erstellt am: 03. Dez. 2003 16:37 Unities abgeben:
Könnte es nicht sein, daß da noch ganz andere Personenkreise Interesse an unseren Daten haben, die uns auch nicht gerade wohlgesonnen und demzufolge schon bereit sind, ganz andere Arbeit reinzustecken?
http://www.big-brother-award.de/2003/.comm/ Einfach mal im Gedanken durchgespielt und soll sich bitte keiner persönlich angegriffen fühlen und ruhig auch ein wenig dabei lachen:
Murphy, seines Zeichens gewiß kein Engel, hat Probleme mit einer Rundung an einem antiken Zylinderkopf, lokalisiert einen Fehler im IV und schickt IPT nebst JPG-Bild per Mail zu ADESK. Beide haben keine bösen Absichten.
Irgendwo dazwischen ist gerade ein Journalist auf der Suche nach neuen Sensationen, da aber die üblichen Themen nicht mehr greifen, muß er ein wenig nachhelfen, sucht sich also neue mögliche Bösewichter. Die Konstrukteure in ihren weissen Mänteln, da müssten doch ein paar schwarze Schafe dabei sein und notfalls lackieren wir halt ein paar um. Also klinkt er sich mit ein wenig Vitamin-B in den Datenstrom ein - und findet den Zylinderkopf.
Ein Zylinderkopf soll das sein? Niemals! Täuschung! Tarnung! Ein hochbrisantes Raketenbauteil könnte das auch sein, der konzentrische Lochkreis mit lauter gleichen Löchern ist ein zu deutliches Indiz. Also mal kurz im Header gesucht, ein murphy sei da am Werk, google rödelt, nach ein wenig Recherche (schätze 10 min) spuckt er da einiges gleich in Landessprache aus. Schnell jetzt ein Foto für's Heft später, zwei Redakteure besten Alters und ernsten Blickes an ihren PC auf der Suche nach einem schrägen Vogel, der Raketenteile fälscht, gibt eine gute Bildunterschrift.
Google spuckt noch mehr aus, da gibt's ja sogar ein Forum, wo mehrere solche Leute ihre Informationen gut getarnt tauschen, sich sogar einer richtigen Fachsprache bedienen, von BS und SPs und einer einflussreichen Dame namens Diva und einem vermutlichen Schweizer namens Stüli ist da die Rede. Filmaufnahmen von der Recherche auf CAD.DE für die Sendung bei Frontal21, 37Grad, Kerner & Co. Der Sprecher wird seinen Teil hinzutun. Aha, da ist also ein ganzes Hornissennest am Werk, welchselbiges unbedingt ausgehoben werden muß, ein richtiges internationales Netzwerk hat sich da unter Nutzung modernster Techniken bereits etabliert. Die Sensation ist perfekt.
Natürlich findet man auch murphys gut getarnte Internetseite. Unglaublich, wo sich solche kriminiellen Subjekte heute verstecken, da bleibt doch jeglicher Anstand auf der Strecke. Wer sind die Hintermänner?
Über die Internetseite nimmt man nun mit murphy Kontakt auf, gibt sich als Interessent aus, taucht in die Konstrukteurs-"Szene" ein, besucht Spelunken, wo die sich normalerweise treffen. Ja natürlich kann man den Zylinderkopf auch ein wenig modifiziert modellieren, murphy redet ganz locker über die technischen Möglichkeiten, achtet nicht sonderlich auf die Worte. Murphy in seiner bodenlosen Naivität merkt ja nicht, was da abgeht und sagt den Leuten, wo sie hinfahren müssen. Man setzt sich zusammen, wundert sich noch ein wenig über die Poster an der Wand. Gute Tarnung! Währenddessen umstellt ein Sondereinsatzkommando der inzwischen informierten Herren in Grün murphys bescheidenes Häuschen, um ihn auf frischer Tat erwischen zu können, mit diesem Teil auf dem Bildschirm. Zugriff! Glas geht zu Bruch.
Murphy's Maus leuchtet so verdächtig rot, eine aus Japan mit Laserabwehr? Die Situation gerät völlig aus dem Ruder, murphy wird nicht wie geplant mit den Herren in Grün, sondern mit dem Notarztwagen abreisen. Knochenbrüche.
