{\rtf1\ansi\ansicpg1252\uc1 \deff0\deflang1033\deflangfe1031{\fonttbl{\f0\froman\fcharset0\fprq2{\*\panose 02020603050405020304}Times New Roman{\*\falt Times New Roman};}{\f1\fswiss\fcharset0\fprq2{\*\panose 020b0604020202020204}Arial{\*\falt Helvetica};}{\f69\fscript\fcharset0\fprq2{\*\panose 00000000000000000000}Marigold (W1);}}{\colortbl;\red0\green0\blue0;\red0\green0\blue255;\red0\green255\blue255;\red0\green255\blue0;\red255\green0\blue255;\red255\green0\blue0;\red255\green255\blue0;\red255\green255\blue255;\red0\green0\blue128;\red0\green128\blue128;\red0\green128\blue0;\red128\green0\blue128;\red128\green0\blue0;\red128\green128\blue0;\red128\green128\blue128;\red192\green192\blue192;}{\stylesheet{\nowidctlpar\widctlpar\adjustright \fs20\lang1031\cgrid \snext0 Normal;}{\s1\sa360\keepn\nowidctlpar\widctlpar\outlinelevel0\adjustright \f69\fs48\expnd40\expndtw200\lang1031\cgrid \sbasedon0 \snext0 heading 1;}{\*\cs10 \additive Default Paragraph Font;}}{\info{\title Eine Schmusegeschichte}{\author Hans Claßen}{\operator Hans Claßen}{\creatim\yr2000\mo3\dy3\hr14\min12}{\revtim\yr2000\mo3\dy3\hr14\min12}{\version3}{\edmins0}{\nofpages2}{\nofwords904}{\nofchars5156}{\*\company }{\nofcharsws6331}{\vern73}}\paperw11906\paperh16838\margl1417\margr1417\margt1417\margb1134 \deftab708\widowctrl\ftnbj\aenddoc\hyphhotz425\formshade\viewkind4\viewscale120\pgbrdrhead\pgbrdrfoot \fet0\sectd \linex0\headery709\footery709\colsx709\endnhere\sectdefaultcl {\*\pnseclvl1\pnucrm\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxta .}}{\*\pnseclvl2\pnucltr\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxta .}}{\*\pnseclvl3\pndec\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxta .}}{\*\pnseclvl4\pnlcltr\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxta )}}{\*\pnseclvl5\pndec\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxtb (}{\pntxta )}}{\*\pnseclvl6\pnlcltr\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxtb (}{\pntxta )}}{\*\pnseclvl7\pnlcrm\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxtb (}{\pntxta )}}{\*\pnseclvl8\pnlcltr\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxtb (}{\pntxta )}}{\*\pnseclvl9\pnlcrm\pnstart1\pnindent720\pnhang{\pntxtb (}{\pntxta )}}\pard\plain \s1\sa360\keepn\nowidctlpar\widctlpar\outlinelevel0\adjustright \f69\fs48\expnd40\expndtw200\lang1031\cgrid Eine Schmusegeschichte \par \pard\plain \qj\sa240\nowidctlpar\widctlpar\adjustright \fs20\lang1031\cgrid {\f1 Vor langer Zeit lebten einmal zwei glückliche Kinder, Klaus und Luci, mit ihren beiden Eltern, Franz und Anna. In jenen Tagen wurde jedem Kind bei der Geburt ein kleiner, warmer Schmusesack mitgegeben. Und jeder, der in diesen Sack hineinlangte, konnte einen warmen Schmuser herausholen. Die Nachfrage nach warmen Schmusern war sehr groß, weil derjenige, der einen warmen Schmuser geschenkt bekam, sich am ganzen Körper warm und liebkost fühlte. Menschen, die nicht regelmäßig warme Schmuser bekamen, holten sich leicht eine Krankheit im Rücken, die zur Verschrumpelung und dann zum Tode führte. \par In jenen Tagen war es sehr leicht, warme Schmuser geschenkt zu bekommen. Jedesmal, wenn sich jemand nach einem sehnte, konnte er zu jemandem hingehen und sagen: \ldblquote Ich hätte gern einen warmen Schmuser.\rdblquote Der andere griff dann in seinen Schmusesack und zog einen Schmuser heraus, so groß wie eine Kinderhand. Sobald dieser Schmuser das Tageslicht erblickte, lächelte er und wurde groß und flauschig. Man legte ihn dann auf die Schultern, auf den Kopf oder in den Schoß und er verströmte überall ein gutes Gefühl. Die Menschen erbaten oft warme Schmuser voneinander und keiner kam zu kurz. \par Deshalb waren alle glücklich und fühlten sich die meiste Zeit warm und liebkost. \par Eines Tages ärgerte sich eine böse Hexe darüber, daß alle so glücklich waren und niemand ihr Zaubermittel kaufen wollte. Die Hexe war hinterhältig und listig und entwarf einen gemeinen Plan. Eines wunderschönen Morgens kroch sie zu Franz und flüsterte ihm ins Ohr: \ldblquote Franz, schau dir nur all die warmen Schmuser an, die Anna den Kindern gibt. Wenn sie das so weiter macht, wird sie irgendwann keine mehr für dich übrig haben!\rdblquote \ldblquote Meinst du, daß nicht immer ein warmer Schmuser in unserem Schmusesack ist?\rdblquote fragte Franz erstaunt und die Hexe sagte heimlich grinsend: \ldblquote Keineswegs \endash und wenn sie einmal alle weg sind, gibt es eben keine mehr.