Hallo, zusammen,
ah ich sehe schon, es geht mal wieder um eines meiner Lieblings-Themen... Habe schon mehrere Nummernsysteme kennenlernen dürfen und kann schon fast ein Buch darüber schreiben . Die Hauptfrage aus meiner Sicht ist folgende: Sprechende Nummern ja oder doch lieber fortlaufend. Hat beides Vor- und Nachteile. Manche arbeiten mit einer Mischung aus Ziffern und Buchstabenfolgen (habe damit aber selber noch nicht arbeiten müssen). Auf die Mischformen möchte ich an der Stelle erst mal nicht eingehen.
Sprechende Nummern kann ich z. B. sofort einem Endprodukt zuordnen. Auch kann ich sagen, zu welcher Baugruppe das Teil gehört, bzw. um welches Bauteil es sich handelt. Wir hatten mal Nummern, die nach folgendem Muster aufgebaut waren:
Stelle 1 - 5: Maschinenbaureihe
Stelle 6 - 8: Baugröße
Stelle 9 - 12: Nummer für Baugruppe (z. B. 0100 für Gehäusebaugruppe, 0200 für Getriebe usw.)
Stelle 13 - 16: Nummer für Bauteil (auch hier war z. B. die Nummer 0010 der Gehäusebaugruppe das Einzelteil "Gehäuse")
Stelle 17 - 18: Diese beiden Stellen waren für die Revision reserviert, vom Rest der Materialnummer durch einen "-" abgetrennt.
Normteile hatten bei uns einen eindeutigen Nummernschlüssel, an dem man die Norm, die Abmessungen und den Werkstoff etc. erkennen konnte (also alles, was das Teil eindeutig beschreibt). Ich weiß nicht genau, sagt man da "Klassifizierung" dazu?
Der erste Gedanke, den ich von den meisten zu hören bekomme lautet: Mann, das ist aber kompliziert, das erfordert eine Menge Disziplin, um das System durchzuziehen. Da kann ich nur sagen: Kompliziert? Nein, nur am Anfang, bis man sich dran gewöhnt hat. Danach geht das wie von selbst und ich habe eine richtig schöne Ordnung in meinem System. Disziplin: Ja, auf jeden Fall. Ansonsten gibt es ein großes Chaos, wenn die Nummernsystematik nicht durchgezogen wird und jeder "sein eigenes Ding" macht.
Sprechende Nummern haben aber auch einen riesengroßen Nachteil: Stelle dir vor, du hast Bauteile, die in mehreren Maschinentypen und Baugrößen gleichzeitig verbaut werden. Dann ist nix mehr mit eindeutiger Zuordnung zum Produkt. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder damit leben, dass das System an der Stelle nicht 100%ig durgezogen werden kann (würde ich so machen), oder aber für das Teil eine neue Materialnummer ziehen (würde ich nicht machen, da mehrere Materialnummern für körperlich 100%ig identische Teile sehr zur Verwirrung führen).
Dann kann man sich natürlich auch noch anstelle der sprechenden Nummern für fortlaufende Nummern entscheiden (so wird es bei meiner jetzigen Firma gehandhabt, bei uns sind die Nummern rein numerisch, also kein Buchstaben-Zahlen-Gemisch). Normteile haben auch hier wieder einen eigenen Nummernkreis, der aber in sich ebenfalls wieder fortlaufend ist, nur die ersten Ziffern sind dabei vorgegeben. Das haben wir aus folgendem Grund gemacht: Bei uns werden nicht alle Teile einer Normteilreihe sofort erzeugt, sondern erst beim ersten Einbau in eine CAD-Baugruppe. Die Nummern für die Normteile vergebe ich aber schon vorab. Wenn ich für Normteile das gleiche Nummernband verwenden würde, wie z. B. für Fertigungsteile nach Zeichnung, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich manche Nummern doppelt vergeben will, was aber natürlich nicht sein darf. Deshalb haben die Normteile andere Nummernbänder. Bei uns kann auch nicht jeder die Normteile anlegen bzw. bearbeiten, da ansonsten wieder Wildwuchs herrschen würde.
Fertigungsteile werden einfach fortlaufend durchnummeriert. So weit sich die Teile eindeutig einer Maschine / Baugröße zuordnen lassen, sollte das im Materialstamm in der Benennung bzw. in der Unterbenennung eingetragen werden. Normteile werden anhand ihrer Norm / Größe und Abmessung / Werkstoff etc. ebenfalls über Benennung / Unterbenennung eindeutig beschrieben. Die Systematik bei der Benennung / Unterbenennung sollte (ähnlich wie bei sprechenden Nummern) geregelt werden, das erleichtert die Suche nach ähnlichen Bauteilen. Wenn ich weiß, wie die Teile benannt werden, dann kann ich im System die Teile finden und prüfen, ob ich eines dieser Bauteile in meiner Konstruktion verwenden kann, bevor ich ein neues Teil anlege, das dann schlimmstenfalls nahezu identisch zu einem bestehenden Teil ist.
Nachteil bei dieser Variante ist folgender: Ich kann anhand der Teilenummer überhaupt nichts mehr sagen. Ich weiß nicht, ob sich dahinter ein Mini-Drehteil mit einem Gewicht von fünf Gramm oder ein tonnenschwerer Guss-Klumpen verbirgt. Dazu muss ich in den Materialstamm schauen, oder mir die Zeichnung ansehen. Wenn ich wissen will, wo das Ding verbaut ist, dann muss ich praktisch immer einen Verwendungsnachweis im SAP (oder was auch immer zur Verwaltung der Stammdaten eingesetzt wird) durchführen.
Unterm Strich kann ich aus meiner Erfahrung folgendes sagen: Sprechende Nummern würde ich freiwillig nie wieder verwenden, da der eigentliche Vorteil für mich allein schon dadurch verloren geht, dass ich die Systematik nie 100%ig durchhalten kann. Mit den fortlaufenden Nummern habe ich das Problem erst gar nicht, außerdem hatte ich noch nie irgendwelche Probleme mit diesen Nummern.
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Gruß
Markus
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