Ich wusste, dass ich NICHT der ideale Bauleiter sein kann.
Ich gehe nämlich schon hoch, wenn ich am Freitag nachmittag die siebte Änderung erhalte und die geänderten Pläne natürlich am Montag morgen schon vorliegen müssen.
Aber auch ich habe meine guten Eigenschaften (als Konstrukteur/Zeichner für Betonfertigteile):
1. Ich weiß schon bei der Angebotsabgabe, dass das anzubietende Gebäude trotz vorliegender Zeichnungen nicht rechteckig wird, sondern halbrund und schiefwinklig mit unterschiedlichen Dachneigungen. Außerdem handelt es sich nicht um einen freistehenden Neubau, sondern um einen Anbau an ein Gebäude, dass noch niemand ausgemessen hat.
2. Ich weiß schon vorher, dass nicht alle Stützen in einer Achse gleich sind, sondern alle unterschiedliche Abmessungen und Einbauteile haben.
3. Ich weiß bereits bei der Angebotsabgabe, dass mein Preis für die Planung eines "einfachen" Gebäudes um 50% gedrückt wird, am Ende jedoch der dreifache Aufwand notwendig war (weil ich in den Punkten 1 und 2 doch Recht hatte).
4. Ich kann (oder besser gesagt: muss) mit alten, ungültigen Plänen arbeiten, da die neuen Pläne an jedermann versandt werden - nur nicht an mich.
5. Weil ich so schöne Pläne zeichne, darf ich auch direkt Teile anderer Gewerke mit einzeichnen (natürlich kostenlos, aber mit voller Verantwortung für die Richtigkeit). Jede Änderung des fremden Gewerks führt dazu, dass ich meine Pläne überarbeiten und austauschen muss, obwohl sich an meiner Konstruktion nichts geändert hat.
6. Während der Bearbeitungszeit stehe ich sämtlichen am Bau Beteiligten gerne jederzeit zur Verfügung (weil der Architekt, der Bauleiter, der Statiker, der Prüfingenieur, der Bauherr, die Fertigteilproduktion, der Stahlbauer und viele mehr endlich jemanden gefunden haben, der sich mit dem Projekt auskennt). Selbstverständlich führen diese organisatorischen Dinge nicht zu einem Aufpreis wegen der paar Minuten Telefoniererei (an einem Arbeitstag hatte ich laut Liste der Telefonanlage 6 Stunden am Telefon verbracht).
7. Ich schaffe es, die Planung, für die eine Bearbeitungszeit von 4 Wochen vorgesehen ist, trotz aller Änderungen und der Tatsache, dass die gültigen Pläne erst eine Woche vor Montagebeginn vorliegen, rechtzeitig fertigzustellen.
Und wenn ich dann mal meckere, wird mir vorgeworfen, dass ich mich kleinlich anstelle.
Ich habe allerdings eine (Teil-) Lösung für mein Problem gefunden:
Ich biete die Planung zum doppelten Preis an und gebe als Bearbeitungszeit das dreifache an. So funktioniert's.
Einen schönen Tag noch.
Michael
[Diese Nachricht wurde von Langenhorst am 17. Feb. 2005 editiert.]
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