Hallo Zusammen,
ich möchte heute einmal zu einem Thema etwas hier ins Forum posten, das mich diese Tage recht heftig beschäftigt hat.
Es ging in einem Gespräch mit einem Kollegen darum, ob 2D-CAD noch "zeitgemäß" sei? Ein sehr interessantes Thema - wie ich finde.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es eine Zeit gab (das mag jetzt gut und gerne 12 bis 15 Jahre her sein), in der von der Computer-Industrie das "papierlose Büro" propagiert wurde. Bei den heutigen Möglichkeiten, hieß es damals, mit eMail, Fax direkt auf den PC, SMS, Mobile Messenger, Laptops, Internet etc. und den alles überragenden Softwarelösungen rund um's "Office" (schmunzel) sei das nur eine Frage der Zeit.
Meine Erfahrungen seit damals sind da ganz andere - der Papierbedarf hat zugenommen.
Dem Vernehmen nach nicht nur bei mir in meinem kleinen 1 Mann Betrieb. Alles muss in irgendeiner Form auf Papier gebannt werden, möglichst noch lichtecht (zwecks Haltbarkeit) oder besser noch - zum Mikroverfilmen geeignet :-)
Und - nix da mit Fax auf Thermopapier - das bleicht aus! Als selbständiger weiß ich, dass ich verpflichtet bin, verschiedene Unterlagen (u.a. steuerlich relevante) 10 Jahre lang zur Verfügung stellen zu können.
Genauso geht es mir heute bei dem Thema, ob 2D kurz davor sei, komplett aus dem CAD-Alltag zu verschwinden bzw. immer weiter an Bedeutung zu verlieren.
Bei mir ist das nicht so. Im Gegenteil!
Meine Erfahrungen zeigen zum Teil ganz andere "Wichtigkeiten" der 2D-CAD-Zeichnung und 2D-Konstruktion.
Obwohl ich seit vielen Jahren reichlich in 3D konstruiert habe, und ich diese Technik nicht missen möchte, hat die 2D-Technik ihren festen Platz in meinem täglichen Arbeitsablauf beibehalten.
Kein Prototyp (der z.B. mittels RPT hergestellt wurde) geht ohne 2D-Fertigungszeichnung in Serie. Ganz zu schweigen von den Angebotsphasen - von wegen - "sende da mal einen 3D-Datensatz hin, dann machen die innerhalb kürzester Zeit ein Angebot."
Nein! Es ist oftmals noch so, das ohne Maße, Toleranzen, Bearbeitungshinweise, Materialangaben, Oberflächengüten, Einbauhinweisen etc. häufig Angebote kommen, die entweder unter dem Vorbehalt der noch nachzureichenden 2D-Fertigungsdaten erstellt wurden - oder gar nicht, mit dem Hinweis auf fehlende Informationen.
Die Zulieferer wollen verständlicherweise wissen, was auf sie zukommt. Und nicht jeder Zulieferer hat in seinem Hause jemanden beschäftig, der dafür da ist, 3D-Kundendaten in fertigungstechnische Zeichnungen umzusetzen, damit ein verlässliches Angebot zustande kommt bzw. die Machbarkeit schon im Vorfeld eindeutig geklärt werden kann.
Nicht nur 1x habe ich erlebt, das aufgrund von 3D-Daten Angebote erstellt wurden, bei denen die Machbarkeit (z.B. bei Gussteilen) zunächst als gegeben schien – bei der Auftragsvergabe dann auf einmal Probleme auftauchten (Einlegeteile / Ausformschrägen / Unterflussschieber etc.), die häufig nicht unerhebliche Mehrkosten verursachten.
Da dann meistens ein enormer Zeitdruck vorhanden ist, ist es dann irgendwann so, dass man froh ist, wenn die Teile noch termingerecht fertig werden – also „schluckt“ man die Mehrkosten…
Wenn man dann nach den Ursachen forscht – kommen so Aussagen wie:
„Das war aus den 3D-Daten so nicht ersichtlich“ oder „Uns lagen keine detaillierte Fertigungsunterlagen vor“ oder „Dieses Detail ging bei der Angebotsphase mit dem 3D-Datensatz, den wir in einem Viewer betrachtet haben, unter“…
Aber auch die Erfahrung mit meinen Kunden zeigt mir immer wieder, dass es viele Bereich gibt, in denen der Aufwand für eine 3D-Konstruktion einfach nicht zu tragen oder gar in manchen Bereichen (Patentzeichnungen, Layouts, Blockschaltbilder etc.) nicht gewünscht ist.
Da muss es beispielweise „ganz schnell gehen“, mal eben einen kleinen Grundriss aufzuzeichnen, um ein oder zwei wichtige Maße zu bekommen, damit der Mitarbeiter in der Fertigung die Zuschnitte schon mal umsetzen kann.
Aus diesen Gründen ist für mich als selbständiger CAD-Konstrukteur eine Softwarelösung wichtig, die beide Bereiche sehr gut abdeckt – 2D und 3D. Und da ich dies bei MegaCAD in einer Durchgängigkeit finde, wie sonst bei keinem mir bekannten 2D/3D-CAD-System, bin ich froh drum, dass die Macher von MegaCAD den 2D-Bereich weiterhin mit soviel Sorgfalt und Bedacht weiterentwickeln. (s.a. Neuerungen zu MegaCAD 2009)
Es versteht sich ja von selbst, dass natürlich auch die 3D-Funktionalitäten und das Handling damit weiter voran gebracht werden. Das liegt ja schon im Interesse des Herstellers begründet.
Das waren ein paar Gedanken und Erfahrungen, die ich bei meiner Arbeit mit CAD so gemacht habe – und tägl. Mache :-)
Wie ist das bei Euch?
Viele Grüße aus dem Bottwartal
Thomas
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