Zitat:
Original erstellt von Ford P.:
Diser Ansatz läßt sich sicherlich bis zu einem gewissen Grad an Komplexität verfolgen. Aber schau dich mal auf deinem Schreibtisch um. Glaubst du wirklich das Monitorgehäuse, das Druckergehäuse, dein Telefon, die Lehne von deinem Bürostuhl, die Maus, die Steckdosenleiste, die Tastatur und, und, und, sind alle unverrundet und ungeschrägt beim Formenbauer aufgeschlagen der dann nach gut dünken die Teile weiterbearbeitet hat? Gut, bei dem Spitzerdöschen das ich gerade sehe mag das sogar stimmen. Wie ich das sehe kennen sich in eurer Firma die fachmännischen Fachmänner am Besten im "seit 20 Jahren keine Schrägen zu erzeugen" aus. Sie verbringen ja 90% ihrer Zeit damit.
Ford P.
Hi!
Ja - ich habe nie angezweifelt, dass es gut, richtig und wichtig sein kann, alles auszukonstruieren. Was mich an der Diskussion stört ist, dass angezweifelt wird, dass es anders überhaupt funktionieren kann und der Eindruck entsteht, alles andere sei falsch. Man muss eben für unterschiedliche Probleme auch unterschiedliche Ansätze wählen. Meine Modelle haben ca. 50 features und das ist schon ein Maximum. Das mit Modellen mit 1200 features zu vergleichen, ist irgendwie seltsam.
Ich habe auch bereits geschrieben (denke ich zumindest) dass ich selbst versuche, Ausformschrägen ins Modell zu bringen (und mir damit IMO tendenziell eher zu viel Mühe mache). Ich werde mich aber nicht stundenlang damit aufhalten, die letzte Ausformschräge ans Modell zu bringen, die bei meinen Dimensionen ohnehin in der Toleranz untergeht. Es gibt nämlich auch das andere extrem: bei 2mm sind 2° weniger als 1 Zehntel (für innen reicht das). Ich kann in so einem Fall letztendlich auch gar nicht wissen, ob der Formenbauer überhaupt eine Formschräge braucht. Die Formschrägen, die ich nicht anbringe sind meist innen und haben eine Länge von normalerweise deutlich weniger als 10mm.
Der Vergleich mit allem was ich auf meinem Schreibtisch sehe ist ebenso unpassend. Z. B. aus folgendem Grund: bei uns gehen Werkzeuge NIE kaputt - einfach weil die Stückzahlen so niedrig sind, dass die Produkte längst ersetzt sind, bis das passieren würde. Ich gehe davon aus, dass die Konstrukteure von Logitech, iiyama, etc. sehr genau wissen, wie ihre Werkzeuge aussehen und mit hoher Fertigungstiefe produziert wird (Logitech wird in Taiwan konstruiert und maximal in China abgesprizt, wahrscheinlich eher in Xin Zhu, Taiwan selbst). Ich war noch nie bei unserem Formenbauer und es gibt momentan auch keinen Grund dort hin zu reisen (obwohl er in Deutschland sitzt).
Fazit für mich: ich kann nicht blind einfach alles über einen Kamm scheren, sondern muss mir überlegen, was für mich Sinn macht. Da kann durchaus rauskommen, dass ich eben nicht alle Formschrägen ausdetailiere.
Zu meiner 20 Jahre Aussage: natürlich bin ich dafür, Dinge zu ändern, wo es Sinn macht, aber ich bin definitiv auch dafür, Dinge zu belassen, die gut funktionieren - vor allem, wenn es nur ums Prinzip geht und kein erkennbarer Vorteil für meinen konkreten Fall zu erkennen ist.
Das schöne an meiner momentanen Arbeitsstelle ist, dass ich langsam lernen kann, wo man welche Schräge braucht ohne dass es schlimm ist, wenn ich eine vergesse. Würde ich alles ausmodellieren, könnte ich das BTW nicht, weil mir der Formenbauer wahrscheinlich nicht sagen würde, wenn ich eine Schräge gemacht habe, die nicht notwendig oder größer als nötig ist ...
Gruß
Daniel
Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP