Zitat:
muss ein Werkstück das als Halbzeug schon Bestimmt ist noch mal Tolleriert werden?
Nun hatte ich gehofft, jemand mit mehr Ahnung in diesem Detail würde antworten... Bisher leider nicht, also schreibe ich doch noch meine Meinung.
Dem ISO GPS ist es recht egal, wie etwas hergestellt wird. Es gibt auch keine Pflicht alles zu tolerieren. Wer aber dann bei Problemen verantwortlich ist, das wird in der ISO 8015 schon recht klar formuliert (ich glaube das heißt "Funktionsbeherrschung" - Teile, die der Spezifikation entsprechen, sind ok. Es müssen alle Funktionen spezifiziert werden, um Mehrdeutigkeiten zu vermeiden. Das liegt in der Verantwortung des Konstrukteurs.)
So weit, so allgemein. Etwas konkreter:
Ist auf der Zeichnung ein Halbzeug als 6kt samt zugehöriger Norm angegeben und beschreibt diese Norm zulässige Abweichungen ausreichend genau, dann sehe ich keine Veranlassung, das auf der Zeichnung nochmals zu spezifizieren. Da sehe ich eher die Gefahr, einen Widerspruch zu erzeugen (engere Toleranz auf der Zg. als in der Norm). Im Zweifel würde ich mir die Halbzeugangabe sparen und ließe die Fertigung entscheiden. Ich spezifiziere, was ich am Ende brauche (und wenn der 6kt hochpräzise sein muss, dann muss er eben bearbeitet werden. Wenn jemand mit einem entsprechenden Halbzeug um die Ecke kommt, ist es mir auch recht).
Ganz ähnlich wäre es, wenn für das Halbzeug eine Zeichnung existiert, z.B. bei einem Gussteil. Zg. A - Rohteil. Zg. B - spanend bearbeitet. Es macht keinen Sinn, in Zg. B unbearbeitete Flächen zu tolerieren oder Allgemeintoleranzen dafür anzugeben, wenn das alles bereits in Zg. A enthalten ist. Oder man dreht das alles um und spezifiert nur das bearbeitete Teil, dann läge die Verantwortung für das Rohteil beim Lieferanten.
Wenn vorher schon absehbar ist, dass die Fertigung im eigenen Haus stattfindet, dann würde ich alles noch entspannter sehen. Hier wäre der gerechtfertigte Aufwand für die Spezifikation schnell erreicht. Fragen könnten ja intern schnell geklärt werden etc.
Eine etwas andere Situation sehe ich bei Zeichnungen, die ein Endprodukt spezifizieren und für den Kunden gedacht sind. Hier muss ich alles angeben, was für ihn relevant ist (bzw. er zwingt mich dazu). Der Kunde bekommt (bei uns) keine Zg. von Einzelteilen. Dh. auf der Kundenzeichnung sind auch Angaben, die sich "innerhalb" eines Einzelteils abspielen und durch den Zusammenbau nicht beeinflusst werden (z.B. Durchmesser einer Befestigungsbohrung).
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Gruß KraBBy
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