Edgecam nein, dafür das ähnliche Solidcam.
Die CAM-Foren sind anscheinend recht mäßig besucht, ich hab's mal bei Kritik reingestellt und selbst Kritik geerntet. Ein Thema bei Solidcam blieb ohne Antwort, dasselbe bei SWX löste dann eine recht turbulente Diskussion aus.
Die CAM-Anwender scheinen, in Konkurrenz zur den dialogbasierten Steuerungen stehend, eine stagnierend kleine Minderheit zu bleiben, gerade im 2 1/2d-Bereich.
Die von GWindisch angesprochene Funktion ist von großer Bedeutung. Bei der Vergabe von Abhängigkeiten oder Maßen referenzieren wir diese häufig, nach einigen Wochen weiß man nicht mehr, welche Maße mit welchen noch in Beziehung stehen. Parameter ändern (z. B. Achsabstand), dann Aktualisieren, Fall (hoffentlich) erledigt. Welche Maße IV nun nachgezogen hat und welche nicht, das weiß man oft nicht mehr genau, schaut sich den Zusammenbau an, passt, IDW aktualisieren lassen und erledigt.
Wer nun an der Maschine hockt, hat ein Problem, er weiß auch nicht, was sich geändert und und wo er nun sein Maschinenprogramm ändern soll, er muß alle Maße kontrollieren und es sollte ihm keins entgehen. Oder er schreibt das Programm von Grund auf neu, gar nicht mal so abwegig.
CAM-Anwender früherer Tage bekamen das tote 3d-Modell (i. d. Regel IGES, SAT, STEP), auch hier fehlt dann die Info, was sich geändert hat, mit Glück gibt's Revisionswolken oder Hinweise im Schriftfeld. Also neues Modell ins CAM, altes drinlassen und vergleichen, man sieht nur grobe Änderungen, wenn sich ein Maß um 0.05mm verändert hat, das sieht man nicht.
Ein ganz typisches Beispiel sind kleine Flanschmotore, die haben eine Passung und einen Lochkreis, ein Parameter im CAD, schon sitzt alles woanders, der Maschinenprogrammierer muß nun entweder einen Nullpunkt (so er einen gemacht hat) verschieben oder alle Einzeljobs. Der CAM-Programmierer mit der toten Datei muß alle Bearbeitungen verschieben und wer das Glück hat, nur den Aktualisierungsbutton drücken zu müssen, ist letztlich fein raus.
Man sollte es aber schon gründlich prüfen, was passiert, wenn z. B. aus einem M3-Gewinde ein M4 wurde? Da muß dann das Kernloch geändert werden, der Gewindezyklus braucht andere Infos und auch die Schutzsenkung geht jetzt tiefer. Oder reicht die Schneidenlänge des Fräsers noch? Was, wenn der Eckenradius kleiner wurde, donnere ich dann nicht mit dem Halter schon auf? Wird das Rohmaterial auch nachgezogen oder kriegt der Schraubstock auch ein Loch ab?
Ein ganz wichtiger Punkt sind die abgeleiteten Komponenten, ich selbst nutze sie sehr gern für Spann- und Montagevorrichtungen, also ableiten, fertigungsfähig weitermodellieren (Fräser können normalerweise keine Ecken). Wenn sich nun das urpsprüngliche Teil ändert, dann muß zumindest ich auch die Vorrichtung wieder aktualisieren und an der einen oder anderen Stelle nachhelfen, das rote IV-Kreuz wieder zu beseitigen. Hier kann die automatische Nachzugsfunktion im CAM sehr wertvoll werden, aber ohne Nacharbeit geht's auch da nur selten.
Auch neu hinzugekommene Bauteilgeometrieen erkennt das CAM öfter nicht, eine zusätzliche Bohrung wird ignoriert, man muß sie also programmieren. Checken sollte man daher auch, was passiert, wenn ein Loch entfernt wird, ob da nicht nur die Kernlochbohrung rausgehommen wird, sondern auch, ob der folgende Gewindeschneidgang auch weg ist....
Werden bei Bohrungen nur das Zentrum und die Tiefe "gesehen", der Durchmesser dann über das Werkzeug festgelegt oder ein geänderter Durchmesser wirklich auch in der Werkzeugwahl berücksichtigt? Ich mach es daher häufig so, vorbohren und dann mit einem Fräser nochmal ein Tasche, dann geht der Durchmesser mit, weil die Taschengeometrie mitgeht, die Bohrung selbst würde es nicht tun, aber - muß man auch sehen - die Tasche nebst Fase kostet ihre Zusatzzeit, kann man bei kleineren Stückzahlen aber durchaus so handhaben.
Das vielleicht nur mal so, die auf Vorführungen so schönen Funktionen haben in der Praxis dann ihre Tücken, die man aber relativ schnell intus hat.
Wirklich bringen tut's was bei Variantenkonstruktionen, einmal modelliert, Varianten über Parameter gesteuert und die CNC-Proggis gleich mit, aber nur, wenn man's auch strategisch vernünftig aufgebaut hat (bzw. das überhaupt ging).
Aus wirtschaftlicher Sicht rechnet es sich kaum über den Arbeitszeitgewinn, vielmehr über die deutlich niedriegere Fehler- (und damit auch) Ausschußrate.
Ich selbst arbeite sehr gern mit CAM, aber Ansprechpartner habe ich auch auf diesem Thema nicht. Anscheinend werden es hier in der Region immer weniger Anwender.
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