erstellt am: 21. Sep. 2006 00:43
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Wer war zuerst da, die Naturgesetze oder das Universum?Was wir als "Schöpfung" bezeichnen, ist nichts weiter als ein Spiralnebel, der grade dabei ist, von einem schwarzen Loch aufgesogen zu werden. Wir haben nur das Glück, weit genug draussen zu sein.
Alle 30tsd Jahre fliegen wir durch einen Steinehaufen, weil wir uns ja auch auf und ab bewegen mit unserer Sonne, nur diesmal, da hatten wir Glück, sonst wär's mit uns auch aus wie mit den Dinos.
Und wenn wir Menschen uns das Licht schon ausgeblasen hätten, wer würde dann noch an Gott und Kirche glauben? Keiner mehr, welchen Sinn hätte das dann? Die "SChöpfung" gäb's trotzdem noch, 4.5 Mrd Jahre war keiner da, der an Gott glaubte, jetzt mal ein paar tausend Jahre tun wir's und danach wird wieder keiner mehr da sein, die Bücher mit den tollen Zitaten alle zu Asche verbrannt.
Für mich alles nur Größenwahn.
Lasst mich an dieser Stelle einfach mal eine Geschichte erzählen.
Sie beginnt irgendwo im Nirgendwo, ein Schäfer hat eine glückliche Herde Schafe, Nachwuchs stellt sich ein, ein schwarzes ist diesmal dabei, eins von diesen so seltenen und schönen Tieren. Er freut sich.
Wochen später, er kommt in eine Pfarrei, der Pfarrer erklärt von der Kanzel des Schäfers Pflicht, wegen eines einzelnen, verlorenen Schafes die ganze Herde zu verlassen und es zu suchen und zur Herde zurückzubringen. Doch danach, auf dem Rade, erspäht er das schwarze Schäfchen. Verantwortungsbewusst spricht er den Schäfer sogleich an: „Ja, weißt Du denn nicht, schwarze Schafe bringen Unglück. Versuche es loszuwerden, so schnell Du kannst“.
Der Schäfer glaubt ihm, verschenkt das Schäfchen an einen Kollegen, sagt ihm aber nichts von des Pfarrers Hinweis. Für ihn ist die Welt wieder in Ordnung, schade eigentlich um das Schäfchen, aber ein Risiko will man ja schließlich auch nicht eingehen.
Das Schäfchen muß entsetzt erkennen, daß es in der neuen Herde niemanden kennt, mit Argwohn beduftet wird, aber es lebt sich wieder ein in der neuen Umgebung. Die alte Herde hat sich mit dem für sie unverständlichen Verlust auch abgefunden. Business as usual.
Eim paar Wochen später kommt diese Herde in besagte Pfarrei, der Pfarrer tut wieder seine “Pflicht”, das schwarze Schaf wechselt erneut den Besitzer, wieder neue Umgebung.
Dem schwarzen Schaf fällt auf, daß kein anderes Schaf mit ihm den Besitzer wechselt, das muß also einen Grund haben, daß es selbst schwarz ist, fällt ihm in jungen Jahren zunächst zwar auf, sieht darin aber kein Problem. Es muß andere Gründe geben, daß es dauernd abgegeben wird, es ändert sein Verhalten, will endlich mal in einer Herde bleiben.
Wieder kommt es mitsamt Herde in besagte Pfarrei, wieder kommt der Herr Pfarrer auf dem Rade, wieder will er mit dem Schäfer das übliche Gespräch führen, doch diesmal läuft es nicht wie geplant, das Gespräch verlässt die verbale Ebene, der Pfarrer sieht sich zur schnellen Abreise genötigt, die Hunde im Gefolge und wie er am nächsten Sonntag das Veilchen im Gesicht seiner Gemeinde erklärt, das ist ein eigenes Problem. Und daß ihn der Herr so jäh im Stich hat gelassen, das hätte der schon anders regeln können.
Bei diesem Schäfer wächst unser schwarzes Schaf heran, verlebt eine schöne Jugend, auf die Gerüchte von seinen Kollegen gibt er nichts. Nur der Pfarrer, der hat da noch eine Rechnung offen und es steht doch geschrieben, daß schwarze Schafe Unglück bringen. Er muß was tun, muß es anders angehen.
Eine Wahl steht an, er verspricht wohlwollende Worte für den Landrat, wenn dieser im Gegenzug eine passende Vorschrift erlässt, die das Halten schwarzer Schafe verbietet. Der tut’s und gewinnt seine Wahl. Der Schäfer bekommt ungebetenen Besuch, eine Frist zur „Beseitigung“ wird ihm gesetzt, sonst droht Bußgeld. Nix da, ich kenn auch Leute, ruft seinen Studienkollegen an, ob der denn nicht was wisse, wie man aus einem schwarzen Schaf wenigstens äusserlich ein weisses macht, schließlich habe man ja mal gemeinsam Chemie studiert. Wenige Stunden später ist das schwarze Schaf „verschwunden“, die Ordnungshüter sehen es schon von weitem und sind zufrieden.
Und unser Schaf fragt sich, was denn nun die tägliche Einsprühung soll, wenn’s halt sein muß, muß es eben sein, nimmt aber auch zur Kenntnis, daß es nur wieder ein einziges Tier betrifft, alle anderen werden nicht besprüht.
Der Pfarrer ist ein misstrauischer seiner Art, glaubt auch Beichten nicht, observiert die Herde und nach Regenfällen ist ein Schaf deutlich grauer als die anderen. Aha, klarer Fall, flugs radelt er zum karrieremäßig gekletterten Landrat. Schnell ist man sich einig, erwischte Tiere müssen eine Ohrmarke kriegen und den Ortsvorsitzenden des Tierschutzvereins, den kann man bestechen.
