nicht für jeden das richtige, aber da hat sich jemand viel mühe gegeben.
außerdem skizziert die geschichte recht gut die gefühlteslage der arbeistlosen.
Schneewittchen 2005
Es war einmal ein junges Ding, so vielleicht 20 Jahre alt.
Ihr Alter, auch Vater genannt, war verblichen und nun war sie mit ihrer Stiefmutter,
einem furchtbar alten Besen, allein.
Das junge Ding hieß Schneewittchen.
Ihr Vater hatte ihr den Namen im Vollrausch gegeben, und war zu diesem Zeitpunkt somit
nicht mehr Herr seiner Sinne.
Die Stiefmutter hatte einen Job beim Arbeitsamt.
Dort machte sie die Arbeitslosen zur Sau und drohte mit ständigen Sanktionen, einer
Aufgabe die sie mit Bravour erfüllte.
Schneewittchen hingegen war ein faules Luder, sagte die Stiefmutter.
Und weil ihr Schneewittchen schon lange ein Dorn im Auge war, beschloss sie ihr eins auszuwischen.
Eines Tages las sie in ihrem Computer auf der Arbeit eine Nachricht.
Da stand: Sieben Männer, tagsüber im Bergbau tätig, suchen Haushaltshilfe auf ein 1 Euro Job Basis.
Das, so dachte die Stiefmutter, wäre was für das faule Schneewittchen.
Gesagt, getan; Schneewittchen musste auf dem Arbeitsamt antanzen und wurde dazu verdonnert als
Haushaltshilfe bei den Männern zu arbeiten.
Schneewittchens Arbeitsstätte war fast am Ende der Welt, hinter sieben Bergen.
Nachdem Schneewittchen eine Weile durch den Wald geirrt war, die Beschilderung war schon damals
schlecht, stand sie vor dem Haus der Männer.
Sie klopfte an, es war keiner zu Hause.
Aber die Tür war nicht abgeschlossen und so ging sie hinein.
Drinnen saß es aus als hätten die Herren nicht nur in der letzten Nacht die Sau raus gelassen.
Dreckiges Geschirr stapelte sich bis zu Decke und am Geschirrspüler hing das Schild mit der
Aufschrift: Defekt.
Schneewittchen machte sich nicht gleich an die Arbeit sondern lümmelte sich aufs Sofa und guckte
eine Talkshow, nebenher futterte sie noch den ganzen Kühlschrank leer und trank alle Getränke auf.
Die Show war jedoch so langweilig das sie bald einpennte.
Dienstschluss im Bergwerk war 15 Uhr, aber bereits um 14:30 Uhr waren die Männer schon am Werkstor.
Dienst nach Vorschrift hieß das.
Die sieben Männer waren alle nicht sehr groß, was ihnen den Beinamen „Die sieben Zwerge“ einbrachte.
Während sie durch den Wald in Richtung Haus latschten sangen sie.
Früher waren sie mal Mitglieder im Bergmannschor, aber der war mangels Belegschaft abgeschafft worden.
Bald waren sie am Haus angekommen, da merkten sie dass etwas nicht stimmte.
Die Tür stand offen und auch den Fernseher hörte man.
So gründeten sie erst mal eine Kommission mit dem schönen Namen „Zwerg 7“ um zu beschließen wer von
ihnen im Haus nach dem Rechten schauen sollte.
In der Zwischenzeit wurde es Abend und schließlich ging einer hinein und rief von drinnen:
Heureka, endlich ne Frau im Haus!
Daraufhin kamen auch die anderen Männer ins Haus und staunten ob der Schönheit des Schneewittchens.
Die wurde vom Lärm wach, sah die kleinen Männer und fragte: Wer von euch ist der Boss?
Die nächsten Tage räumte Schneewittchen die Bude auf und unternahm Spaziergänge in den Wald.
Eines Tages traf sie dort auf einen LKW Fahrer der versuchte der Autobahnmaut auszuweichen.
Weil sie ihn so nett fand, und er sie auch, beschlossen sie sich öfters zu treffen.
Auch mit den Zwergen lief es prima.
Sie zahlten Schneewittchen sogar ein richtiges Gehalt, nicht nur den mickrigen Stundenlohn von 1 Euro.
Das bekam auch die Stiefmutter mit.
Sie schaute jeden Morgen in den Wunder-Spiegel der ihr die gefälschte Arbeitslosenstatistik zeigte und
dann fragte sie : Was macht Schneewittchen?
Da zeigte ihr der Spiegel dass es Schneewittchen gut ging.
Die Alte beschloss das zu ändern und klaute einen Apfel aus der Arbeitsamtskantine.
Den Apfel wollte sie Schneewittchen unterjubeln.
Doch damit die Stiefmutter nicht erkannt wurde verkleidete sie sich als alte Hexe, sie musste sich dazu
nicht wirklich verkleiden.
Im Fummel machte sie sich auf den Weg.
Dabei fiel sie noch über den Papierkorb in dem die Folgeanträge für das Arbeitslosengeld II lagen.
Im Wald angekommen suchte sie das Haus und fand es auch.
Sie hatte sich von dem Geld, das sie den Arbeitslosen abzog, ein Navigationssystem gekauft.
Sie klopfte ans Fenster und Schneewittchen öffnete das Fenster.
Die Stiefmutter sagte: Willst du den Apfel?
Schneewittchen bejahte, aß den Apfel und fiel um wie ein Arbeitsloser der zu lange in der Warteschlange
gestanden hat.
Die Stiefmutter fuhr hämisch grinsend wieder nach Hause "Wieder eine aus der Arbeitslosenstatistik raus!"
Als die Zwerge nach Hause kamen fanden sie das Schneewittchen und dachten zuerst, dass sie wieder einen
über den Durst getrunken hatte.
Nachdem sie sich aber überzeugt hatten dass sie wohl die Kurve gekratzt hatte, legten sie Schneewittchen
in einen Glassarg, den sie im Sonderangebot im europäischen Ausland erstanden hatten.
So vergingen ein paar Tage und dann kam der LKW Fahrer vorbei.
Er sah das Schneewittchen und dachte sich: Da stimmt was nicht.
Er öffnete den Sarg und erkannte das Schneewittchen nicht tot war.
Er schüttelte sie ordentlich durch und da lockerte sich der Apfel in ihrer Kehle und sie war wieder lebendig.
Schneewittchen erzählte ihr was passiert war.
Dann stieg sie zu dem LKW Fahrer ins Fahrzeug und sie fuhren davon und gründeten eine Bedarfsgemeinschaft.
Die Stiefmutter arbeitete weiter beim Arbeitsamt, bis sie eines Tages erwischt wurde wie sie Bescheide fälschte.
Da wurde sie versetzt, in eine höhere Stelle, ins Wirtschaftsministerium.
Und alle lebten glücklich und zufrieden, bis ans Ende ihrer Tage.
Viele Grüße
zaubermaus
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