall in einem Ventil berechnen und Sie hätten 30 Varianten und können dann jedes dieser Modelle auf je 16 oder 32 Kernen laufen lassen, dann haben Sie in der Cloud 600 Kerne, die für Sie rechnen. So eine Infrastruktur hat kaum ein Unternehmen bei sich selbst stehen.

Und die Kosten?
Wir haben stets darauf geachtet, dass die Kosten für den Anwender mit dem Nutzen Hand in Hand gehen. Am Anfang ist die Benutzung kostenfrei, zum Ausprobieren, zum Einarbeiten etc.
Die ersten Subscriptschens starten dann nicht mit zehntausenden von Euro, sondern mit wenigen tausend Euro/pro Jahr. Wer dann mehr rechnen möchte, kann entsprechend aufstocken. Der Anwender bezahlt tatsächlich nur das was er braucht.


Die Simscale Workbench im Laptop- Browser.

Wie findet die KnowHow-Übertragung statt?
Das schöne bei Simscale ist, dass alle auf einer zentralen Plattform arbeiten: Die Kunden, der Support und die Consulting-Partner, die wir haben. Dadurch haben die Nutzer die Möglichkeit, ganz anders mit dem Support und der gesamten Community zusammen zu arbeiten, als bei einer traditionellen Installation.
Ich hatte eingangs erwähnt, dass am Anfang eine kostenfreie Nutzung möglich ist. Dafür aber muss der Anwender seine Projekte öffentlich einsehbar machen. Wir sind mittlerweile bei einigen zehntausenden solcher Projekte, die jeder Anwender studieren und für sich daraus Schlüsse ziehen kann, z. B. ob ein Problem ähnlich wie bei einem vorhandenen abzuarbeiten ist.
Und das geschieht auch so. Wir sehen, dass viele Anwender die vorhandenen Projekte einfach als Templates nutzen. Damit ist man schon ein ganzes Stück weiter und muss nicht von „Null“ beginnen. Darüber hinaus ist es dann möglich, mit dem Simscale-Support zu chatten und hier noch vieles erfahren, und es ist auch möglich, mit Kollegen zu kommunizieren, um letztlich in kurzer Zeit eine sinnvolle Simulation hinzubekommen.

Das hört sich alles sehr gut an, aber wenn ich 5 Jahre lang Simscale nutze, bin ich mit meinen Kosten aber wahrscheinlich höher angesiedelt als bei einer Installation vor Ort?
Definitiv. Es gibt einen Schnittpunkt, von dem an die Komplettkosten dafür sprechen, sich selbst ein eigenes Rechenzentrum aufzubauen. In den meisten Fällen tritt das auf, wenn wirklich eine sehr hohe Nutzung vorliegt. Wenn man wirklich einen neuen Simulationsfachmann Vollzeit beschäftigen kann, dann macht das Sinn, in allen anderen Fällen ist man besser beim Simscale aufgehoben.

Wenn nun jemand Ihre Dienste in Anspruch nehmen möchte, wie geht er dann vor?
Auf unserer Webseite gibt es rechts oben einen Knopf „Sign up“, mit Hilfe dessen kann man einsteigen. Die erste Subscription, die heißt bei uns „Community-Plan“, ist kostenfrei. Der Anwender bekommt Rechenpower und Funktionalität, begrenzten Support und keine Freischaltung für private Projekte. Also alles, was in diesem ersten Projekt gemacht wird, ist öffentlich und kann von allen angeschaut werden, ist dafür aber auch kostenfrei.
Oder Sie vereinbaren eine zweiwöchige Probezeit, während der Sie auch private Projekte rechnen können. Auch das ist kostenfrei und Sie können schon einmal ein Gefühl für die Software bekommen.
Der Kunde kann aber auch bei uns anrufen, sich an das Applikationsteam wenden und sich von denen weiter helfen lassen.
Egal wie der Kunde einsteigt, er sieht was geht und ggf. auch was nicht. Und dann kann er sich bei positivem Eindruck für eine Professional Subscription entscheiden.


Simscale integriert mit Onshape.