Also reist eine Übermacht zur Schafherde, das ehemals schwarze Schaf ist rasch ausgemacht, es bekommt laut schreiend die Ohrmarke eingenietet. Nix mehr mit Umlackieren, entweder weg mit dem Vieh oder Bußgeld.
Unser Schaf merkt nur, daß es da jetzt was am Ohr hat, was stört und ziemlich weh tut. Warum denn so was und warum nur wieder ein Tier und alle anderen nicht.
Unser Schäfer bleibt stur, wochenlang stellt er sich quer, bis er vor die Wahl gestellt wird, entweder darf er kein Schäfer mehr sein oder er bereinigt seine Herde. Schweren Herzens zieht er weiter – und lässt unser Schaf schlafend zurück.
Nun hat der Pfarrer erreicht, was er wollte, eben noch predigend, daß ein verlustig gehendes Schaf zu suchen wäre, hat er jetzt eins seiner Herde beraubt und ist auch noch stolz drauf, hat Gutes getan. Dafür sind jetzt alle Herden „rein“.
Die Blickrichtung unseres Schafs ist aber eine andere, es stellt nur fest, daß die anderen alle weg sind. Warum durfte es diesmal denn nicht mit? Der Regen tut das Seine, die schwarze Farbe kommt auch wieder zum Vorschein.
Alle Versuche, wieder in eine Herde zu kommen, sich reinzuschwindeln, haben zur Folge, daß es sofort wieder verjagt wird, kein Schäfer will seine Zulassung verlieren.
Hat wohl keinen Sinn mehr, aber zu allem Überfluß ist es wohl ein Unterschied, ob sich eine ganze Schafherde über eine Wiese hermacht, das geht in Ordnung, aber ein einzelnes Schaf, das scheint schwere, bleibende Umweltschäden anzurichten, wird sofort verjagt.
Das geht irgendwo nicht mehr in ein Schafshirn.
Der Landrat sitzt in der Gaststätte, die lokale Unternehmerschaft auch, man lästert noch über das Thema des Pfarrers, bis man erkennt, daß hier Potential steckt, wenn die Schäfer alle schwarzen Schafe, die neu auf die Welt kommen, abliefern müssen, dann hat man Versuchstiere, über die sich keiner mehr aufregt, keine Proteste mehr, die Presse möge dies gleich passend in die Wege leiten. Die nun auf die Welt kommenden schwarzen Schafe hätten das besser bleiben lassen, niemand mehr, der in ihnen auch Tiere als Schöpfung Gottes erkennen will. Der Pfarrer weiß es, hüllt sich in Schweigen.
Verbleiben die frei laufenden Tiere, die auch was zu Fressen brauchen, sich das also stehlen müssen, die Treibjagd beginnt. Der Tierschutzverein? Unser Schaf hat Glück, es kann im Schutz der Nacht leben, während der greise Jäger des Orts versehentlich die teuren Zuchthunde des hiesigen Zahnarzts beseitigt. Bedauerliche Kolateralschäden, der Zahnarzt wird es zu gegebener Zeit zu würdigen wissen.
Jedem erlegten schwarzen Schaf ist ein Bild nebst Text auf dem Lokalblatt sicher, es ist schick, gegen die schwarzen Schafe Stimmung zu machen, Vereine bilden sich, Aufkleber für Autos werden verteilt. „Man“ gehört dazu, wenn man mitmacht, egal, ob man den Sinn versteht oder nicht, Umweltschutz als Aufhänger, die Leute sind überzeugt von dem, was sie tun. Einige renommierte, seriöse Tierforscher, wollen dazwischengehen, werden niedergewalzt. Diese Monstertiere, die müssen weg, kein Mitgefühl, keine Tierliebe, das muß jetzt ein für allemal erledigt werden. Damit lässt sich gut Kohle machen.
Nur ein totes schwarzes Schaf ist ein gutes schwarzes Schaf.
Unser schwarzes Schaf, inzwischen völlig ungepflegt verkommen, findet andere, denen es genauso geht, kurze Zeit sind sie vier, dann nur noch drei. Eine kleine Herde, die sich nur verstecken kann und hoffen, daß sich der Wahnsinn nochmal legt.
Er legt sich nicht. Die Geschichte selbst geht im Original weiter, eine der härtesten Szenen ist, wo die erwachsenen Tiere ein sehr junges, ausgesetztes von ihrer Art finden, sich eine Weile darum kümmern und dann doch mit ihm an eine hohe Klippe gehen und es hinunterstoßen, um ihm eine Zukunft, die sie erahnen, zu ersparen.
An dieser Stelle breche ich die Geschichte jetzt ab, ich habe sie auch aus dem Gedächtnis erzählt und noch weiter gelesen, man braucht nur die schwarzen Schafe gedanklich zu ersetzen, dann hat man sie in der Realität, sie hat sich vor 65 Jahren mal abgespielt, zigmal auch davor schon und jetzt auch wieder.
Und in jeder der Epochen kann man sich die Rolle von Kirche, Religion und Politik ansehen.
Und sich seine Meinung bilden, auch über den Gott oder die Götter, die das angeblich erschaffen haben. Da können sie oder kann er sehr stolz sein drauf. Die Stärke einer Gesellschaft zeigt sich auch darin, ob und wie sie mit den schwarzen Schafen umgeht, ob sie sie integrieren kann und will oder nicht.
[Diese Nachricht wurde von murphy2 am 21. Sep. 2006 editiert.]