"Geh mal auf cnc-arena oder auf peters-cnc-ecke.de"
Davon rate ich inzwischen dringendst ab, vor allem letzteres! Dafür habe ich meine Gründe. Zudem können wir das hier bei CAD.DE mit Sicherheit besser.
Ich selbst verwende Solidworks und Solidcam, aktuell 2005er SWX und Soldicam9 in der 3-achsigen Ausführung.
Leider sagen Sie, frumms, nicht, was Sie tun möchten. Gehen wir es einfach mal durch.
Typische 2 1/2d-Bearbeitungen wie Taschen und Falze, Laufzeiten der Maschinen sind meist eher kurz, Programmierzeiten gerade bei Kleinserien (bis 10Stck) ein hoher Kostenfaktor. Hier haben Sie praktisch immer nach dem ersten und auch zweiten Teil noch Änderungen und Optimierungen am Programm, die Sie gleich an Ort und Stelle machen sollten und nicht zum Programmierer betteln gehen, ich hab daher den PC direkt neben der Maschine. Die Rechenzeiten sind selbst bei komplexeren Konturen und CNC-Programmen bis 100kB noch sehr kurz.
Typische 3d-Bearbeitung, also gewölbte Flächen. Hier haben Sie vor allem beim Schlichten lange Maschinenlaufzeiten, wogegen die eigentliche Programmierzeit kurz ist, Flächen und Umgrenzung wählen und dann rechnen lassen. Hier haben Sie öfter sehr lange Rechenzeiten, Sie brauchen also etwas Erfahrung, sonst fällt diese Rechenzeit mehrfach an. Der Rechner ist beschäftigt, den können Sie also für die Rechenzeit erst mal vergessen. Ich lass solche Sachen immer über Nacht laufen, leider können die CAMs offensichtlich immer noch nicht, was MAX schon lange kann, nämlich ein ganzes Netzwerk im Verbund rechnen lassen.
Für Sie ganz wichtig ist die Datenquelle. Sie müssen die vom CAD ankommenden Daten problemlos (!) lesen können, als brauchbar haben sich die Schnittstellen ACIS (SAT) und STEP erwiesen, mit IGES und VDAFS habe ich sehr üble Erfahrungen. Solidworks als CAD-Unterbau kann die beiden wichtigen Schnittstellen und viele andere problemlos lesen. Beim direkten Import von anderer CAD-Dateien (Inventor, AutoCAD) muß man ein wenig probieren, gerade wenn da neue Versionen kommen, ist Vorsicht angesagt.
Dann vergessen Sie am besten gleich, den CAM-Rechner wegen des CAD-Unterbaus auch als CAD-Station nutzen zu können, das klappt in der Praxis nur sehr, sehr eingeschränkt, selbst ich als Single arbeite in CAD und CAM auf getrennten Rechnern und zahle daher auch die entsprechenden Wartungskosten.
Haben Sie Ihre eigene Konstruktion? Einigen Sie sich hier vorab auf ein einheitliches Datenformat, das ggf. auch Ihre Zulieferer lesen können. Wir nehmen seit Jahren SAT, konvertieren das in ein älteres Format (wwww.spatial.com, Hoops-Acis-Viewr, kostenlos) zurück und legen im Firmenverbund das auf den Server, das schickt der Einkauf dann ggf. weiter.
Schon Gedanken über die Dateiverwaltung gemacht? Um Himmels Willen gleich zu Anfang, gerade bei Programmen wie SWX oder Inventor, das kriegen Sie im Nachhinein wegen der Querreferenzierungen nie mehr gebacken. Also projektübergreifend eindeutige Nummern vergeben, Verzeichnisstrukturbäume strikt einhalten, sonst sind später Ihre Programme wertlos.
