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Thema: Tee trinken (406 mal gelesen)
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rogier.v.d.weyden Mitglied

 Beiträge: 33 Registriert: 18.12.2004
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erstellt am: 18. Jan. 2005 08:05 <-- editieren / zitieren -->
Heut hab ich meine Kindheit wieder gefunden Ich habe vor einigen Tagen, ich weiß gar nicht warum, eine Packung Earl Grey gekauft. Dabei bin ich eigentlich überzeugter Kaffeetrinker. Unter 4-5 große Tassen am Tag geht gar nichts. Heute früh dann, die Nase läuft, wollte ich zum ersten Mal seit langen, lieber Tee trinken. Mein Griff wäre normalerweise sicher in Richtung grüner Tee gegangen, besonders weil ich erst ganz frischen aus Taiwan im Haus habe. Aber diese gelbe Packung hat mich richtig angelacht, und ich konnte nicht widerstehen. Also wenn schon, denn schon, auch gleich die Teetassen meiner Großmutter aus der Versenkung geholt, die Teetassen die sie immer zum Frühstück verwendet hat, wer hätte sie sonst erben sollen?, und eine Kanne Earl Grey gekocht. Ein Schluck, nur kurz die Augen zugemacht, und da war Alles wieder! Die Wochenenden bei Oma, frühstück erst um 10 mit Allem was dazu gehört: Toast und Himbeermarmelade (natürlich selbstgemachte ), Knäckebrot mit Käse und Wurst, Kaffee Kakao, Müsli, alles war da, auf ihrem Tisch aus den 50ern, dem ein Bein gewackelt hat, worüber sie sich immer geärgert hat und mein Vater trotzdem nie repariert hat. Und da waren auch wieder die Spaziergänge mit ihrem semmelgelben, heillos übergewichtigen Hund Bella, einer Mischung aus Schäferhund und sonst noch irgendwas, der täglich eine Herztablette bekam, seit er einmal eine Heruntergefallene gefressen hat und der Tierarzt gemeint hat, dass ihr das sicher nur gut tun kann. Nachdem sie 14 Jahre alt geworden ist, scheint der Arzt tatsächlich etwas von seinem Beruf verstanden zu haben. Die langen Erzählung von „Früher“, die man als Kind so gerne hört, die Diskussionen und vor Allem das Bewusstsein ernst genommen zu werden, auch wenn man erst 9 ist. Alle Fragen sind beantwortet worden, sind sie noch so dumm gewesen. Ihr waren sie nie zu dumm. Die Erinnerungen haben mich richtig geschreckt, ich hätte nie gedacht, dass ich all das vergessen würde, ihre Streitereien mit dem Pfarrer, die beide eigentlich genossen haben und über die die ganze Familie geschmunzelt hat. Das Trommeln mit den Fingern auf der Kirchenbank wo das Liederbuch gelegen ist, wenn die Predigt ihrer Meinung nach wieder zu lange gedauert hat, und wir gewusst haben: heute ist es wieder so weit! Dabei ist sie während des Krieges aus der Kirche ausgetreten, weil sie Angst um ihren Job gehabt hat. Unser streitbarer Pfarrer hat es aber trotzdem geschafft, sie mit fast 70 wieder wie er sagte „in die Herde der Schäfchen Gottes“ einzugliedern. Er hat ihr aber auch einen guten „Tarif“ gerichtet! So vieles war auf einmal wieder da, Wesentliches und Unwesentliches, ohne das jedoch das Wesentliche keinen Sinn ergeben würde. Und das Alles nur durch eine kleine Tasse Tee. Noch dazu eine Sorte, die ich eigentlich gar nicht sonderlich mag! Ich glaub ich werde ab jetzt öfters einmal Tee trinken! ------------------ Mit besten Grüßen Rogier Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Ex-Mitglied
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erstellt am: 18. Jan. 2005 08:37 <-- editieren / zitieren -->
Mhmmm --- dazu fällt mir eine Mengen ein. Tee - Oma - Kirche - der Hund - ---- Glaube diese Geschichte mag ole auch . ------------------ Grüße wera |
rogier.v.d.weyden Mitglied

 Beiträge: 33 Registriert: 18.12.2004
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erstellt am: 18. Jan. 2005 08:41 <-- editieren / zitieren -->
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Ex-Mitglied
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erstellt am: 18. Jan. 2005 09:02 <-- editieren / zitieren -->
Zitat: Original erstellt von rogier.v.d.weyden: Warum gerade ole?
Tja - wissen tue ich es nicht mit dem ole.
Abwarten .
------------------ Grüße wera |
Ex-Mitglied
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erstellt am: 18. Jan. 2005 15:22 <-- editieren / zitieren -->
Versuche ich es mal. Die Kinder gingen gerne zu der Oma. Besonders Weihnachten wegen dem fettigen Braten. Die Kinder saßen am Katzentisch, Tisch ca. 50 cm hoch. Die Gespräche. Meist ging es auch um den bösen Pfarrer und ganz beliebt: Um diesen Acker. Dieser Acker wurde scheinbar recht gut versilbert und Oma hat nichts davon gesehen. Auch beliebt, ihre vielen Schwestern mit Anhang und wer wie unberechtigt viel Geld verdient hat. Alles ohne Arbeit und selbst hat man immer so arbeiten äh beneten müssen. ------------------ Grüße wera |
rogier.v.d.weyden Mitglied