\rdblquote Mit diesen Worten entschwand sie auf ihrem Besen und man hörte sie noch lange kichern. \par Franz wurde besorgt und traurig, weil er Anna\rquote s warme Schmuser sehr gern mochte und sie nicht verlieren wollte. Er fand es plötzlich nicht mehr richtig, daß Anna ihre warmen Schmuser an die Kinder und andere Leute verteilte. Und weil Anna ihn gern hatte, reservierte sie die warmen Schmuser für ihn. \par Auch die Kinder wurden sehr vorsichtig. Sie beobachteten ihre Eltern genau, und wenn sie das Gefühl hatten, daß sie anderen zu viele Schmuser gaben, fingen sie an, sich zu beschweren. Auch wurden sie allmählich besorgt, daß sie selbst zu viele warme Schmuser vergeben könnten, und sie wurden immer geiziger. Schon bald bemerkten die Menschen den Mangel an warmen Schmusern, und sie fühlten sich immer weniger warm und liebkost. Sie fingen an zusammenzuschrumpfen und gelegentlich starben sie aus Mangel an warmen Schmusern. Immer häufiger gingen die Menschen zur Hexe und kauften ihre verschiedenen Mittelchen, obgleich sie nicht zu wirken schienen. \par Die böse Hexe, die all dies gesehen hatte, wollte nicht wirklich, daß die Menschen sterben, da Tote ja keine Zaubermittel kaufen. Deshalb entwickelte sie einen neuen Plan: Sie gab jedem einen Sack, der dem Schmusesack sehr ähnlich sah, nur daß er kalt war. Im Sack der Hexe waren kalte Fröstler. Diese kalten Fröstler gaben den Menschen kein warmes und liebkosendes Gefühl, sondern hinterließen fröstelnde Kälte unter den Menschen. Aber sie vermieden eine Verschrumpelung des Rückens. Von jetzt an sagten die Leute jedesmal, wenn jemand von ihnen einen warmen Schmuser haben wollte: \ldblquote Ich kann dir keinen warmen Schmuser geben, aber hier hast du einen kalten Fröstler\rdblquote , denn sie bangten um ihren Vorrat an warmen Schmusern. Manchmal geschah es, daß zwei Menschen aufeinander zugingen und dachten, sie bekämen warme Schmuser. Doch einer von beiden überlegte es sich dann doch und schließlich gaben sie sich nur kalte Fröstler. Die Folge war, daß zwar nur noch wenige Leute starben, jedoch waren sehr viele Menschen unglücklich und fühlten sich kalt und fröstelnd. \par Die warmen Schmuser, die vorher selbstverständlich wie Luft waren, wurden außerordentlich selten und wertvoll. Bevor die Hexe aufgetaucht war, waren oft Leute in kleinen Gruppen zusammengekommen und hatten sich nie darum gekümmert, wer wem warme Schmuser gab. Aber seit dem Erscheinen der Hexe schlossen sich die Menschen nur noch in Paaren zusammen und reservierten so alle warmen Schmuser ausschließlich füreinander. Vergaß man sich einmal und gab jemand anderem einen warmen Schmuser, bekam man ein schlechtes Gewissen. \par Aber es geschah noch etwas anderes: Die Leute sammelten kalte Fröstler, die ja umsonst in unbegrenzter Menge zu haben waren, machten diese weiß und flauschig und gaben sie dann als warme Schmuser aus. Diese scheinbar warmen Schmuser waren in Wirklichkeit Plastikschmuser und verwirrten die Leute sehr. Zum Beispiel kamen zwei Menschen zusammen und tauschten freigiebig }{\f1 Plastikschmuser}{\f1 aus, die ihnen ja eigentlich ein gutes Gefühl geben sollten; stattdessen fühlten sie sich jedoch schlecht. Da sie aber meinten, sie hätten warme Schmuser ausgetauscht, wurden die Menschen ganz bedrückt; sie bemerkten nicht, daß ihre kalten fröstelnden Gefühle in Wirklichkeit von den vielen Plastikschmusern kamen. \par Vor gar nicht allzulanger Zeit geschah jedoch etwas Unerwartetes: eine Frau, die noch nichts von der bösen Hexe gehört hatte, kam in dieses unglückliche Land. Sie sorgte sich nicht darum, daß sie einmal keine Schmuser mehr haben könnte, sondern verteilte sie freigiebig und sogar ohne gebeten zu werden. Man nannte sie die Zigeunerin und man war über sie verärgert, setzte sie doch den Kindern in den Kopf, daß man sich nicht um warme Schmuser zu sorgen braucht. Die Kinder mochten sie sehr gern, denn sie fühlten sich gut in ihrer Nähe und begannen wieder, warme Schmuser zu verteilen, wann immer sie Lust dazu hatten. \par Manche Erwachsene wurden immer besorgter und planten ein Gesetz, das die Kinder davor schützen sollte, ihren Vorrat an warmen Schmusern zu vergeuden. Dieses Gesetz sollte das verschwenderische Verschenken warmer Schmuser ohne Genehmigung verhindern. Zur Zeit ist noch nicht sicher, ob sich die Erwachsenen durchsetzen oder ob sie sich den Kindern und der Zigeunerin anschließen werden. \par \par }}