---

Liebes Forum, Kolleginnen und Kollegen;

der Nationale Anhang der Erdbebennorm DIN EN 1998-1 ist mit Neuauflage 2021-07 neu geregelt.
Nach Aussage von Fachausschüssen wird dieser vermutlich 2022 in nationales Recht überführt.

Dies bedeutet, dass Regionen für die gem. der "alten" EN 1998-1 bzw. der alten DIN 4149 Erdbeben vernachlässigbar war, nun evtl. Erdbebennachweise zu führen sind.

Eine Einschätzung aus dem Bereich Bauwesen gibt es hier:
https://www.dgfm.de/fileadmin/01-DGFM/downloads/positionspapiere/DGfM_Pospap_zur_Erdbebennormung_DIN_EN_1998-1-NA_final_20210714.pdf

Eine Erläuterung des VCI (Verband der chemischen Industrie e.V.) gibt es hier:
https://www.vci.de/vci/downloads-vci/121024-final-erlaeuvci-leitfadendinen-version-5-2.pdf

Die Erläuterung des VCI ist für meinen Bereich (Anlagen- und Apparatebau) eher relevant.

Meine Herangehensweise wäre folgende:
- Ermittlung der relevanten Bodenbeschleunigung gem. DIN EN 1998-1/NA:2021-07
- Ableitung eines entsprechenden Antwortspektrums
- Durchführung einer dynamisch-transienten Analyse unter Berücksichtigung der Massenbeteiligungsfaktoren aus Modal-Analyse

Aus o.a. Quellen steht man nichtlinearen dynamischen Verfahren eher skeptisch gegenüber.
Bei dem empfohlenen vereinfachten Antwortspektrenverfahen wird meines Erachtens mehr Material eingesetzt als notwendig.

Ich würde mich freuen von Euch zu hören, wie ihr damit umgeht.

Beste Grüße
Michael

[Diese Nachricht wurde von ibgross am 05. Okt. 2021 editiert.]

Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP

---

Hallo ibgross,

auch wenn Dein Post schon über einen Monat alt ist, möchte ich trotzdem auf diesen Antworten.

Ich selber bin im Behälter- und Apparatebau beschäftigt und auch wir setzten uns aktuell vermehrt mit der Thematik des neu erschienenen nationalen Anhangs auseinander.

Leider herrschen über die Anwendung des neuen NA mitunter viele unterschiedliche Ansichten, wobei keine wirklich richtig oder falsch ist.

Die BASF beispielsweise wendet den neuen NA bereits seit einem guten 3/4 Jahr an und verweist hierbei auf den Stand der Sicherheitstechnik. So die Aussage der Betreiberprüfstelle der BASF.

Bei der Lanxess ist es ebenfalls so, dass in den Werksnormen darauf hingewiesen wird, dass immer die aktuellste Veröffentlichung der EN 1988-1 anzuwenden ist.

Für uns hat sich gezeigt, dass es der einzig richtige Weg ist das gewünschte Vorgehen mit dem Kunden abzustimmen. Denn fordert dieser die Anwendung der neuen Norm, so ist diese auch ohne vorherige Aufnahme in Musterverwaltungsvorschrift technische Baubestimmungen bereits anzuwenden.

Und da die Erdbebenlasten zum Teil erheblich angestiegen sind, sind die Auswirkungen nicht zu Unterschätzen.
Für den Standort der BASF Ludwigshafen haben sich die Lasten beispielsweise um ca. 45% erhöht.

Ich jedenfalls hoffe, dass schnell Einigkeit über die korrekte Anwendung vorherrscht, um künftige Diskrepanzen zu vermeiden.

------------------
Mit besten Grüßen

Marcel

---Bitte keine Privaten Nachrichten schreiben, da ich diese leider immer erst Monate später wahrnehme---

Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP

---

Hallo Marcel;

vielen Dank für Deinen Beitrag.
Wie ich lese schlagt ihr euch mit ganz ähnlichen Problemen rum.

Das mit der Kundenabsprache ist grundsätzlich richtig.
Allerdings sind einige meiner Kunden mit der Thematik überfordert und dann wundert man sich, dass Entwurfsbemessung so teuer wird bzw. die Apparateaufstellung so massiv ausgeführt werden muss.

Auch ich hoffe, dass hier möglichst bald Klärung eintritt.

Beste Grüße
Michael

Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP