Moin!
Na, denn will ich mal wieder den Spielverderber geben:
Es gibt eine ganze Reihe Leute, und ich gehöre inzwischen dazu, die auf das Inhaltscenter (auch ContentCenter oder CC genannt) komplett verzichten, und zwar aus guten Gründen wie z.B.:
- Damit es läuft, ist immer ein Datenbankserver (das ist in diesem Fall ein installiertes Programm) nötig. Man benötigt einen Admin mit entsprechenden Kenntnissen oder selber Zeit und Kenntnisse, um das einzurichten und auf jedem beteiligten Rechner am Laufen zu halten. Weder das eine noch das Andere scheint mit in Franks Situation gegeben, und mir selber ist es irgendwann auch trotz genügend Möglichkeiten zu viel geworden.
- Es wird mit CC immer so sein, dass die dauerhafte Änderung einer Datei oder auch das Neuanlegen eines Bauteil, das z.B. in der Norm fehlt, aber trotzdem leicht zu kaufen ist (wie z.B. Schrauben in Sonderlängen) jedes Mal ein Einsteigen in die Datenbank und Ändern der Quelltabelle erfordert.
- Wenn man dann bedenkt, dass in einem leidlich konstanten Betrieb nach etwa einen Jahr kaum noch neue Norm-Bauteile erforderlich sind, weil man ja doch anstrebt, möglichst wenig verschiedenen Sachen zu verwenden, ist die ganze Datenbank, die jedesmal, selbst zumÄndern einer Schraubenlänge gestartet wird, und die, auch wenn man die exotischen Normen alle weglässt, immer noch Millionen Einträge enthält, nur noch unsinniger Ballast.
- Die Größe der Datenbank eskaliert weiter, wenn man Material, Endbehandlung und Festigkeitsklasse von Schrauben und anderen Bauteilen regelkonform eintragen will (anstatt sie in eins als Pseudo-Material zu vermusen, was eben auch nur Pfusch ist).
- Oft ist es nötig, für einen Kunden in der Stückliste oder in den Zeichnungen anderssprachige Benennungen zu zeigen. "Alles kein Problem" heißt es dann, mal eben schnell die Familientabelle editieren.... Da lach ich doch nur noch drüber! Das kostet für alle betiligten Bauteile und wenn man ehrlicherweise alle Schwierigkeiten mitrechnet einen ganzen Tag, den ich für so was einfach nicht übrig habe! Wie einfach ist das hingegen, wenn man die Normteile als normale Bauteile verwaltet. Neue iProperties oder Änderungen daran sind im Stücklistenbrowser eine Sachen von
Sekunden!
- Die Modelle die man da serviert bekommt, sind teilweise haarsträubend überdetailliert, unnötig komplex im Parameteraufbau und teilweise auch einfach falsch (ganz krass beim Material). Wenn man doch immer kontrollieren muss, ist das selbstmodellieren auch nicht viel mehr Aufwand.
- Die Vielfalt des CC ist ein Fluch! Es gibt (die ausländischen nationalen Normen mal weggelassen) DIN, EN, ISO, DIN-EN, DIN-EN-ISO - alles quer durch- und nebeneinander, und jeder nimmt was anderes, weil es ja einfach da ist. Wenn man DANN die iProps in der Datenbank pflegen will, explodiert der Aufwand erst recht.
- Die Geschichte des CC ist dermaßen wirr und voller bald wieder verworfener Absurditäten (ich sag nur "5.ipt"), dass Skepsis bezüglich der zukünftigen Entwicklung mehr als angebracht ist.
IMHO ist das CC eine unsinnige Ausgeburt des Marketingprinzips, dass immer das gebaut wird, wonach die Kunden schreien, und zwar ohne die Konsequenzen zu bedenken. Ein fertiges Normteilepaket ist attraktiv, ja, aber es wurde immer mehr, es soll ALLES umfassen, irgendwoher kommt dann auch noch die Forderung, dass nichts darin aus Versehen geändert werden können soll (so als würden am CAD nur Deppen sitzen ) und dadurch entsteht dann ein monströser Dinosaurier, der sich nur träge voranwälzt und alles blockieren kann, und so riesig und unübersichtlich ist, dass es eigentlich normal ist, dass die nötigen Einschränkungen nach der Installation nicht vorgenommen werden. So was kann man IMHO nur gut finden, wenn man schon fast religiös der Meinung ist, dass Alles auf der Welt von einem Rechnerprogramm verwaltet werden muss, und demzufolge mit Freuden und immer wieder Tage und Wochen in die Pflege einer Datenbank versenkt, die dann nur zu einem Bruchteil genutzt wird.
Sicher, die Idee ist gut, aber dass es in den Bereich der Utopie führt, ALLES vordefinieren und ALLES automatisch verwalten zu wollen, ist Realität. Und dass in solchen Sachen eine halbe Lösung schlimmer ist als gar keine, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Es ist ja auch nett, wenn mit einem Schlag alle Normteile ausgeblendet oder unterdrückt werden können, aber dafür reicht auch ein kleines Makro, das vernünftig gepflegte iProperties vorfindet.
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Tut mir leid, wenn das dem einen oder anderen destruktiv vorkommt, aber jedes Ding hat zwei Seiten, und jeder empfindet die eine oder die andere Seite als problematischer. Und am Ende ist jeder selbst dafür verantwortlich, wie, wann und mit welchem Aufwand er seine Aufgaben erfüllt.
Ich finde es wichtig, aufzuzeigen, dass das CC nicht der einzige vernünftige Weg ist! Gerade in kleinen Abteilungen trägt sich der Pflegeaufwand nach meiner Erfahrung nie im Leben.
Ich wäre froh, wenn ich sofort meinen derzeitigen Weg gegangen wäre und mich nie auf das CC eingelassen hätte. Dann hätte ich nämlich im Lauf der Jahre mit immer nur dem aktuell benötigten Aufwand meine eigene Normteilebibliothek mit ordentlichen Modellen und einfachster Verwaltung aufgebaut, die auch JEDER im Büro pflegen könnte, und die keine Ressourcen in diesem Maße fressen würde. Die Arbeit wäre in der Summe geringer gewesen, und der Ärger erst recht.
Aber nicht mehr lange, und dann hab ich das.
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Roland
www.Das-Entwicklungsbuero.de
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