Einrichtpläne: Teile und Kunden kommen durchaus öfter, aber in längeren Zeitabständen und haben dann kein Verständnis, wenn Sie erst wieder anfangen müssen zu programmieren und Ihnen dann exakt der gute Einfall von damals nicht mehr kommt, Sie müssen sich also gleich zu Anfang Gedanken machen, wie Sie sich Ihre Einrichtpläne machen. Ich selbst hinterlege das alles inzwischen im Solidcam, programmiere also immer in der Zusammenbauumgebung, habe alle Spannmittel mit drin. Diese Vorgehensweise erspart so manchen Crash, weil man in der Simu schon sieht, wie nahe man ggf. an gefährlichen Stellen arbeitet.
Dann muß hinterlegt sein, wo die Nullpunkte (G54) sind und wie Sie Ihr Werkzeugmagazin in der Maschine bestückt haben, das ist nicht egal. Ich selbst - ist aber mehr eine Marotte wegen der FANUC-Steuerungen - hinterlege mir alle Geometriedaten im CAM, nutze die Radius- und Längenkorrektur der Steuerung also nicht.
Nicht vergessen: Auskraglängen der Werkzeuge ist nicht ohne, so manches Mal setzt man mit dem Halter auf dem Werkstück auf, ebenso die Info über die nötigen Schneidenlängen. Diese Info muß deutlich sichtbar hinterlegt sein, ich mach sie immer in den Programmheader rein, dann seh ich es (meist) an der Steuerung nochmal.
Die Simu: Lebenswichtig, daß Sie die während des Ablaufs drehen und zoomen können. Für 2 1/2d brauchen Sie zudem eine Grafik, die in Linien die Werkeugwege anzeigt, das müssen Sie sich von oben, von vorn und der Seite anschauen, damit Sie sehen, ob Sie irgendwo reinfahren, wo das nicht sein soll. Das sieht man in den vielen an sich so schönen 3d-Simulationen nicht. SWX also ins Drahtgitter umschalten und diese an sich antiquierte Simu unbedingt anschauen.
Wie kommen die Daten in die Maschine? RS232, dann wird's meist ein wenig lustig, haben Ihre Maschinen Netzwerk und PC innendrin, schon besser, aber z. B. Festplatten , RAMs und Prozessoren jetzt ein paar auf Eis legen als preisgünstige Ersatzteile, sonst kann sowas später sehr teuer werden. Bei RS232 brauchen Sie meist ein spezielleres Kabel, nur wenige Hersteller halten sich an Normbelegungen. Zudem wird da auch nicht zwangsläufig der PC-ASCII-Code benutzt, sondern der uralte Lochstreifencode (ISO, EIA), die nur 64 Zeichen kennen, auch das Handshaking kann seine Marotten haben. Das müssen Sie nur im Vorfeld wissen, daß es da nicht gleich auf Anhieb klappen wird. Nachher geht's problemlos, nicht zu lange Kabel nehmen, dann können Sie ordentlich hohe Baudraten fahren (ich 19200). Beim Netzwerk habe ich mir ein kleines lokales Netzwerk gebaut, spinnt das große im Verbund oder fällt gar ganz aus, ich merk es hier dann nicht und hab zeitgleich meine Datenkopien.
CAM und Maschine: Hier dazwischen hockt der Postprozessor, eigentlich nur eine Art Übersetzerprogramm, von dem Sie inder Praxis später kaum etwas merken, der das Rohprogramm so in CNC-Code übersetzt, daß es zu Ihrer Maschine passt. Da kann es Ihnen sehr schnell passieren, daß Sie zwar äußerlich gleiche, aber doch ein wenig unterschiedliche Maschinen haben, also den Postprozessor anpassen (lassen) müssen, kostet evtl. Einfaches Beispiel hier: Eine Maschine hat 16 Werkzeuge, die andere 20. Würde ich das Proggi von der großen auf die kleine übertragen, dann würde die statt Werkzeug Nummer 17 die 1 holen, wenn da dann ein großer Messerkopf drin ist statt einem kleinen Bohrer....
