Die Gabeln nutzten wir in der Landwirtschaft zu einer Zeit, wo die Industrialisierung derselben noch nicht so fortgeschritten war, also Kuh oder Ochse vor den Leiterwagen spannte. Auch noch, als die Traktoren kamen, meist hatten die so um die 20 PS, verglichen mit den heutigen rund 300PS (z. B. Fendt Vario mit Deutz-Motor) ehe3r wenig.
Hier in der Region sagt man auch nicht Traktor oder Zugmaschine, sondern "Bulldog". Die Bezeichnung kommt vom ersten Glühkopftraktor der Firma Lanz, dem "Zwölfer", der von vorn aussah wie eine Bulldogge.
Heu und auch Gras holen war Handarbeit, gemäht wurde mit der Sense von Hand, man hatte Wetzstein und etwas Wasser dabei, dann mit dem Rechen von Hand zu Zeilen und dann eben mit der Heugabel auf den Wagen. Die Gabeln hatten drei Zinken, die auch relativ weit auseinander waren. Möchte man die also jemandem am Hinterteil zur Anwendung bringen, setzt dies ein ausreichend breites Hinterteil voraus.
Wir hatten schon Gabeln aus Stahl mit Holzstiel, es gab damals aber auch noch Holzgabeln.
Kühe und auch andere Tiere wie Ziegen oder Schweine produzieren Mist, der wird auf dem sogenannten Misthaufen gesammelt und muß dann zu bestimmten Zeiten auf die Felder ausgebracht werden. Auch das machte man mit einem Leiterwagen, den man neben den Misthaufen stellte und dann den Haufen mit Gummistiefeln bestieg und nur hoffen konnte, nicht zu tief einzusinken. HIer brauchte es eine Gabel mit enger stehenden Zinken, so etwa 7cm, also deren mehrere und meist vier.
Dann reinstechen in den Haufen und mit Schwung auf den Wagen werfen. Natürlich konnte es wegen der schlechten Standfestigkeit auch passieren, daß man danebenstehende Zuschauer traf.
War der Wagen voll, fuhr man damit auf das Feld, benutzte nun wieder eine Mistgabel, diesmal aber eine mit um 90 Grad abgewinkelten Zinken und während der Wagen langsam fuhr, stand man neben dem Wagen und kratzte man den Mist vom Wagen herunter, so daß er sich nach und nach über das Feld verteilte.
Hatte man einen Traktor, so war es Usus, das Lenkrad mit einem Strick zu sichern, den ersten Gang einzulegen und das passende Tempo mit dem Handgas einzustellen - und dann abzusteigen. Rechtzeitig vor dem Ende des Feldes stieg man dann wieder auf, wendete und jetzt in der anderen Richtung. So konnte man das auch als Einzelperson machen.
Damals gab es auch noch Holzschubkarren, die eigneten sich auch sehr gut zum Heimfahren von Heu. Und es gab noch den Beruf des "Wagners", anzusehen zwischen Zimmerer und Schreiner, die eben solche Holzschubkarren und Leiterwagen mit Holzspeichenrädern anfertigen konnten.
Für mich endete das etwa 1975, als mein Vater die Landwirtschaft an den Nagel hing und sich nur noch seinem Sägewerk zuwandte. Mir machte das Sägewerk mit den damals schon knapp 50 Jahre alten Maschinen auch mehr Spaß.
Von der Landwirtschaft existieren noch teilweise Gebäude, das Sägewerk gibt es ebenfalls noch, das Grundstück gehört heute mir und wird von einem der wenigen Grußbauern mit bewirtschaftet. Um mein Haus und einigen Ecken haben wir Biotope für die Tiere (und eben die Hornissen) angelegt.
Die Sägewerksmaschinen setze ich derzeit instand, was etwas dadurch erschwert wird, daß sich alle Hersteller inzwischen unfreiwillig vom Marktgeschehen zurückgezogen haben und man daher auch nur mühsam Doku findet. Teile müssen also - originalgetreu - nachgefertigt oder auch neu gegossen werden. Dazu braucht man CAD-CAM und CNC. Der 3d-Drucker ist dafür zu klein.
Heu- und Mistgabeln kann man hier in der Region tatsächlich noch kaufen, entweder auf Wochenmärkten handgefertigt oder auch im professionellen Agrar- und Landmaschinenfachhandel. Mir ist allerdings kein Fall bekannt, daß da jemals wer damit erstochen oder angestochen worden wäre. Einige haben sich bei der Arbeit selbst in den Fuß gestochen.
Zumindest die Sachen im Fachhandel haben Prüfzeichen, ich kann ja mal nachhaken, welchen Umfang diese Prüfungen haben und was da alles geprüft wird.
Wer sich für die Zeit damals interessiert, kann auf Youtube einiges finden oder sich einen 16mm-Filmprojektor von Siemens (S2000 mit Lichtton) besorgen, die sind heute rund 60 Jahre alt, es müssen nur Kondensatoren (das sind Wechselstromkondensatoren!) getauscht werden. Auf Ebay finden sich haufenweise die 16mm-Filme von damals zum Kauf.
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