Blut als Reinigungsmittel%7CQUS%7C / Heisse Eisen
Megaron 15. Apr. 2013, 10:20

Hallo WBF,

als ich am Wochenende meinen Wintergarten vom Winterdreck befreit habe, habe ich mir die Finger aufgeschnitten und geblutet wie ein Schwein. Bis ich mir die Finger verbunden hatte, waren die Blutstropfen auf dem Dach geronnen und nicht ganz einfach wieder zu entfernen.

Unter anderem war das Blut auf die Streben aus weiß lackiertem Alu gespritzt, das in den letzten zwanzig Jahren schon deutlich in Richtung Grau abgedriftet ist. Dieses Grau hat bisher allen Reinigungsversuchen widerstanden. Umso größer die Überraschung, als ich die Blutflecken wieder weggewischt habe: genau an den Stellen, an denen die Flecken waren, ist der Lack jetzt wieder strahlend weiß, die Patina von 20 Jahren ist verschwunden.

Kann mir jemand sagen, was da für ein Effekt dahintersteht? Eine Reaktion mit irgendeinem Blutbestandteil? Oder eher ein physikalischer Effekt, z.B. dass das Blut bei der Gerinnung die Schmutzpartikel sehr effektiv an sich gebunden hat?

smittytomcat 15. Apr. 2013, 10:29

Moin,

ich hoffe das Du jetzt keinen massakrieren willst um das Alu wieder sauber zu kriegen   
Aber Blut gilt als aggressives Medium, und nicht nur die Schlachter können darüber ein Lied singen sonderen ebenso die Chirurgen (ist da eigentlich bei manchen ein Unterschied    )

Megaron 15. Apr. 2013, 10:43

Zitat:
Original erstellt von smittytomcat:
ich hoffe das Du jetzt keinen massakrieren willst um das Alu wieder sauber zu kriegen    

Normalerweise würde ich darauf ja sarkastisch antworten, aber wer weiß schon, ob das nicht in in ein paar Monaten als Ankündigung eines Amoklaufs im Internet gewertet würde...    Also verkneife ich mir das mal.

Lieber wäre es mir zu wissen, was hier genau passiert ist. Vielleicht gibt es ja Reinigungsmittel, die genau diesen Effekt ohne die ganze Sauerei mit Blut nachbilden. Und selbst wenn nicht: mich interessiert einfach, was hier passiert ist.

Leo Laimer 15. Apr. 2013, 10:43

Zitat:
Original erstellt von Megaron:
...Finger aufgeschnitten und geblutet wie ein Schwein...

Könnte mit Sauerstoff zu tun haben (eine der wichtigsten Funktionen vom Blut).
Wäre zu überlegen, ob es Sauerstoff-bindugsfreudiges venöses Blut, oder sauerstoffreiches aterielles Blut war.
Könnte man an der Farbe und an der Spritzweite abschätzen.
Hast Du die Coolität gehabt das zu beobachten?
(Wiederholen magst Du den Vorgang ja eher nicht, nehm ich an... <G> )

Megaron 15. Apr. 2013, 10:48

Zitat:
Original erstellt von Leo Laimer:
Könnte man an der Farbe und an der Spritzweite abschätzen.

Ich habe nicht explizit darauf geachtet. Aus der Erinnerung scheint es mir eher venöses Blut gewesen zu sein: eher dunkelrot und nach unten tropfend.

Leo Laimer 15. Apr. 2013, 10:59

Klingt einleuchtend, denn wenns gestern gespritzt hätte würdest Du heute nicht längere Texte tippen <G>

Könnte also vielleicht von der starken Sauerstoff-Aufnahmefähigkeit kommen (reduzierend - oder wie nennt man das?)
Bin ja kein Chemiker (da hab ich mit den schlechtestdenkbaren Noten grad die Kurve gekratzt), aber Wasserstoffperoxyd wäre glaub ich genau das Gegenteil: Sauerstoffüberschuss.
Könnte man also eine Gegenprobe machen, wenn Peroxyd Deinen Schmutz nicht so löst, wäre man vll der Lösung auf der Spur.

An die andere Denkvariante, dass die Weissen Blutköper ihre Aufgabe "Alles Organische fressen was körperfremd ist" so rasch und so weit ausserhalb des Körpers erledigen, dass sie organische Schmutzkrusten im Wintergarten fressen, glaub ich ja eher nicht so recht.

nightsta1k3r 15. Apr. 2013, 11:08

Zitat:
Original erstellt von Leo Laimer:
es Sauerstoff-bindugsfreudiges venöses Blut, oder sauerstoffreiches arterielles Blut

Schnittverletzungen sind meist bei Venen unter der Oberfläche, die Arterien sind tiefer und geschützt.

@Megaron: Mit arteriellem Blut hättest du auch die Balken ganz oben behandeln können  , z.B. Holz wird dadurch geschützt.

Fyodor 15. Apr. 2013, 11:21

Blut enthält sehr reaktionsfreudige eisenhaltige Verbindungen (Hämoglobin). Selbst kleine Bluttropfen bringen sogar rostträge Edelstähle zum rosten, bei "normalen" Stählen kann man dabei zusehen. Außerdem ist es leicht basisch (pH 7,4

Meine laienhafte Vermutung:
Blut bindet enorme Mengen Sauerstoff. Daher ist Schlachtblut ein als kritisch angesehenes Abfallprodukt. Sauerstoff ist jedoch ein sehr starkes Bleich- und Reaktionsmittel. Die großen Mengen Sauerstoff könnten dabei helfen, organische Verschmutzungen anzugreifen und zu zersetzen.

