Weiss jemand eine Internetseite auf der man sich über das 5-Achsfräsen informieren kann?
Das kommt auch drauf an, wie tief Sie rein wollen. Gehen Sie hier auf die CAD-Bereiche, vorrangig SWX
, da sind viele Formenbauer mit von der Partie.
Dann gibt es zwei gut frequentierte CNC-Foren, die Sie mittels google leicht finden können. In einem gibt's übrigens sogar eine Software namens CNC-Player.
Zudem lohnt sich auch der Besuch der jeweiligen Seiten der CAM-Anbieter. 5-Achs von Hand macht kaum jemand.
Metav (war ich noch nicht) und die Euromold in Frankfurt sind besuchenswerte Messen.
Im einzelnen gehts um:
+ Wann sind 5 Achsen sinnvoll?
Wenn Sie ein Teil fertigen, dann können Sie es im 3-Achs-Betrieb in X und Y verfahren und das Werkzeug in Z rauf und runter. Das heisst, wenn Sie jetzt von 3 Seiten, die in 90-Grad-Winkeln zueinander liegen (z. B.), müssen Sie das Teil auch dreimal aufspannen, mit Pech auch noch dreimal ausrichten und mittels Taster abnullen. Das kostet Zeit.
Daher müssen Sie bei 3 Achsen jedes Teil im Normalfall 2-3 mal umspannen, manchmal auch öfter.
Mit einem 5-Achser kommen Sie an 5 Seiten heran, müssen halt ein wenig aufpassen, daß Sie mit dem Kopf nicht irgendwo gegencrashen, ein beliebter Fehler. Aber Sie können jede der 5 Seiten (Spannen von unten) mittels der Stirnschneiden erreichen und sind nicht auf Umfangsschneiden (mit Radienproblem) angewiesen.
Wenn Sie jetzt irgendwo einen Hinterschnitt haben, also von Z nicht direkt runterkommen, dann schwenken Sie den Fräser und können oft an mit 3 Achsen nicht mehr zugänglichen Stellen Ihre Bearbeitung doch machen, das ist aber dann viel Rechnerei, sollte ein CAM erledigen.
Dazwischen gibt es auch noch die 4-Achser, also nur eine Drehachse.
Man unterscheidet dann auch noch das indexierte 4 bzw. 5-Achsfräsen und das simultane. Indexiert heisst, Sie haben die üblichen 3 Achsen (x,y,z) und einen Teilkopf. Sie bearbeiten alles in XYZ, schwenken Ihr Teil, klemmen die Drehachse und machen wieder XYZ. Simultan heisst, daß sich Ihr Fräskopf in allen (max) 5 Achsen gleichzeitig bewegt.
+ Warum braucht man überhaupt 5-Achsen?
Siehe vorn, hauptsächlich für schlecht zugängliche Stellen, bevorzugt an Formen und um Mehrfachaufspannungen von Teilen zu vermeiden.
5 Achsen haben sich vor allem im Formenbau etabliert.
Nehmen Sie im Gedanken mal eine Halbkugel, machen einen Haufen Gewinde rein, immer schön von aussen Richtung Zentrum. Mit dem 3-Achser jedesmal umspannen, der 5-Achser bohrt Ihnen alle Löcher in einer Aufspannung.
+ 5-Achs Simultanbearbeitung - warum ist dreichasiges wegen der stabilität nicht besser?
3 Achsen sind stabiler, ohne Frage, merken Sie sehr schnell, wenn Sie mal richtig Schruppen, d. h. viel Material abtragen müssen. Hier ist die C-Bauweise und die Gantry-Bauweise klar im Vorteil, die bekannten Bastler-Traversenmaschinen deutlich labiler, was übrigens auch an einem verbreiteten Konstruktionsfehler liegt, sie könnten stabiler sein.
Wenn ich eine Achse habe und auf deren Schlitten eine zweite und ggf. noch eine dritte baue, dann muß ich jede Kraft über diese Führungs- und Positioniersysteme übertragen, je mehr in Folge, umso heikler wird das Ganze. Drehachsen müssen auch irgendwie realisiert werden.
Linearachsen haben Führungen und Spindel, das ist mechanisch recht stabil hinzubekommen, vor allem mit den Kugelgewindetrieben auch spielfrei. Drehachsen macht man entweder auch als Direktantrieb (selten) oder mittels Schneckentrieben. Hier hat man keine Kugeln dazwischen, das ist wie die alte Trapezspindel, hier muß irgendwie auch das Spiel raus. Gibt konstruktiven Aufwand. Und Sie haben zwei Führungen mehr, die Instabilität reinbringen.
Auch bei den Linearachsen setzen sich langsam die Linearmotore durch, sie können Leerfahrten schneller als Spindeltriebe bewältigen. Aber so der große Hammer sind die Linearmotore wohl noch nicht.
+ Welche Eigenschaften muss eine Maschine besitzen um mit Ihr sinnvoll 5-Achs simultanbearbeitung durchzuführen?
Das hängt jetzt davon ab, was Sie machen wollen. Die Steuerung muß es abkönnen, die Vorschubsysteme müssen flott arbeiten können. Und sie muß so steif wie nur möglich sein (Ausnahme Formschaumstoffe für Gußmodelle). Dann hat man heute gerne Drehzahl, 8-10000U/min dürfen es durchaus sein, für HSC noch deutlich drüber. Als Spannkegel würde ich HSK (Hohlschaftkegel) nehmen, automatischer Werkzeugwechsel ist eigentlich Standard (nur beim Formenfräsen kann man u. U. drauf verzichten). Kühlmittelanlage sowieso. 5-Achs-Proggis sind meist sehr lang, daher Speicher satt und Netzwerk.
Gerade die Schlichtgänge fressen enorm Zeit, weil es hier auf Oberfläche ankommt und man dann die Bahnen nur wenig versetzen kann.
+ Optimale Schnittbedinungen am Fräser mit 5-Achsen??
Das ist genau einer der Punkte. Wenn Sie einen Halbkugelfräser haben und mit dem eine ebene Fläche fräsen wollen, nudeln Sie beim 3-Achser mit der Stirnschneide und nur wenig Schnittgeschwindigkeit rum. Je schräger, umso weiter aussen schneiden Sie, das gibt ungleichmäßige Oberflächen (bei Metall). Im 5-Achs-Betrieb können Sie (oder Ihr CAM) dafür sorgen, daß der Fräser immer möglichst an günstigen Stellen schneidet.
Ist ne irre Rechnerei, CAM für 3 Achs kann schon lahm sein, aber die Umrechnung auf 5-Achs dann erst recht. Man muß da auch aufpassen, wo der Schwenkpunkt für die Achsen liegt....
+ ...
Da wünsch ich mal viel Vergnügen.
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Leiht mir jemand eine Zeitmaschine? Bring sie garantiert nicht zurück.
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