In Creo bzw. auch immer schon in Pro/E gibt und gab es die Vielzahl an Möglichkeiten zum wissensbasierten Konstruieren:
auf Komponentenebene: UDF = User Defined Features sind einzelne oder beliebig zusammengefasste Konstruktionselemente, die mit höchster Flexibilität (z.B. variable Maße, Parameter, Familientabellen, Beziehungen, ...) vielfältige Möglichkeiten wissensbasierter Ähnlichkeitselemente möglich machen. Neben dem recht trivialen Freistichbeispiel, welches Sie genannt hatten (aber auch das ist bereits "wissensbasiert", da sich die Geometriedaten des Freistichs nach Norm automatisch anhand des Anbaudurchmessers ermitteln) sind auch komplexe Formen wie Verzahnungsgeometrie mit Fräserauslauf und zugehöriger Verzahnungsberechnungen möglich.
auf Teilebene: Hier gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten wie z. B. Teil-Startobjekte (Templates), die bereits beliebige Grunddefinitionen enthalten können, Familientabellen und natürlich das Anwenden von UDFs. Weiterhin besteht die Möglichkeit über Pro/Program, weblink und ähnliches sehr weitgehend den Modellaufbau zu automatisieren.
auf Baugruppenebene: Als Stichworte seien genannt, Startobjekte (analog Templates, Dokumentenvorlage), Austauschbaugruppen, Familientabellen (mit Komponentenwechsel), Layout, Option Modelling, UDF-Technik, Bewegungs- und Statdardskelett-Technik, Notizbuch, weblink, Toolkit, ...
Darüberhinaus gibt es Möglichkeiten Modelle von aussen, durch geeignete Zusatzapplikationen zu steuern bzw. ändern, wie z. B. der Modellprozessor von INNEO.
Die Aufzählung ist mit Sicherheit nicht vollständig, aber das sind die Möglichkeiten, die mir gerade einfallen.
Die Unterschiede zwischen den High-End-CAD-Systemen liegen weniger in den übergeordneten Möglichkeiten, als vielmehr sehr tief in den Details. So hatte ich aktuell den Fall, dass eine Variantenkonstruktion eines stark variierenden Teiles nach Kundenvorstellungen in NX zwar mit dem Product-Template-Studio zu realisieren war, die jedoch beim Kunden zwingend erforderliche automatische Zeichnungsableitung der Varianten (nach Definition einer Basiszeichnung) dann völlig unbrauchbar war, da NX scheinbar (ich kann bzw. habe kein NX) keine Modellbemaßungen für die Zeichnung kennt. D. h, die Bemaßungen von mittels PTS deaktivierten Geometrieelementen verblieben in der Variantenzeichnung. In Creo bzw. Pro/E verschwinden Modellmaße von unterdrückten Elementen, so dass hier genau diese Funktionalität generell gegeben ist.
Ich glaube, dass die Frage der Möglichkeiten ansich heute nicht mehr entscheidend für die Wahl eines CAD-Systems ist, denn sie können alle fast alles. Da inzwischen viele 3D-geschulte Jungingenieure auf dem Markt verfügbar sind und auch die "Älteren" (so wie ich) keine Berührungsängste mit Computertechnik mehr haben sind die CAD-System heute wirklich nur noch als erlernbare Werkzeuge zu sehen. Bei einem Werkzeug setzt man die Gurndfunktion voraus. Die Unterschiede zwischen "Baumarkt-" und "Profiware" liegen dann neben dem Preis in der Handhabung und Anpassung (ausgerichtet nach den unternehmenespezifischen Anwendungen), damit auch dem Support sowie der Vernetzung mit andern "Werkzeugen" das Anwenders.
So gesehen ist es nicht mehr erstaunlich, dass ein Daimler seinen Konstrukteuren zumutet, zukünftig ein anderes Werkzeug (NX statt CATIA) zu erlernen und verwenden. Bis vor wenigen Jahren hat noch gegolten "einmal CATIA immer CATIA", wobei der CAD-Name frei wählbar war.
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"Ich stimme mit der Mathematik nicht überein. Ich meine, daß die Summe von Nullen eine gefährliche Zahl ist." (Stanislaw Jerzy Lec)
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