Wen brauchen Sie als Anwender, damit am Ende auch etwas Vernünftiges herauskommt?
Wir brauchen keine Absolventen mit vertieften Kenntnissen der angewandten Mathematik. Solche Leute haben wir hier, die im Zweifelsfall auch weiterhelfen können, der Anwender braucht das nicht.
Wir brauchen indes Anwender, welche die Physik verstehen. Wenn sie am Ende die Ergebnisse bekommen, müssen sie diese auch interpretieren können.

Wie machen Sie den Datenimport?
Wir haben eine Komponente für den komfortablen Datenaustausch, das ist seit 2015 Onshape. Dadurch können CAD-Modelle sehr einfach in Onshape exportiert und von dort aus in Simscal importiert werden. Direkten Support gibt es für Rhino, Solidworks, Inventor...

Wie läuft anschießend die Session ab? Normalerweise bereinigt man die Geometrie, vernetzt sie, bringt die Kräfte und Randbedingungen an und dann wird gerechnet.
Der Workflow ist im Grunde ähnlich. Gut, wenn ein schon vorhandenes Simulationsprojekt als Vorlage passt, dann sind gewisse „Abkürzungen“ möglich.
Was wir nicht machen, ist CAD-Modellierung in irgendeiner Form. Der Anwender muss also ein fertig für die Berechnung modelliertes Teil liefern.

Dann käme das Solving. Haben Sie genau passende Solver für die jeweilige Problemstellung, Strukturmechanik, Strömungsanalyse usw.?
Auf unserem Produktivsystem laufen zurzeit vier Löser - alle Opensource-Software.
Die beiden Hauptsolver sind im Bereich der Finiten-Volumen-Berechnung, OpenFoam, eingesetzt und im Finite Elemente Bereich ist es ein Paket aus Frankreich.
Unser Team hat mit beiden langjährige Erfahrungen, so dass wir im Zweifelsfall im Sinne des Kunden auch eingreifen können. Aber wir sind zum aktuellen Zeitpunkt keine Löser-Entwickler.

Sind ihre Löser „state of the art“?
Ja, auf jeden Fall. Sie können mit allen anderen Lösern mithalten, die es sonst so in der Industrie gibt.

Werden Sie weitere hinzunehmen?
Auch diese Frage kann ich nur mit „Ja“ beantworten; wir werden für die Zukunft weitere Löser brauchen. Dazu stehen wir jetzt schon in Verhandlung mit Anbietern solcher Tools. Näheres dann, wenn es soweit ist.

Wie sieht es z. B. mit der Berechnung von faserverstärkten Kunststoffteilen aus?
Ein ganz heißes Thema. Wir bekommen aktuell sehr viele Anfragen dazu. Einiges können wir sicher mit unseren Tools abdecken. Wenn wir aber an Grenzen stoßen, werden wir nicht zögern, entsprechende Solver von Partnern mit einzubinden.

Wem gehören die Daten?
Dem Kunden. Alles was er erstellt gehört ihm.


David Heiny, Geschäftsführer der Simscale GmbH in München.

Dann müssen wir noch über das Thema Datensicherheit sprechen.
Die Zukunft unserer Firma hängt davon ab, dass wir mit den Kundendaten sicher umgehen und dass uns das die Kunden auch glauben, und zwar über längere Zeiträume hinweg.
Von unseren 50 Mitarbeitern arbeiten allein fünf für sichere Infrastrukturen. Dazu läuft unsere Infrastruktur auf einem der größten Rechenzentren der Welt, wo sich tausende Mitarbeiter darum kümmern, dass es auch klappt mit der Datensicherheit.
Dementsprechend ist es eben so: die Daten liegen nicht mehr beim Kunden lokal, sondern befinden sich in der Cloud. Wir und unsere Cloud-Anbieter tun alles dafür was möglich ist, um die Datensicherheit zu gewährleisen.
Das ist in aller Regel wesentlich mehr als die meisten Kunden selbst in ihrer IT-Abteilung machen oder überhaupt machen können. Aber eine 100%ige Datensicherheit gibt es eben nicht.
Das müssen unsere Kunden sehen und dann abwägen, was sie tun.

Herr Heiny, vielen Dank für das Gespräch

www.simscale.com

- Karl Obermann -

Anzeige: