Hm, dann wollen Sie eher sowas, wie ich hier im Arbeitszimmer neben dem 3d-Drucker stehen hab.
So übel ist das Ding nicht.
2x2.2 kW Spindelleistung, 42tsd U/min, HSK40 mit Wechsler, 2x Magazin mit 40 Plätzen, zwei unabhängige Fahrständer mit Linearmotor (Eilgang 100m/min mit Glasmaßstab) und zwei zusätzlichen Drehachsen, Palettenwechsler, Rundtisch, Kühlmittel und Absaugung. Steuerung 2xOctacore mit 128 GB Speicher. Programmiert wird mit Solidworks/Solidcam. Fahrweg jeweils 1000/500/600mm.
Spaß beiseite, wenn man sich was in die Bude stellt, dann eine Käsefräse, das sind diese meist recht windigen Portalfräsen. Da kostet die ganze Maschine weniger als ein vernünftiger NC-Spanner.
Bei Neukauf wären wir in etwa in dieser Schuhgröße:
https://de.dmgmori.com/produkte/maschinen/fraesen/horizontal-fraesen/nhx/nhx-5500
Preislich allerdings sicher nicht, denn wenn man sich die leisten kann, dann hat man sie nicht nötig. Die Frage nach zweiter Spindel wird man nicht mehr stellen.
Die nächste Alternative – Gebrauchtkauf, findet man zum Beispiel hier:
https://www.maschinensucher.de/
Aber Vorsicht, wenn CNC-Maschinen eine Weile herumstanden, sind häufig die Pufferbatterien der Steuerung leergelaufen, die ganzen Parametersätze futsch. Und ohne die kann die Steuerung mit der Hardware nichts anfangen.
Reparaturkosten nicht unterschätzen, 5-10% des Neupreises (!) pro Jahr veranschlagen. Transport und Aufstellen kosten ebenfalls, ab vierstellig.
Aufpassen, daß die Doku dabei ist, ohne Schaltplan kann es sehr haarig werden.
Nur – kleine Doppelständerbohrwerke hab ich bei meinen Besuchen bei Gebrauchthändlern nie gesehen. Eher sowas:
https://www.knuth.de/de/bo-t-110-l-cnc-cnc-bohrwerk-conf-100081
(Seite lädt langsam, runterscrollen bis zu den Genauigkeiten, haut einen nicht vom Hocker).
Dritte Alternative – der Eigenbau
Auf CAD.DE gibt‘s eine eigene Rubrik dafür
https://ww3.cad.de/cgi-bin/ubb/forumdisplay.cgi?action=topics&number=502
Allerdings hat der Bereich, was die Beitragszahlen angeht, noch etwas Luft nach oben.
Ein typisches „Bastlerforum“ ist beispielsweise
https://forum.zerspanungsbude.net/index.php
Da bin ich nicht Mitglied.
ISEL hatte ich mal, ich verkneif mir Kommentare.
Zuerst wird man sich Literatur reinziehen, hier zum Beispiel:
https://books.google.de/books?id=MX7fWiR1X-oC&pg=PA308&lpg=PA308&dq=hanser+werkzeugmaschine+perovic&source=bl&ots=cv3dtaBSp9&sig=ACfU3U0qAAJU7ys5Ei9aMTlDwLRwglEfog&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjIj6it9ormAhXrXRUIHWnqAngQ6AEwB3oECAkQAQ#v=onepage&q=hanser%20werkzeugmaschine%20perovic&f=false
Oder ungefähr auf dem Niveau von Roloff-Matek
https://www.beck-shop.de/perovic-handbuch-werkzeugmaschinen/product/291570
Und dann – Action am CAD. Neben statischer Steifigkeit auch auf die dynamische achten und Resonanzen vermeiden. Viele Komponenten sind ohnehin handelsüblich, beispielsweise Vorschubmotore, Kugelgewindespindeln und Schienenführungen, hier bekommt auch Industriequalität zu moderaten Preisen direkt bei den Herstellern. Wenn Sie – wahrscheinlich – auch im Gleichlauf fräsen wollen, Schienenführungen und Kugelspindeln vorgespannt nehmen.
Beim sog. Wassereimertest schnitten übrigens die häufiger propagierten Mineralgußmaschinen nicht besonders gut ab. Hier wird einfach quer zur Spindel über eine Umlenkrolle ein voller 10l-Wassereimer drangehangen und gemessen, um wieviel die Maschine dann nachgibt.
Elektrik gut planen, vor allem die Kabelverlegung. Kabelketten gibt‘s preiswert bei Igus. Die Trennstege mit einbauen und auf kettentaugliche Kabel achten. Sporadische Kabelbrüche suchen ist eine wenig erfreuliche Sache.
