| |  | Präzision trifft Flexibilität – die neue SENO Sensorwelle-Duo ist da!, eine Pressemitteilung
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Thema: S355J2+N vs S355J2+AR (41052 mal gelesen)
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MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI

 Beiträge: 30 Registriert: 08.12.2006 System: Intel Core 2 Duo 3GHz 3,3GB RAM ATI FireGL V5600<P>OSD 2007-15.5D
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erstellt am: 20. Jul. 2011 18:35 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:         
Servus Leute, also mein Problem ist folgendes: Bei geschweissten Bauteilen aus S355 geben wir, um eben einen bestimmten Gefügezustand garantiert vorliegen zu haben immer die Option +N an. Da kann nix anbrennen. Unsere Zulieferer behaupten, sie würden kein +N herbekommen, bzw. erst ab 10 tonnen oder so und wollen stattdessen +AR also as rolled liefern. Dies mit der Begründung, die Werke würden das Zeug so abkühlen lassen, dass es sich dabei quasi eh schon normalisiert. Die Frage ist natürlich erstens, ob das so stimmt?! Machen das nur manche, machen es alle? Warum wird das zeug dann nicht gleich als +N verkauft, wenn doch der Abkühlprozess anscheinend ein normalisiertes Gefüge hervorbringt? Evtl. weil das doch nicht so abgesichert ist? Habt ihr irgendwelche Kenntnisse oder Erfahrungen in der Hinsicht? Anfragen beim Stahlhersteller meinerseits verliefen bisher im Sande. Zudem denke ich, beim Händler muss doch sowas auf jeden Fall zu bekommen sein PS: Es handelt sich hierbei um Rohre und Bleche mit Wandstärken zwischen 10 und 30 mm und Blechdicken zwischen 3 und 150 mm. Gruß, Mazze [Diese Nachricht wurde von MazzeBrown am 21. Jul. 2011 editiert.] Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Jens2001 Mitglied Ingenieur
  
 Beiträge: 558 Registriert: 27.09.2004 Compaq/HP Dual Xeon P4 2x2 GHz Worstation 1,5 GB RAM Garfik: Wildcat VP880 CAD: Pro/E Wildfire 2.0 FEM: Ansys 10, Workbench 10
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erstellt am: 21. Jul. 2011 17:53 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:          Nur für MazzeBrown
Also, da will ich mal.... wenn da kein +N steht, kannst du auch nicht davon ausgehen, dass du auch Normalgeklühtes Material bekommst, es kann alles mögliche sein, manchmal auch eben Normalgeglüht. Das Problem sehe ich aber woanders, du wills normalisierten Stahl kaufen (feinkörniges Gefüge), um anschließend fröhlich dran rum zu schweißen! Wobei Du Dein extra erkauftes Gefüge wieder kaputt machst und schlimmer noch, sogar noch Spannungen einbringst (was nur selten gewünscht ist!) Besser wäre also, Du kaufst das ganz normale Material, schweißt fröhlich drann herrum (bei großen Wandstärken ect. mit Vorwärmen um Rißbildung zu vermeiden) Anschließend normalisierst Du dann deine Bauteile (Normalglühen) hat den schönen Nebenefekt, dass du neben dem Feinkorngefüge sozusagen noch ein Spannungsarmglühen gratis dazu bekommst! Das ist die normale Vorgehensweise und meines Erachtens auch der Grund, warum du kein +N bekommst! Die einzige sinnvolle Anwendung für Deinen Weg sehe ich darin, wenn du ähnlich wie aktuell bei Feinkornbaustählen gern angewendet mittels Cold Metall Schweißverfahren an die Problematik des Schweißens heran gehen möchtest und die Gefügeumwandlung in der Wärmeeinflußzone im Griff hast! Hiebei muss du aber wiederum die Bauteilwandstärke beachten, wenn Du dickes Material verwendest, wozu ich Wanddicken >10mm also erst recht 150mm zähle, muss du wieder auf die Schweißspannungen achten und evtl. vorwärmen, damit es keine Risse gibt und ein Spannungsarmglücken nur empfohlen werden kann! lg Jens Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
MazzeBrown Mitglied Dipl. Ing. (FH) Maschinenbau, SFI

