Ich greifs mal anders rum auf, weils mir grad im Kopf herumgeht...
Hier hatten sie heute im Radio die Diskussion:
„Should convicted criminals be named and shamed“ (sollten verurteilte Straftäter an den Pranger gestellt werden), wie z.B. in Teilen der USA bei Sexualstraftätern üblich.
Passt zwar nur bedingt hier her, aber eines der (eigentlich erschreckend wenigen) Gegenargumente war genau das, dass man eben in den Fällen, in denen die Täter sowieso „named“, in anderen Worten öffentlich und namentlich bekannt sind, das Gefühl hat, sie dürften daraus noch Kapital schlagen indem sie sich dem skandalhungrigen Publikum als Kuriosität verkaufen.
Man stelle sich also vor, diese Möglichkeit bekommt jeder Mörder, Räuber, Vergewaltiger, Dieb...
Und ein paar waren sogar der Meinung, es würde Leute herausfordern ein Verbrechen zu begehen, nur um an ihre „15 Minutes of Fame“, statt eben „shame“ zu kommen
Und so weiter und so fort.
Ich muss ehrlich sagen, so hatte ich das nie betrachtet.
Natürlich würde ein „Pranger“ unserem ganzen Resozialisierungs-System wiedersprechen, mit ich ja nun grundsätzlich gesehen völlig einverstanden bin, von unserem Grundgesetz ganz zu schweigen... und der Nutzen wäre auch recht fraglich.
Aber wirklich, von Recht und Gesetz mal ganz abgesehen,
„Mehrfacher Mörder spaziert durch Berlin“ hätte doch einstmals die gesamte Berliner Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt – und läuft heute in der gleichen Kategorie wie „Paris Hilton auf Shopping Trip in New York“, also mässig interessante Regenbogen publicity-news?
Wie passt das alles zusammen? Wo ist da die Grenze und gibt es überhaupt noch eine?
Was ich meine ist, Michi hat IMO schon vollkommen recht, man soll diesen Leuten keine Plattform bieten – aber darf man denn überhaupt zulassen, dass Straftäter namentlich bekannt werden und dass über sie berichtet wird? Oder ist allein das heutzutage schon „Plattform“, wenn schon nicht "Pranger"?
(...Und nur so aus Neugierde - wer oder was ist eigentlich „das Lorenzo“?)
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Liebe Grüsse, Marita
For a list of all the ways technology has failed to improve the quality of life, please press three.
--Alice Kahn--
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