Hallo,
ich habe ein paar Unklarheiten zu dem Anziehdrehmoment M,A zum Aufbringen einer Vorspannkraft F,M nach VDI 2230:
Nach der VDI Richtlinie berechnet man für die maximale zu erwartenden Vorspannkraft F,M,max das Anziehdrehmoment M,A mit den minimalen Reibzahlen mü,G,min und mü,K,min. Die dann zu erwartende minimale Vorspannkraft erhalte ich dann durch Teilen mit dem entsprechenden Anziehfaktor alpha,A:
F,M,min = F,M,max / alpha,A.
Soweit so klar ...
Meine Unklarheiten zielen jetzt auf die Anwendnung der Ergebnisse. Ist das Anziehmoment M,A jetzt der Wert den ich in meinem Werkzeug einstelle um die Schraubverbinung anzuziehen? Denn mein Anziehwerkzeug hat ja eine Toleranz in beide Richtungen (+/-). Oder muss ich mein Werkzeug so einstellen das M,A dem oberen Toleranzbereich meines Werkzeuges entspricht?
Im Abschnitt "5.4.3.2 Drehmomentgesteuertes Anziehen" ist im Bild 29 (bzw. Bild 5.4/4 in der Ausgabe von 2003) die Drehmomentstreuung des Anziehverfahrens dargestellt. Leider ist im Bild der eingestellte Wert mit M2ab benannt und die Grenzwerte M,OG und M,UG. Welcher Wert entspricht jetzt quasi dem berechnenten Anziehdrehmoment M,A?
Das einzige was IMHO
in der VDI Richtlinie darauf hinweist ist die Anmerkung auf Seite 87 (Ausgabe von 2014) bzw. Seite 76 (Ausgabe von 2003) zur Benutzung der Tabellen A1 bis A4:
"Das erforderliche Anziehmoment M,A kann bei Anwendung von Tabelle A1 bis Tabelle A4 und größerer Streuuung des Anziehverfahrens/der Anziehwerkzeuge (ca. > +/-5%) entsprechend reduziert werden, um Überbeanspruchungen zu vermeiden oder es ist bei einer Vergrößerung des (Montage-)Anziehmoments die zusätzliche Belastung der Schraube zu beachten. ..."
Im eigentlichen Text zur Berechnung des Anziehdrehmomentes wird sich dazu nicht geäußert.
Bedeutet das, dass eine Drehmomenttoleranz im Werkzeug von ca. +-5% nach VDI 2230 vernachlässigbar ist? Oder ist diese bereits irgendwo berücksichtigt?
Ich habe mich schon immer gefragt warum man einen Maximalwert berechnet und die Schwankung der Vorspannung durch den Anziehfaktor nur nach unten angenommen wird. Vom Grundgedanken würde ich immer Annehmen, dass die Vorspannung nach oben und unten schwanken kann. Kann die Toleranz des Werkzeuges im Verhältnis zur Schwankung der Reibwertes vernachlässig werden?
Wer von den Maschinenelementen Profis kann sich dazu äußern? Ihr würdet mir sehr helfen.
Grüße
Deved
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