Hi,
mittlerweile kam die dritte Anfrage per Email, wie man Schiffsrümpfe modelliert. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um einige Erkenninisse aus meinem Hobby "Virtueller Modellbau" der erlauchten Gemeinde kundzutun:
Also, wo fange ich an?
Vielleicht mit der Aussage, dass alle Flächen nur so gut sind, wie die Kurven, auf denen diese beruhen. Und alle Kurven basieren wiederrum auf einem Skelett aus Ebenen, Punkten, Koordsystemen. Also ist hier ein besonders diszipliniertes Arbeiten gefragt - es lohnt sich, wirklich!
Und dann, dass ich meistens nur eine Hälfte eines Rumpfes erstelle, und diese später spiegele. Ausnahmen sind natürlich asymmetrische Rümpfe, wie die bei den venezianischen Gondeln.
Noch was: Und wenn es auch noch sooooo reizt, ein fast-fertiges Flächenmodell in die späteren Volumenmodelle zu übertragen, Finger wech: zuerst das Skelett-Flächenmodell komplett fertig erstellen. Dies ist besonders bei z.B. U-Booten wichtig, die oftmals Anschlußgeometrien von Tiefenrudern oder vom Turm enthalten. Bei Schiffen mit Wulstbug diesen natürlich komplett flächenmäßig definieren, auch wenn man erstmal am Heck anfangen will. Ehrlich, hätte ich DAS mal vorher gewusst.... :-(
Bevor wir also mit Flächen beginnen, möchte ich folgende Vorgehensweise vorschlagen:
- Mittelebene des Rumpfes erstellen (ist bestimmt im Start-Teil enthalten)
- Erstellung der Außen-Flächen als Ebene. Also die schiffbauliche Wand an Backbord oder Steuerbord. Wenn auch nur kleine Teile des Rumpfes eine Ebene bilden, bitte unbedingt darauf achten, dass diese Kontur als Kurve Skizziert wird. Hierauf wird dann später eine ebene Fläche gelegt, und zwar BEVOR die Flächen der einzelnen Spanten erstellt und miteinander verbunden werden. Dies ist wichtig, weil es sonst eine kleine "Delle" im Rumpf gibt.
- Andere ebenen Flächen erkennen und als Kurve erstellen. Oft findet sich sowas im Heckbereich beim Heckspiegel oder der Rumpffläche direkt oberhalb des Ruderblattes.
- Eine 0-Ebene (Null) definieren. Dies ist im Schiffbau oftmals die Ebene, welche durch die Achse des Ruderschaftes geht. Diese 0-Ebene ist auch ein Spant.
- Erstellen aller Spanten-Mitten als eine eigene Ebene, parallel zur 0-Ebene. Sinnvolle Bezeichnung der Ebenen nicht vergessen, entweder z.B. "Spant05" (durchnummeriert) oder "Spant350" (350mm Abstand zur 0-Ebene).
- Erstellung einer Kurve (Skizzieren der Außenkontur des Kiels)
- Erstellung der wichtigsten Decks: Zuerst wieder Ebenen, z.B. "H-Deck", "Poop", "A-Deck", ... Auf diesen Ebenen die vielleicht schon vorhandenen Außenkonturen der Deckspläne als Kurve anlegen.
- Ggf. Trimmen der Kurven, damit Überstände entfernt werden, bevor es an die Flächen geht.
Ach ja, die Folientechnik ist bei sowas besonders wichtig. Bitte viele, viele Folien anlegen. Tipp: Für jeden Spant eine Folie. Darauf sind dann die Kurven des Spants, natürlich die Ebene dazu, und ggf. die Punkte, welche ein Deck mit der skizzierten Spanten-Kurve schneiden. Auch Kombinationen von Folien sind ratsam, z.B. "Heckbereich" oder "Wulstbug".
So, nun hätten wir erstmal genug zu tun, bevor wir überhaupt an irgendwelche Flächen denken können. Diese, um es nur ganz kurz anzuschneiden, werden meist mit "Flächen- Spezial - Berandungen" erstellt, wobei natürlich die Kurven des Skelettes verwendet werden. Problematisch wird der Bereich, in dem sich die Fläche der Rumpfhälfte mit der Fläche der Back treffen. Hier kann man aber einen Trick verwenden, nämlich eine gaaaanz kleine ebene Fläche erstellen oder eine kleine kugelförmige Geometrie.
Weitere Tipps werde ich hier auf Anfrage publizieren.
Viele Grüße
Detlef Bexkens
PS: Die gleiche Vorgehensweise habe ich auch mal bei einigen Flugzeug-Modellen verwendet. Funzt auch da!
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