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Thema: Dokumentation / Festigkeitsberechnung im Beruf (2421 mal gelesen)
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Neunb Mitglied
Beiträge: 34 Registriert: 07.03.2012
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erstellt am: 25. Jun. 2015 14:02 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo zusammen, Ich habe direkt nach dem Studium bei meinem derzeitigen Arbeitgeber als Konstruktionsingenieur angefangen. Da ich dort der einzige Konstrukteur bin, wurde mir zugesagt, dass ich jegliche Unterstützung bekomme, die ich als Berufseinsteiger benötige. Leider stellte sich schnell heraus, dass niemand da ist, der mich ansatzweise unterstützen kann. Dazu kommt, dass es trotz einer ISO 9001 Zertifizierung weder irgendeine Dokumentation noch Festigkeitsberechnungen von unseren Bauteilen gibt. Da ich nun hier festsitze, versuche ich das Heft selbst in die Hand zu nehmen und irgendwie einen Anfang zu schaffen. Allerdings ist das nicht so einfach, wie ich mir das erhofft habe. Natürlich kenne ich die VDI 2221, allerdings bekomme ich nicht ansatzweise die Zeit mich an diese Herangehensweise zu orientieren. In der Regel werden bei uns eh "nur" Anbauteile konstruiert, bzw vorhandene Bauteile verändert. Nun stellt sich mir die Frage, wie werden bei euch diese Berechnungen ausreichend durchgeführt? Wird jedes Bauteil (von der kleinsten Konsole bis hin zur komplexen Schweißbaugruppe) von Hand ausgerechnet? Festigkeitsnachweise habe ich im Studium gelernt, allerdings waren diese nicht so komplex. Benutz Ihr zur Hilfe Programme wie MathCAD etc. um die Berechnungen abzukürzen bzw zu vereinfachen? Oder werden die Bauteile grob berechnet und ausgelegt, in einem 3D-CAD Programm gezeichnet und nachher mittels FEM überprüft ob, die gesamte Baugruppe auch wirklich hält? Wie sieht bei euch die Dokumentation aus? Bzw. wie weist ihr nach, dass die Bauteile die ihr entwickelt auch wirklich nach "Stand der Technik" überprüft wurden und dementsprechend auch wirklich halten? Gruß Neunb
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N.Lesch Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dipl. Ing.
Beiträge: 5182 Registriert: 05.12.2005 WF 4
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erstellt am: 25. Jun. 2015 17:11 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Neunb
Hallo Neunb, das kommt immer ganz auf die Branche und den Anwendungsfall an. Wenn nichts vorgeschrieben ist, rechne ich zu Fuss so weit sinnvoll und möglich. Bei komplexeren Bauteilen rechne ich gleich mit FEM, aber meistens nur die kritischste Stelle. Da speichere ich nur ein Bild ab und schreibe die Fakten dazu. ------------------ Klaus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Manfred Gündchen Ehrenmitglied V.I.P. h.c. SelbstständIng mit Planungsbüro Anlagenbau, Dipl.-Ing.-Maschinenbau
Beiträge: 2416 Registriert: 08.03.2008 IV seit den 5.3Er aktuell den 2014Ner WIN7pro-64bit SP das jeweils aktuelle
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erstellt am: 25. Jun. 2015 17:18 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Neunb
...und es kommt ggf. darauf an, ob Deine Rechnungen überhaupt zulässig sind, bzw. ob Deine Berechnungen anerkannt werden. In vielen Bereichen ist dazu - wie üblich - eine Zulassung, ein Zertifikat oä. erforderlich... Zum Beispiel im Baubereich, Statiker, Prüfstatiker, oder Benannte Stelle, etc. ... ------------------ In diesem Sinne wünsche ich allen, weiterhin effektives Schaffen ---------------- Manfred Gündchen www.guendchen.com Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
alex Mitglied Produktentwicklung / Produktmanagement / Dipl.-Ing. (FH)
Beiträge: 789 Registriert: 25.07.2000
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erstellt am: 25. Jun. 2015 17:22 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Neunb
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Neunb Mitglied
Beiträge: 34 Registriert: 07.03.2012 AutoCAD Design Suite 2013 Premium Mechanical 2013 Inventor 2013
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erstellt am: 25. Jun. 2015 19:26 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo zusammen, danke erst einmal für die Antworten. Ihr habt natürlich recht, es macht schon Sinn euch den Bereich, aus dem ich komme, auch zu nennen. Ich bin da allerdings etwas vorsichtig, weil ich nicht meinen Ruf ruinieren möchte. Es handelt sich eher um einen Nischenbereich, indem sich nahezu jeder kennt. Aber ich denke die Aussage, dass ich aus dem schweren Maschinenbau komme (Baumaschinen bis 100t), kann ich durchaus machen. Die Maschinenrichtlinie für die Maschinen habe ich immerhin bekommen. Allerdings finde ich dort nur wenige Informationen über die Nachweise. Wie finde ich heraus, ob jemand mit "Lizenz" sein ok für die Bauteile geben muss? Mein Chef hat jetzt vorgeschlagen ein FEM Tool für Inventor (Nastran in CAD) anzuschaffen. Ich finde die Idee grundsätzlich ganz gut, aber was bringt es einen viel Geld für etwas auszugeben, wenn es eh noch einmal von jemandem abgesegnet werden muss. Jetzt ist es so, dass ich teilweise nur relativ belanglose Halterung "konstruiere". bei diesen Halterungen sehe ich kein Problem, die Bauteile wie gelernt von Hand zu überprüfen. Da wir aber keine Nachweise für die großen komplexen Schweißkonstruktionen haben, bin ich der Meinung, dass dies schnellstmöglich nachgeholt werden muss (es soll ja niemand zu Schaden kommen). Diese Bauteile bestehen aus mehreren Hundert Schweißteilen und da kommen wir in einen Bereich, den ich mir von Hand nicht mehr zutraue. Gruß Neunb Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
N.Lesch Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dipl. Ing.