Zeitgleich bekommen auch andere CAD.DE-Mitglieder, zweifelsfrei auch Mitglieder dieser kriminellen Vereinigung, ungebetenen Besuch, wenn schon, dann muß man ja den ganzen Ring ausheben. In den Nachrichten wird dann von 1300 verdächtigen Personen die Rede sein, deren Häuser und Büros in einer über mehrere Länder koordinierten Aktion durchsucht wurden, einige werden gleich vor der Kamera interviewt. Vorverurteilung, unkenntlich gemachte Gesichter. Erst später wird auffallen, daß 1302 Leute Besuch bekamen und bei zweien deren Firewall-geschützte PCs von der Konkurrenz abgeholt wurden.
Haufenweise werden PCs, CDs und Videokassetten sichergestellt, allein murphys 10 PCs und über 1000 Videokassetten, CDs und DVDs sind sicher eine gute Beute und erlangen Berühmtheit, die Nachrichten berichten inzwischen über diese Aktion, die Innenminister geben Interviews. Ja, Überwachung ist notwendig und wie man sieht auch sehr sinnvoll. Unvorstellbar, was da wieder hätte passieren können. Gerade für Konstrukteure müssen härtere Gesetze her, diesem Wildwuchse muß mit aller zur Verfügung stehenden Härte Einhalt geboten werden. Murphy schmort währenddessen mal wieder in U-Haft, Verdunkelungsgefahr, die Bildschirmschoner sind passwortgesichert.
Die E-Mail-Kontakte müssen analysiert werden, im Forum gab es sogar noch ein eigenes Mailingsystem. Man ist sich sicher, weitere Aktionen werden nötig, nur die Spitze des Eisberges habe man gefunden.
Die Justiz möchte Anklage erheben, der öffentliche Druck steigt, die Tageszeitungen bringen es längst auf der Titelseite, die Journalisten legen kräftig Holz ins Feuer, sehen sich schon Urlaub im sonnigen Süden machen, Orden vom Bundespräsidenten bekommen. Währenddessen erkennen die Ermittlungsbeamten, daß die Projektverwaltung des IV auch nicht ohne ist und die Analyse der Daten enorm erschwert, lernen das bekannte Dialogfeld zum Suchen der Dateien kennen. Krisensitzung, Dreischichtbetrieb wird nötig, wie können Leute damit zurechtkommen, wenn schon das Umbenennen eines Verzeichnisses ein Chaos verursachen kann.
Man findet allerhand auf den PCs, da ist alles vertreten, was man mit CAD so machen kann. Entweder hat man es hier mit einer kriminellen Verschwörung galaktischen Ausmaßes zu tun - oder ganz normalen Konstrukteuren, die nur ihrer Arbeit nachgehen, was der Justiz auch langsam dämmert.
Schnell noch schwenken ein paar Politiker um, man suche ja in Wirklichkeit nach Leuten, die vorsätzlich keine Subskription abschließen oder günstige Vorwahlnummern verwenden und damit Mehrwertsteuer dem Staate vorenthalten würden. Dazu hätte man das alles etwas getarnt und die Journalisten, inzwischen den schwarzen Peter auch von sich schiebend, hätten eh nur gestört. Der Skandal ist perfekt, die Herren in Grün merken, daß sie selber nicht mehr so top dastehen und verweigern ihrerseits nun jede Aussage.
Die meisten Verfahren gegen die CAD.DE-Mitglieder werden unauffällig eingestellt, das Forum sichert sich jetzt mit mehrfach kaskadierten Verschlüsselungstechnologien und Aufnahmeprüfungen ab. Murphy, nur noch aus Knochen bestehend, muß vor Gericht, schon aus Prestigegründen. Blitzlichtgewitter. Der Richter, ein respekteinflössend gestrenger Herr reiferen Alters in dunkler Robe und perfekter Haltung erkennt den Zylinderkopf vom Motor seines Großvaters wieder und dessen besondere Tücke mit der problematischen Rundung, der damalige Modellschreiner ging mit dem Hobel ein paarmal an die Stelle. Erinnerungen werden wach - und nach langer und anstrengender Sitzung spricht das Gericht murphy frei.
Darüber berichtet keiner mehr, murphy loggt sich natürlich sofort wieder bei CAD.DE ein und geht erst danach was essen - und kauft sich neue PCs.
Autodesk hat inzwischen ein neues Servicepack herausgebracht, die Rundung geht jetzt, dafür aber eine Fase an anderer Stelle nicht mehr. Also nimmt murphy die IPT nebst einem JPG-Bild, verschlüsselt die Daten in Erinnerung an die blauen Flecken aber diesmal sehr gründlich, schickt sie zu Autodesk.
Dazwischen sitzt der Journalist, schon wieder auf der Suche und findet eine verschlüsselte Datei...