Postprozessorfehler, kein Proggi ist 1000%ig, sehen Sie in der Simu nicht, weil die vom Rohprogramm erstellt wird, also beim ersten Teil dabeibleiben, Eilgang weit runter und immer die Hand auf der Stoptaste. Dann habe ich grundsätzlich zwei markante Punkte, 50mm über den Teil muß meine Maschine vom schnellen Eilgang (>50m/min) in den langsamen schalten und wenn der Vorschub auf Null steht, muß sie 2 mm über dem Teil stehenbleiben, tut sie es nicht, stimmt was nicht. Teil falsch drin, Z-Shift in den Sand gesetzt, Nullpunkt daneben, falsche Werkzeugbestückung usw. usf. ist tägliches Brot.
Rohteil, Fertigteil, Restmaterial: Zu Fuß erstellte CNC-Programme sind so gut wie immer kürzer und schneller als die mit CAM. Um Luftfahrten zu vermeiden, muß Ihr CAM Ihnen also die Möglichkeit geben, ein Rohteil (Gußteil z. B. oder Block) über Ihr Werkstück zu legen, so wie Sie es später auch in der Maschine haben. Dann arbeiten Sie mit einem großen Werkzeug vor. Das kommt nicht überall hin, also bleibt Material stehen, das ist das sog. Restmaterial, das muß Ihr CAM erkennen und dann auch mit einem kleineren Werkzeug gezielt bearbeiten können. Hier erlebt man oft Überraschungen.
Toleranzen: In 3d eine dumme Marotte, Nennmaß 30 +0.2 +0.5mm, wenn ich also auf Geometrie fräse, ist das Teil schon Müll. Hier mit der Konstruktion reden, daß die auf Mitte Toleranz arbeiten, mit der Toleranzmodellanpassung von CADs bin ich nicht so glücklich, oder Sie bauen sich eben die nötigen Offsetflächen selbst.
Zusatzgeometrien: Passiert sehr häufig, man hat "nichts mehr zum Anfassen", also muß der CAD-Unterbau in der Lage sein, sich hier die nötigen Geometrien ans Teil anbringen zu können. Hier ist man im Vorteil, wenn man z. B. direkt ein SWX-Modell hat, weil dann die ganze Arbeitsgeometrie (Ebenen, Achsen) usw. noch voll zur Verfügung stehen, kommen die Daten über SAT/STEP fehlen diese und man muß die selbst anbringen.
Ich empfehle also absichtlich kein Produkt, solange ich Ihre Problemstellung nicht näher kenne, aber die Infos glaub nich nutzen doch ein wenig.
Teilefamilien: Großes Werbeargument, Änderungen am Modell zieht das CAM automatisch nach. Spart bei ähnlichen Teilen tatsächlich, aber nicht vergessen, Materialklotz muß auch wieder stimmen, Vorrichtung sollte nicht im Weg sein. Ich selbst fahre die (kuriose) Kombi, Inventor in der Konstruktion, SWX im CAM, vertragen sich topst. Nachteil: Ich kann die Teilefamilien nicht so easy machen, muß Geometrieen tauschen, aber wegen ISO9000-Vorschriften eh egal.
Featureerkennung: Schadet nicht, bringt (Bohrungen bei Mastercam) in der Praxis auch nicht so ultimativ viel, ich hab's nach über 10000 CNC-Programmen noch nie vermisst. Das erste CAM war übrigens selbstgeschrieben, schon voll parametrisch auf einem Amiga1000, hab also wie beim CAD schon einige hinter mir.
Soviel für jetzt, ich mach gern noch weiter. Bestehen jetzt noch Zweifel, daß wir das bei CAD.DE nicht könnten?
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Wenn man auf die Frage "Wie soll das noch weitergehen" keine Antwort findet, kann es helfen, das erste Wort wegzulassen. Murphy, 9.2.05
[Diese Nachricht wurde von murphy2 am 04. Mrz. 2005 editiert.]
[Diese Nachricht wurde von murphy2 am 06. Mrz. 2005 editiert.]
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