Steuerung gibt‘s auf PC-Basis, dann die Ansprüche nicht zu hoch. Mach3 oder Mach4 oder auch hier
https://www.lewetz.de/de/
Vorsicht, professionelle CAM-Systeme setzen oft die Unterstützung von mehr Gcode-Funktionen voraus als diese Steuerungen können.
Wenn Sie sich zutrauen, Echtzeitsysteme und Interpreter zu programmieren, ist der WATCOM-Compiler nicht übel – und kostenlos. Oder auch Coocox, Keil finde ich schon etwas zu professionell (auch vom Preis her).
Wenn möglich, G-Code als Steuerungssprache, evtl. noch Heidenhain. Nur wenn Sie die Steuerung selbst schreiben, können Sie aus dem Vollen schöpfen und sich eine eigene Sprache machen.
Verfahrschlitten bekommt ein einigermaßen begabter Konstrukteur hin, aber nicht vergessen – die Spindel braucht es auch und das sollte nicht unbedingt eine Oberfräse aus dem Baumarkt sein. Hier P4-Lager, sonst halten bei Alu die Werkzeuge nicht lang. Riemenspindeln sind preiswert und erlauben den Einsatz handelsüblicher Drehstrommotore (aufpassen, ab ca. 85Hz geht das Drehmoment den Bach runter und schauen, was der Motor an Drehzahl abkann, ggf. auswuchten).
Werkzeugspannsystem wenn möglich HSK, bei nicht zu hoher Drehzahl geht auch SK30, dann aber bei Drehzahlen ab ca. 8000U/min nach spätestens einer Stunde mal das Werkzeug raus, sonst kann es passieren, daß man es nicht mehr rausbekommt.
Chinaware ist Glücksache.
Usw. usf.
Bei den Werkstoffen sollte man auch auf ein paar Kleinigkeiten achten:
Holz gibt Holzstaub, gibt mit Luft ein brennbares Gemisch, also absaugen und dafür sorgen, daß der Sauger den Staub nicht hinten rausbläst und im Raum verteilt.
Kunststoff, gibt es viele, sehr schön zu bearbeiten (und schweineteuer) ist Peek. Als Werkzeuge eignen sich scharfe Werkzeuge, wie man sie auch für Alu benutzt. Und Vorschub nicht zu zaghaft, sonst schmiert das Werkzeug zu. Und nachrechnen, 10000U/min und 0.1mm pro Zahn…, das sollte die Steuerung schaffen.
Gerade bei Thermoplasten daher mit Druckluft kühlen. Manche Kunststoffe lassen sich bei niedrigen Temperaturen besser bearbeiten, dann hilft die Kaltluftdüse, die braucht nur Druckluft und schafft bis zu -40 Grad.
Leichtmetalle – vorzugsweise Alu:
Hier gibt‘s verschiedene Legierungsgruppen, drei Gruppen sollte man unterscheiden.
Die hochfesten (AlZn) erreichen hohe Zugefestigkeiten, sind aber nichts fürs Bearbeiten mit Käsefräsen.
Automatenalu (AlCuMgPb) ist auch trocken super zu bearbeiten, aber wegen Blei für ROHS und manche Anwendungen nicht geeignet, Kupfer ebenso, das mögen die Eloxierer nicht. Aber sonst klasse Werkstoff.
Schmieralu, z. B. AlMg3, ist das typische Baumarktalu. Es schmiert trocken binnen kurzer Zeit die Werkzeuge zu, also entweder Minimalmengenschmierung (MMS) oder Kühlschmierstoff mit all seinen Umweltproblemen. Für Alu gibt es extra Sorten. Innenkühlung braucht‘s nicht zwingend, weil man da auch das Problem hat, wie man das Zeug in die Spindel bekommt und das bei Dichtungsdefekt dann in die Lager läuft.
Nach der Bearbeitung muß das Kühlmittel restlos vom Teil runter.
In allen Fällen gibt es feine Späne, die nicht ins Schlittensystem kommen sollen, also gut abdecken. Bei Gebrauchtmaschinen sind oft die Dichtungen der Teleskopabdeckungen defekt. Bei Käsefräsen möglichst keine offenen Führungen oder Spindeln.
Dann braucht‘s noch Zubehör, bekommt man beispielsweise bei Hoffmann-Werkzeuge und etwas Reserve auf dem Konto für‘s Lehrgeld.
In Ihrem Fall würde ich den Tisch fest stehen lassen und links und rechts die Fahrständer verfahren, dann können Sie die Spindeln sich einander immer gegenüberstehen lassen, müssen es aber nicht.
Solche Maschinen können unangenehm pfeifen, also nicht neben das Schlafzimmer. Und die Abluft nach draussen, sonst fliegt die Hornissenkönigin wieder von hinnen und man hat massenweise Mücken.
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