 Beiträge: 30 Registriert: 08.12.2006 System: Intel Core 2 Duo 3GHz 3,3GB RAM ATI FireGL V5600<P>OSD 2007-15.5D
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erstellt am: 18. Jan. 2012 23:09 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:         
Servus Jens, erst mal Danke, dass Du dir die Mühe gemacht hast zu antworten. Allerdings muss ich Dir jetzt an einigen Stellen doch widersprechen, denn da treffen jetzt einige wahre Aussagen auf solche, die Halbwahrheiten bzw. doch falsch sind. Erst mal, genau den feinkörnigen Gefügezustand will man haben und zwar vor dem Schweißen. Deswegen ja normalglühen. Normalglühen nach dem Schweißen ist natürlich toll und ginge auch für S355 vielleicht gerade noch, allerdings schon nicht mehr, sobald das Zeug mit S690 verschweißt wird, dann gibt’s nämlich ein Festigkeitsproblem beim S690. Feinkornbaustahl heißt übrigens Feinkornbaustahl, weil der ein feinkörniges Gefüge hat und genau den verschweißt man hierzulande tonnenweise. Das feine Korn ist übrigens notwendig für die Festigkeitssteigerung, da umso mehr korngrenzen= umso mehr gleitebenen, umso höhere Festigkeit. Da im Feinkornbaustahl normalerweise wenig Kohlenstoff und auch wenig Mangan drin ist (beides Festigkeitsbildner), muss eben durch normalisieren (z.B. bei S460NL) oder S690Q,S690QL,S690QL1 usw. mittels Vergüten oder bei TM-Stählen durch das thermomechanische Walzen die Feinkörnigkeit und der Gefügezustand (also bei z.B. wasservergüteten Feinkornbaustählen der kubische Martensit) die gewünschte Festigkeit erzielt werden. Ok, aber zurück zum Thema. Normalglühen wird bei großen Teilen 11 m lang und mehr irgendwann auch witzlos. Abgesehen davon ist spannungsarmglühen nicht zu verwechseln mit normalglühen. +N bedeutet übrigens normalisierend gewalzt, also so gewalzt, wie einige unserer Zulieferer behaupten was bei +AR rauskäme, nämlich dass nachher ein Gefügezustand rauskommt, der dem normalisierten Zustand entspricht, bzw. eben nach dem Walzen normaliseren. Was ich aber denke im Gegensatz zum normalisierenden walzen eher rückläufig ist, da zusätzlicher prozessschritt und damit teurer. In der EN10025 gibt es übrigens extra die möglichkeit, mit +AR zu bestellen, da dort die Walztemperatur nicht vorgegeben ist, genauso wenig wie die Abkühlzeit nach dem Walzen. Dort liegt jetzt auch meiner Ansicht nach das Problem. Das Zeug wird spröder aufgrund der schlechten, überhitzten Walztemperatur (warum überhitzt man? Damit man weniger Kraft zum walzen braucht, also auf kleineren, evtl. älteren Walzgerüsten walzen kann z.B.) und beschleunigter Abkühlung gibt also eine minderwertige Qualität. Was passiert? Erst mal sollte man sich klar machen, dass das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm nur für eine unendlich lange Abkühlgeschwindigkeit gilt, die in der Realität natürlich nicht auftritt. Solange noch Fe3C bei schneller Abkühlung entsteht, ist das Gefüge härter und spröder. Beim unkontrollierten Walzen verschiebt sich also das Mengenverhältnis von Fe zu Fe3C. Umwandlung von kfz zu krz bedeutet einen Umbau der Elementarzellen. Die C-Diffusion ist ein Prozess, der Zeit braucht und zudem eine Funktion der Temperatur. C diffundiert dahin, wo es Platz hat, bzw. soweit es noch kommt. Ist die Zeit zu klein, dann gibt es nur noch ein Umklappen von kfz zu krz ohne Diffusion, also entsteht Unordnung, damit Verzerrung und Verspannung da die C-Atome keinen Platz mehr haben. Je mehr C-Atome an der Einlagerung beteiligt sind, desto größer ist die Verzerrung und damit die Härte und Sprödigkeit. Also: Wir wollen ein schönes gleichmäßiges und duktiles, unverspanntes und feinkörniges Gefüge VOR dem Schweißen. Das geht bei S355J2 nur durch +N und nicht durch +AR. Meiner Ansicht nach wollen die Zulieferer nur Geld sparen. Jedenfalls danke für die Anregungen und die interessante Diskussion, Gruß, Mazze
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