Zitat:
Original erstellt von baumgartner:
...Die Erstellung von bemasstem 2D ist mit Annotation viel zu aufwendig. Insbesondere dadurch, dass Entformungsschrägen zu einer aufwendigen, aufgeblähten Geometrie führen. Auch die Tatsache, dass Radien manchmal zu Splines werden....
Hallo Andreas,
genau durch die Zeichnungserstellung kann man diese Qualität sichern, auch wenns schwer fällt. Es muss ja nicht bis ins allerletzte Detail vermaßt sein, normalerweise reichen ja Haupt- und Funktionsmaße aus. Verrundungen an Gussteilen gehören i.A. nicht zu den Funktionsmaßen, insofern müssen die auch nicht bis ins letzte vermaßt werden (Ausnahmen bestätigen die Regel!).
Wenn die Konstruktion sich um ca. 500 Euro verteuert, dadurch aber die Fehler in der Fertigung verhindert werden (Fehlerkosten in Deinem Beispiel bis zu 10.000 Euro) ist dieser Mehraufwand doch gerechtfertigt, oder?
Kurze Darstellung unserer Arbeitsweise:
Wir machen Spritzgussformen, bekommen vom Kunden meist 3D-Daten und Papierzeichnungen mit Hauptmaßen. Kundendaten werden von uns aufbereitet (Formschrägen, Toleranzen!...), und die Form darum gebaut (mit Erodierelektroden...). Alles in allem haben wir es auch mit Formschrägen, Radien usw. wie beim Sandguss zu tun. Dann werden von sämtlichen Einzelteilen detaillierte Zeichnungen angefertigt (zumindest von den Formgebenden Einzelteilen) und mit (fast) allen antragbaren Maßen versehen. Die Fertigung läuft dazu parallel über die 3D- und 2D-daten (als DXF bzw. SAT ins CAM-Programm), die Zeichnungen werden aber trotzdem(!) gebraucht zum Messen und Prüfen in der Werkstatt.
Das ist sehr viel Aufwand in der Konstruktion, aber die geringe Fehlerquote und gute Auftragslage unserer Fa. gibt uns recht, dass die Vorgehensweise so falsch nicht sein kann. Es mag hie und da funktionieren, nur mit Datensätzen Teile zu fertigen, aber unsere Erfahrung zeigt, dass die Fertigungsfehler zunehmen, wenn nur blindlings nach den Daten gefräst wird.
Wenn wir ab und zu nur eine Papierzeichnung eines herzustellenden Spritzgussteiles zur Verfügung haben, ist es obligatorisch, dieses nachzumodellieren und eine Zeichnung im Anno zu erstellen, die die selben Ansichten und Bemaßungen wie die Originalzeichnung aufweist, einfach zur Kontrolle (kommt glücklicherweise nicht so oft vor).
Noch eine Sache: Die 3D-Konstruktion und 2D-Zeichnungsableitung ist bei uns meist gesplittet zwischen Konstrukteur und Zeichnerin. Vorteil: Es guckt zwangsläufig noch mal jemand über die Konstruktion, der dann eventuelle Fehler aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus feststellen kann. Außerdem ist´s billiger.
Fazit: 3D-Daten für die Fertigung bereitstellen (keine Frage!), aber parallel assoziative(!) Zeichnungen zur Kontrolle erstellen = Minimierung der Fehlerquote!
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Grüße vom Erpestrand
Martin
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