Zitat:
Original erstellt von Jenskl:
Waren sie damals so gemein zu Dir?
Hallo Jens,
die Reaktion ist meiner Meinung nach ziemlich überzogen. In 98% der Fälle, wirst du bei Arbeitsbeginn in einem Betrieb mit einer CAD-Installation konfrontiert. Ob du das System magst oder nicht, steht dabei überhaupt nicht zur Debatte. Es ist einfach da und in der heutigen schweren Zeit wird sich ein Unternehmen nur schwerlich ein neues System anschaffen (es sei denn das alte System wird vom Hersteller nicht mehr gepflegt).
Wir haben in unserem Betrieb sowohl Solidworks als auch Inventor parallel in Benutzung. Ich bin wirklich der letzte hier drin, der Inventor in den Himmel lobt. Dazu sehe ich die Vorteile von Solidworks zu oft. Aber...Solidworks ist weit davon weg perfekt zu sein. Es hat wirklich teilweise die besseren Ansätze gegenüber dem Inventor. Der Unterschied verringert sich jedoch mit jeder neuen Version des Inventors mehr. Einiges was für uns wichtig war (wie z.B. die unterschiedlichen Arbeitsstellungen von Bauteilen) konnte man in Solidworks leichter machen. Autodesk hat gelernt und bringt dies in der 9er auch. Und bevor jetzt alle wieder schreien: Nein, Inventor ist noch nicht ausgereift, aber er reift verdammt schnell. Solidworks ist übrigens auch nicht ausgereift.
Jeder Vergleich von CAD-Systemen ist immer eine Momentaufnahme. Autodesk hatte den Vorteil, daß es eine große Autocad-Gemeinde hatte. Aber auch Autodesk mußte lernen, daß nicht jede Gemeinde bedenkenlos hinter dem Führer herläuft. Autodesk hat viel negative Kritik für den Inventor einstecken müssen, als sie das System auf den Markt brachten. Ich habe den Eindruck, daß sie daraus gelernt haben. Und Argumente wie, Autodesk ist ein unflexibler Konzern der die Interessen seiner Kunden nicht beachtet, kann ich nicht gelten lassen. Natürlich sind wir DIN-Normen gewohnt. Und selbverständlich erachten wir uns als den wichtigsten Markt der Welt. Nur ist es eben nicht so. Inventor wird weltweit eingesetzt und jeder Benutzer hat Wünsche und Forderungen an Autodesk. Da sind manche Forderungen wichtiger als andere. Deshalb ist eben nicht alles in den nächsten zwei Versionen enthalten, sondern manchmal erst viel später. Manchmal auch gar nicht...
Jeder der von uns im produzierenden Gewerbe tätig ist, kennt diese Probleme. Man soll in der Kürze der Zeit neue Sachen entwickeln, alte verbessern und auch noch die Tagesarbeit erledigen. Da bleiben viele Sachen auf der Strecke. Auch wenn es für denjenigen, der sie benötigt, nur Kleinigkeiten sind, die doch wirklich ganz leicht umzusetzen wären...
Die universelle CAD-Software gibt es nicht. Es gibt große Unterschiede im Midrange-Bereich und auch im High-End-Sektor. Letztendlich ist die Frage, was du produzierst und dann kommen meist eine Handvoll Systeme in Frage. Du kannst nach deinen eigenen Vorlieben auswählen (als Konstrukteur und ganz, ganz selten als Verantworlicher bei der Einführung) oder nach der Marktmacht. Oder du kannst gar nicht wählen, weil es schon jemand für dich erledigt hat (die berüchtigte Situation Firmenumgruppierung und der Satz: Im Mutterkonzern wird aber das System XY eingesetzt und wir wollen vereinheitlichen). Ich arbeite jetzt mit dem siebten oder achten CAD-System, die meisten davon mangels ausreichender Schulung (ja, ja, liebe Händler ich weiß, eine Schulung ist durch nichts zu ersetzen. Leider sind die Chefs bei Mittelbewilligungen sehr konservativ) als Autodidakt. Inventor ist definitiv leichter zu bedienen als Solidworks. Bei manchen Sachen bist du als Otto-Normalbenutzer mit deinem Latein am Ende und manches geht nur durch die Hintertür. Aber man kann damit in akzeptabler Zeit auch große Maschinen konstruieren. Und mit jeder Version geht es besser...
Also stell deine Frage einfach in zwei Jahren nochmal und du wirst feststellen, daß sich die Lage wieder verändert hat. Und du wirst immer noch mit demselben CAD-System arbeiten. Irgendwann wirst du vielleicht deinen Arbeitsplatz wechseln und mit einem neuen System konfrontiert werden. Du wirst damit arbeiten und du wirst jammern: Das geht nicht und das ist Sch... Fast nie wirst du sagen: Das ist Super!! Liegt wohl in unserer Natur, daß wir immer die negativen Sachen nach oben kehren. Und je erfolgreicher etwas ist, desto mehr wird kritisiert (SAP, Microsoft, Autocad). Dabei sind diese Unternehmen meistens die, die sich in einer Zeit inhomogener Strukturen durchgesetzt haben. Und zwar meistens dadurch, daß sie in der Anfangszeit innovativ waren. Irgendwann kam dann die Marktmacht hinzu. Und damit auch die Erwartungshaltung der Benutzer...
Wie immer wird alles nicht so heiß gegessen...
Gruß
Jürgen
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Und der Duden irrt sich doch - leitende Tätigkeit schreibt man mit zwei "d"
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