Ok, Spaß ein wenig beiseite. Vorab, ich programmiere die Maschinen mit CAM, damit komme ich relativ schnell auch an komplexere Programme.
Machen wir ein einfaches Beispiel. Der Buchstabe M soll gefräst werden, aber der Konstrukteur denkt nicht an die Fertigung zu stellt die beiden äußeren Linien schräg.
Also Materialklotz, spannen wir im Schraubstock, fräsen oben alles weg, damit das M erhaben stehen bleibt.
Jetzt umdrehen, wir spannen das M und fräsen das überflüssige Material weg - Pling und schon fliegt das M im letzten Schnitt auch davon. Es hat seinen Halt verloren, weil es in sich zu instabil ist und nachgegeben hat. Bei 8000 U/min und Messerkopf kriegt das Teil einen ordentlichen Abzug.
Andere Teile haben keine brauchbaren parallelen Flächen, man kann sie einfach nicht mehr vernünftig spannen oder verbiegt sie dabei.
Im einfachsten Fall mach ich mir also weiche Backen (vgl. Drehen), und nehme das Teil so auf, wenn das Teil in sich stabil genug ist. Das ist selten der Fall.
Daher mache ich es wie oben beschrieben, lege mir das Teil im IV in einen Materialklotz und ziehe es ab. Da krieg ich aber mein Teil in der Realität nicht rein, weil es vom Maß her vergleichbar der Passung H/h ist, also Null auf Null.
Also im nächsten Schritt mit Ausnahme der Referenzflächen alle Flächen ein wenig zurücksetzen, normalerweise um 0.05 bis 0.1mm. Damit bekomme ich das Teil rein und raus, aber wo mein Teil eine scharfe Aussenecke hat, bekomme ich in der Vorrichtung eine Innenecke, die könnte ich zwar erodieren, möcht ich aber nicht, weil teuer. Fräsen wär besser.
Daher muß ich mir jetzt alle diese Ecken mit Radien freistellen (vergleichbar Freistich). Jetzt kann ich das Teil reinlegen und auch wieder rausnehmen, aber es soll auch halten.
Dann muß ich aufpassen, weil häufig auch Hinterschneidungen entstehen, auch die müssen weg.
Also kann ich meiner Vorrichtung Schlitze verpassen, damit der Schraubstock sie ein wenig zusammendrücken kann oder ich muß mir was einfallen lassen, wie ich mein Teil in der Spannvorrichtung fixiere, so daß es gut hält, ohne verdrückt zu werden.
Im konkreten Falle würden wir also eine Art Minus-M haben, so daß wir oben eben drüberfräsen können, ein wenig überstehend, damit wir auch mit dem Fasenfräser noch bequem herumfahren können. Fasenfräsen geht mit CAM übrigens sehr elegant.
Teflon ist auch so ein Material, spannt man im Schraubstock und das Zeug interessiert das nicht, derart rutschig, mit Papierzwischenlagen kann man noch ein wenig was erreichen. Solche Teile nehme ich mir dann in einen Alu-Spannklotz auf, der dann die folgenden Spannungen mit durchläuft und mir immer einen sauberen Halt gibt. Das können schon mal 10 Aufspannungen sein, der Aluklotz gibt auch immer wieder Anschlag bzw. Nullpunkt-Tastecke ab.
Idee rübergekommen? Es sind bei mir grazile Alu- und Messingteile.
Wenn nicht, mach ich ein paar Pics.
Gerade diese sehr oft unterschätzte Second-Level-Konstruktion, also der Vorrichtungsbau vor Ort an der Maschine, ist eine der Stärken von Inventor, hier ist auch die Adaptivität eine feine Sache, während ich sie beim eigentlichen Produkt- und Anlagendesign selten benutze.
Dann noch eine Kleinigkeit, man kann von solchen abgeleiteten Komponenten wieder abgeleitete Komponenten machen.
Fragen Sie also ggf. ruhig auch Fertigungssachen, sicher ist CAD der Schwerpunkt, wir sind aber auf CAM, CNC usw. genauso fit.
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Ein Gipfel ist der Punkt, der am weitesten vom Boden der Tatsachen entfernt ist. Murphy, 15.3.05
[Diese Nachricht wurde von murphy2 am 16. Mrz. 2005 editiert.]
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