 Beiträge: 33 Registriert: 18.12.2004
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erstellt am: 19. Jan. 2005 16:51 <-- editieren / zitieren -->
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Ex-Mitglied
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erstellt am: 19. Jan. 2005 19:22 <-- editieren / zitieren -->
Zitat: Original erstellt von rogier.v.d.weyden: wo hab ich diesen text nur schon mal gelesen?
In Deinem Kopf hast Du den Text schon mal gelesen. Abgespeichert durch zuhören müßen/wollen. . Besonders beliebt sind auch die Erzählungen wie: "vor dem Kriech und nach dem Kriech". Das ist jetzt nicht von mir . Was mir so in Errinnerung ist sind die Speisen. Genaueres müßte ich erst überlegen. Aber was anderes . Der stolze Blick meiner Oma wenn sie Todesanzeigen las. Kein so richtig trauriger Blick , eher so ein "Ätsch, ich lebe immer noch". Oder wenn jemand schon eher im Sterben lag und dann diese eine Telefonat das ich mal mit hörte. Sie schimpfte den Sterbenden aus gefälligst weiter zu leben. Das sagte sie natürlich nicht ganz so aber ihr Ton war so. . ------------------ Grüße wera |
rogier.v.d.weyden Mitglied

 Beiträge: 33 Registriert: 18.12.2004
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erstellt am: 20. Jan. 2005 07:23 <-- editieren / zitieren -->
Zitat: Original erstellt von WERA: In Deinem Kopf hast Du den Text schon mal gelesen. Abgespeichert durch zuhören müßen/wollen. .
Ja das könnte sein, ich dachte ich hätte diesen Text schon mal gelesen. Als meine Großmutter starb, sie hatte immer peinlichst vermieden ihr Alter preiszugeben, waren alle ihre Bekannten entsetzt, daß sie doch 15 Jahre älter war, als man geglaubt hatte. Ich kann mich erinnern, ich habe mit meinen Vater geschimpft, daß er nicht daran gedacht hatte, das Alter auf dem Patezettel wegzulassen, wo er doch wusste, daß sie es verheimlicht hatte. Sie war schon ein wenig exzentrisch. Ich glaube manchmal, ich hab es von ihr geerbt. Sie war eine furchtbare Mutter, aber die beste Großmutter, die man sich vorstellen kann.  ------------------ Mit besten Grüßen Rogier Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Taiko Mitglied
 
 Beiträge: 354 Registriert: 13.06.2002 Pro/E Wildfire M150
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erstellt am: 20. Jan. 2005 07:46 <-- editieren / zitieren -->
man ist das lange her, das ich in meinen Erinnerungen gekramt habe. Der Thread hat mich daran erinnert das ich auch leider nur eine Oma erlebt habe. Und das auch nur ein paar Jahre. Ich durfte öffters bei meiner Oma schlafen. Kurz vor dem zu Bett gehen hat sie immer ein Eierlikörchen getrunken Den Rest durfte dann immer ich auslecken  Heute mag ich das Zug nicht mehr aber trotzdem erinnere ich mich wieder gerne an sie. Ach ja schade das die Erinnerungen verblassen. Aber die schönen Erinnerungen dann doch durch sollch einen Thread plötzlich wieder da sind. ------------------ Gruß, Taiko Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
rogier.v.d.weyden Mitglied

 Beiträge: 33 Registriert: 18.12.2004
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erstellt am: 20. Jan. 2005 08:12 <-- editieren / zitieren -->
Guten Morgen Taiko Könnte es sein, daß wir die gleiche Oma hatten? Den Eierlikör kenne ich auch. Aber ich durfte mein eigenes Gläschen haben. Und bei uns wurde gelöffelt und erst dann das Gläschen ausgeschleckt!  ------------------ Mit besten Grüßen Rogier Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Ex-Mitglied
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erstellt am: 20. Jan. 2005 09:54 <-- editieren / zitieren -->
Schön sind auch Begräbnisse  . Anschließend gibt es katholischen Cafe und evangelischen Streußelkuchen. Zitat: "Die hat sich vorgedrängelt als ob sie selbst im Sarg liegen würde." ------------------ Grüße wera
[Diese Nachricht wurde von WERA am 20. Jan. 2005 editiert.] |
Taiko Mitglied
 
 Beiträge: 354 Registriert: 13.06.2002 Pro/E Wildfire M150
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erstellt am: 20. Jan. 2005 10:51 <-- editieren / zitieren -->
@Rogier Ich glaube das in jeder Oma der gleiche Charakter steckt. Wenn es um die Enkelkinder geht.  Bei Oma darf jedes Enkelkind die Dinge, die sonst "verboten" sind.  Heute würden alle laut aufscheien "Alkohol darf so ein kleines Kind doch nicht". Aber Oma interessiert das nicht. Ich glaube das ist auch heute so wie früher  ------------------ Gruß, Taiko Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
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