Hallo Carla,
ich werd's mal versuchen, allerdings ist das jetzt eindeutig subjektiv, schon aufgrund des fehlenden Vergleichs zu anderen Systemen.
Prinzipiell kann man mit Mastercam nahezu alles lösen, was einem so an Frästeilen unterkommt.
Für euren Fall bräuchtet ihr Fräsen Level 3 (3+2 Achsen müsste da schon gehen), für 5-Achs simultan noch die entsprechende (kostenpflichtige) Erweiterung und natürlich einen passenden Postprozessor, der das dann auch maschinenspezifisch umsetzen kann.
Wenn man nach der Installation die (nahzu unbegreifliche) Maschinen- und Steuerungskonfiguration gemeistert hat (sollte man vielleicht dem Distri überlassen), kann man recht schnell mit den einfacheren Sachen starten.
Teile kann man in den meisten gebräuchlichen 3D-Formaten laden (Step, IGS usw.), die jeweiligen Filter sind IMHO ziemlich gut. Direktschnittstellen zu manchen CAD-Systemen gibt es, die kosten aber. Probleme gibt es häufig mit den Flächennormalen, ob das alleine an MC liegt kann ich aber nicht sagen.
Die Teile liegen dann als Flächen vor (Ausnahme:STEP, das wird standardmäßig als Solid importiert und muss ggf. in Flächen umgewandelt werden). Wenn man die Solid-Option gekauft hat, kann man auch direkt mit den Solids weiterarbeiten, es gibt eine Reihe Tools/ Strategien, die Solids voraussetzen, sonst arbeitet man eben auf den Flächen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Arbeit mit einem reinen Flächenmodell um Größenordnungen schneller geht als mit Solids, die MC doch mächtig in die Knie zwingen. Bis jetzt ist mir eigentlich noch kein Fall untergekommen, wo ich die Solids unbedingt gebraucht habe.
Dann kann's mit auch schon mit Bearbeitungen losgehen. Wenn man ein bisschen 'Feeling' für das Ganze mitbringt, sind viele Operationen, grade im 2D (na gut, da gibt's nicht soooo viele), nahezu selbsterklärend. Im 3D gibt es eine Fülle von Strategien. Um die für den Anwendungsfall beste auszuwählen ist dann ein bisschen Erfahrung notwendig. Viele Strategien arbeiten mit den Defaulteinstellungen schon ganz gut, es gibt aber jeweils noch eine Menge Optionen, da hilft nur ausprobieren.
Die Bearbeitungsebene definiert man einfach mittels frei definierbarer Koordinatensysteme (Stichwort: 3+2 Achsen), da muss man nur ein bisschen aufpassen wie man das Basiskoordinatensystem und wie die Ebenen setzt.
Hier liegen auch ein paar Stolpersteine, weil MC das aktuelle KS erst mal in eine neue Operation übernimmt. Wenn mann das nicht merkt (meistens will man es ja anders), dann kann das ziemlich laut in der Fertigung werden. An dieser Stelle treten dann auch ein paar nervige Inkonsistenzen der Operationen auf. Manche Operationen (z.B. Planen) müssen in der Ebene der zu planenden Fläche erzeugt werden, d.h., aktuelle Kordinatensyteme konform zur Planfläche setzen, Operation erzeugen, anschließend in der Operation die Ebenen wieder so setzen, das alles stimmt, dann die Höhen neu setzen...., das ist LÄSTIG.
Wenn man dann alles hat, gibts die Möglichkeit, alles zu simulieren (True-Solid-Verify). Das ist hilfreich, allerdings gibt es eine Reihe Optionen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, gegenseitig ausschließen????. Das Verify ist auch der stärkste Absturzverursacher. Grade bei größeren Operationen kommt gerne mal eine Fehlermeldung, da hilft nur noch Sichern und Neustarten. Der Rest läuft ausgesprochen stabil - Respekt. Innerhalb des Verify gibt es die Möglichkeit, die simulierte Berabeitung mit einem STL-File der Soll-Geometrie zu vergleichen. Das ist an und für sich eine feine Sache, aber irgendwo zwischen Release 10 und 12 glaube ich, ist der STL-Vergleich so langsam geworden, dass er fast nicht mehr benutzbar ist (zumindest bei uns). Wenn ihr noch mal eine Vorführung durch euren potenziellen Distri kriegt, lasst mal an einem mäßig komplizierten Teil einen STL-Vergleich machen und versucht dann mal, das Teil auf dem Bildschirm zu drehen. Würde mich mal interessieren, was rauskommt.
Noch ein bisschen Allgemeines. Die Benutzeroberfläche ist mittlerweile Windows-like, Gott sei Dank noch ohne diesen unsäglichen Ribbon-Unfug al a Kleinweich Office. Mehrprozessorfähigkeit sucht man derzeit noch vergebens, einzig für ein paar wenige Strategien gibt es ein Multi-Threading - schade. MC läuft, wie oben schon erwähnt, erfreulich stabil, allerdings gibt's auch ein paar (aus dem Gedächtnis nicht reproduzierbare) Bugs. So gibt es Konstellationen (manchmal, wenn man innerhalb einer Funktion eine andere versucht zu starten), in der man aus der Funktion nicht mehr rauskommt. Da geht dann NICHTS mehr, nur killen und Neustart. Auch hatten wir in der letzten Zeit manchmal den Fall, das MC plötzlich die Operationsgruppen zerschossen hat (aus Werkzeugweggruppen sind dann plötzlich Machinengruppen geworden), das alles wieder hinzubiegen kostet viel Zeit.
Im Laufe der Zeit hat sich vieles getan (wir sind seit V7 dabei...), vieles ist besser geworden, manche Sachen wurden aber auch nur verschlimmbessert, aber das ist überall so, denke ich.
Was letztlich (auch ein bisschen) Kritik verdient hat sind die Anpassungsmöglickeiten über Makros usw. Es gibt wohl eine Art Makrofunktion (noch nie benutzt) und man kann über VBS ein bisschen was machen (das kratzt aber wirklich nur an der Oberfläche). Leistungsfähige Erweiterungen (falls notwendig), gehen nur über die sogenannten C-Hooks, da gehts dann aber schon deutlich an's Eingemachte.
Vielleicht ein Fazit:
Ich mag MC, trotz aller Macken ist es ein sehr leistungsfähiges System, mit dem man gut und auch schnell arbeiten kann. Die meisten Klippen lernt man im Laufe der Zeit zu umschiffen und wenn nicht, na ja, ein kurzer Anflug von Ärger und weiter gehts . Wie gesagt, einen allumfassenden Bericht über die Funktionen (ich kenn ja selber nicht alle) kann (und will ) ich an dieser Stelle eigentlich nicht geben.
Hoffe ein bisschen geholfen zu haben
Gruesze,
Karsten
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Lieber Gott, gib mir Geduld - SOFORT!!
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