Megaron 15. Apr. 2013, 11:28

Zitat:
Original erstellt von Leo Laimer:
Könnte man also eine Gegenprobe machen, wenn Peroxyd Deinen Schmutz nicht so löst, wäre man vll der Lösung auf der Spur.

Das halte ich für eine gewagte These. Genauso könnte man sagen "Wenn es mit alkalischen Reinigungsmitteln nicht weggeht, muss es daran gelegen haben, dass Blut sauer ist".

Lieber wäre mir ein Positivtest. Kennst du ein reduzierendes Reinigungsmittel? Tendenziell sind Reinigungsmittel ja eher oxidierend.

Megaron 15. Apr. 2013, 11:30

Zitat:
Original erstellt von Fyodor:
Die großen Mengen Sauerstoff könnten dabei helfen, organische Verschmutzungen anzugreifen und zu zersetzen.

Auch ein interessanter Ansatz. Also müsste ich doch mal den Versuch mit Peroxid antreten.

Leo Laimer 15. Apr. 2013, 11:40

Jochen denk so ziemlich in dieselbe Richtung wie ich, nämlich dass der Sauerstoff (bzw. dessen Mangel) der Auslöser für den von Dir beobachteten Effektes ist.
Wenns der Sauerstoff ist, bleibt die Frage, obs der Überschuss (oxydierend), oder der Mangel (reduzierender Effekt) ist.

Wenn ich so zurückdenke - bei einer Wanderung neulich hat sich eine Kollegin im Gesicht verletzt (das blutet gleich mal sehr stark), und nach der provisorischen Reinigung waren die schon angetrocknet gewesenen weggereinigten Striemen als helle Streifen deutlich sichtbar.

Also der Effekt dürfte Fakt sein.

smittytomcat 15. Apr. 2013, 12:01

... oh oh, was hast Du mit Deinem Beitrag blos losgetreten. Man wird neugierig.
Ich habe hier mal einen Link recherchiert, und dabei sind auch Hersteller von medizinischen Instrumenten : http://www.a-k-i.org/index.php?id=4&L=0

highway45 15. Apr. 2013, 12:03

Bei besonders schwierigen Flecken empfiehlt sich das vorherige Vertilgen von ausgiebigen Portionen Sauerkraut.

Megaron 15. Apr. 2013, 12:09

@ Leo und Jochen - ihr würdet also von einem Bleicheffekt ausgehen. Wäre das der Fall, müsste die Oberflächenstruktur der gebleichten Punkte der Oberfläche drumherum ziemlich ähnlich sein.

Als (laienhafte) Alternativhypothese: möglicherweise haben Enzyme im Blut den Schmutz in Anteile aufgespalten, die sich später mit dem normalen Reinigungsmittel haben entfernen lassen. Dann würde ich eine veränderte Oberfläche erwarten (z.B. glatter).

Da schaue ich heute Abend nochmal nach.

Walter Geppert 15. Apr. 2013, 13:08

Zitat:
Original erstellt von highway45:
Bei besonders schwierigen Flecken empfiehlt sich das vorherige Vertilgen von ausgiebigen Portionen Sauerkraut.



Das kann dann aber an anderer Stelle zu erheblichen Verschmutzungen beitragen 

Megaron 16. Apr. 2013, 10:17

Ich hab mir die Punkte gestern nochmal angesehen. Die weißen Stellen waren definitiv glatter als die umliegenden Flächen. Es scheint also tatsächlich etwas abgetragen worden zu sein.

Meine Lieblingshypothese ist bisher die mit den Enzymen. Aber vielleicht hat ja jemand tatsächlich Ahnung und hier noch etwas beitragen..

radloser 16. Apr. 2013, 10:48

Zitat:
Also müsste ich doch mal den Versuch mit Peroxid antreten.

Wasserstoffperoxid wird zum Entkeimen in der LM-Abfüllung eingesetzt, bleicht und entfettet.
Da Blut mit pH-Wert ca. 7,4 nur schwach basisch ist, liegt da eher keine Reinigungs-Wirkung versteckt.
Ing. Gollum 16. Apr. 2013, 16:03

Hi,

Ziemlich interessantes Thema; Bei Stählen verursacht Blut, hauptsächlich wegen dem Relativ hohen Anteil von ca. 100mmol/l an Chlorid- und Bicarbonationen, Loch- und Spaltkorrosion.

Weiss aus meiner Zeit im Krankenhaus noch, dass sämtliche Lacke die dort verwendet wurden den Zusatz: "Blut- und Urinbeständig" getragen haben. Was diese genau Auszeichnete, weiss ich aber nicht.

Vllt. bist du auch ein Alien :\

Grüße,

Gollum

smittytomcat 16. Apr. 2013, 16:11

auch ich hab mal ein bischen rumgefragt. Von einem Chemiker kam der Vorschlag Tierblut zu kaufen und es damit weiter zu probieren. Auf den Einwand, das bei solch einer blutigen Aktion im Garten gleich das SEK den Garten stürmt, schlug er vor sich einen alten Filzhut und eine schwarze Weste zu kaufen und als Beuys für Arme das als Happening zu veranstalten.

Devastator 18. Apr. 2013, 07:09

Jaja, die alten Hausmittelchen von Oma.

Wenn einem der Salzstreuer auf den Perserteppich fällt, dann soll ein Glas Rotwein schlimmeres verhindern...... oder so ähnlich