Beiträge: 5182 Registriert: 05.12.2005 WF 4
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erstellt am: 25. Jun. 2015 20:46 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Neunb
" Baumaschinen bis 100t " Und das ohne einen Berechnungsingenieur. Falls es nicht ständig zu Problemen kommt sind die Maschinen hoffnungslos überdimensioniert. Überall wo sich etwas bewegt sollte man da schon genauer rechnen sonst brauchen die Maschienen zuviel Energie. ------------------ Klaus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Neunb Mitglied
Beiträge: 34 Registriert: 07.03.2012
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erstellt am: 26. Jun. 2015 06:57 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo Klaus, ja die Maschinen sind definitiv hemmungslos überdimensioniert. Aber das ist auch so gewollt. Es kommt dort nicht auf 1-2t an. Mein Chef geht davon aus, dass der Konstruktionsingenieur ebenfalls den Job eines Berechnungsingenieurs übernimmt. Konstruieren beinhaltet für ihn die statische Berechnung. Ja und da sind wir ja wieder bei meiner Frage. Ist das wirklich meine Aufgabe und wenn ja in welchem Umfang, müssen die Berechnungen durchgeführt und dokumentiert werden? Gruß Neunb Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
N.Lesch Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dipl. Ing.
Beiträge: 5182 Registriert: 05.12.2005 WF 4
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erstellt am: 26. Jun. 2015 08:27 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Neunb
Hallo, das Problem ist die Produkthaftung. Wenn Du Ingenieur bist, bist Du da voll verantwortlich (persönlich) . Wenn es Tote und Verletzte gibt bekommst du einen Schauprozess. Habe noch keine Baumaschiene in der Größe gesehen wo sich nichts bewegt. Würde mich wundern, wenn das eine rein statische Angelegenheit wäre. Wenn da Feuchtigkeit und Rost auftritt, kann da nach 20 jahren alles mögliche brechen. ------------------ Klaus Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Neunb Mitglied
Beiträge: 34 Registriert: 07.03.2012
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erstellt am: 26. Jun. 2015 10:55 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Natürlich bewegen sich unsere Maschinen. Die Maschinen an sich wurden auch ganz sicher bei der Entwicklung berechnet, allerdings liegen dem jetzigen Hersteller diese Berechnungen nicht vor. Drauf verlassen will ich mich natürlich trotzdem nicht. Wenn man will, bekommt man ja bekanntlich alles kaputt! Das Thema Produkthaftung ist mir bewusst und habe mich diesbezüglich rechtlich beraten lassen. Die Aussage, dass ich dafür bezahlt werde, das Risiko auch ohne Berechnung zu tragen, war alarmierend genug. Mir ist klar, dass ich mich besser nach einem anderen Arbeitgeber umsehen sollte, allerdings ist der Stellenmarkt eher bescheiden. Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Manfred Gündchen Ehrenmitglied V.I.P. h.c. SelbstständIng mit Planungsbüro Anlagenbau, Dipl.-Ing.-Maschinenbau
Beiträge: 2416 Registriert: 08.03.2008 IV seit den 5.3Er aktuell den 2014Ner WIN7pro-64bit SP das jeweils aktuelle
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erstellt am: 26. Jun. 2015 11:26 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Neunb
...so ich habe mich gerade mit meinem Statiker unterhalten. Der gibt den Tipp, weil eigene Erfahrung, den TÜV anzusprechen. Er ist sich sicher, dass der besagte Verein Fachabteilungen hat, die das weiter verfolgen können. Da der Betrieb von Neunb zertifiziert ist, sollten die Zertifizierer auch noch das eine oder andere zu Rechen- oder Prüfvorgänge sagen können, eigentlich auch sagen müssen(!) Punkt. ------------------ In diesem Sinne wünsche ich allen, weiterhin effektives Schaffen ---------------- Manfred Gündchen www.guendchen.com Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |