Herzlich Willkommen onono!
Die erste Frage würde ich gerne in zwei einzelne Teilaspekte aufsplitten:
1.) Wie wird bei Blechteilen die gewünschte Oberflächenqualität (Kratzerfreiheit) angegeben?
Wenn ein aussergewöhnlich hoher Anspruch besteht, zB. Teile für die Luft- und Raumfahrtindustrie oder die Medizingerätesparte gefertigt werden sollen, ist eine Klartextbezeichnung am sinnvollsten.
Wenn es ein- oder beidseitig ohne Kratzer sein soll, dann (soweit möglich) den Einsatz von Material mit Schutzfolie vorgeben.
[EDIT] Dabei besonders darauf achten, dass diese Folie nötigenfalls UV beständig ist! Siehe dazu die Anmerkungen zum Thema Schutzfolie aus der Abteilung Pferdefüße am Ende des ersten Beitrages. [\EDIT]
Bei unfolierbaren Werkstoffen (wie zB. gefettetem Stahlblech) die Sichtseite(n) und deutlich den Hinweis "Oberflächenausführung der Sichtseite(n) ohne Verarbeitungsspuren" angeben.
Ist dem Fertiger dies nicht möglich, muss abgestimmt werden, innerhalb welchen Bereiches Kratzspuren vom Auftraggeber toleriert werden können. Auch der Hinweis auf eine nachfolgende Oberflächenbeschichtung ist absolut sinnvoll und sollte in jedem Falle erfolgen.
Bei Teilen aus Edelstahl muss daran gedacht werden, dass der Fertiger im Regelfalle nur Halbzeuge liefert, die korrosionsverhindernde Endbearbeitung durch zB. Beizen also nicht vorausgesetzt werden kann.
2.) Gibt es darüber hinaus für Abkantteile etwas zu beachten?
Ja, wenn die Herstellung der Abkantungen ohne sichtbare oder fühlbare Spuren vorgenommen werden soll, muss dies angegeben werden. Ein einfaches "abdruckfrei gekantet" reicht dazu aus.
Selbstverständlich werden im Fachbetrieb folierte Werkstücke immer abdruckfrei gekantet, wenn dies konstruktiv ermöglicht wird.
Sofern der Fertiger es aus den gestellten Unterlagen nicht selbst ableiten kann, sollte unbedingt die Sichtseite bei Blechteilen angeben werden. Das kostet nichts, spart Geld und Nerven.
3.) Gibt es hierzu eine Norm?
Soweit mir bekannt: Nein.
Eine Anmerkung zum Thema: Wer noch keine Erfahrungen mit den bei der Verarbeitung auftretenden Oberflächenspuren bzw. der generell handelsüblich erhältlichen Materialqualität hat, sollte ruhig etwas Zeit investieren und einmal in der Fertigung nachschauen.
Es kann enorm hilfreich sein, die Prozesse einmal in der Werkstatt gesehen zu haben. Und nie vergessen: Pulverbeschichter bohren für ihr Leben gerne Aufhängelöcher in (bis dato lochfreie) Bleche!
Gruss Andreas
Editiert am 15.04.08
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