Hallo Henry!
Ergänzend zu Hofe möchte ich noch einiges anmerken. Diese Aussteifungskanten sind eine grenzwertige Sache, da kann je nach Ausführung, Stärke und beabsichtigtem Endergebnis u. U. eine andere Strategie die Beste sein.
Wenn solche "Kreuzkantungen" an der Gesenkbiegepresse vorgenommen werden, dann i. d. R. aus diesen Gründen:
--> Versteifen von grossen Flächen (Verminderung von Schwabbelneigungen)
--> Erzeugung eines mittigen Tiefpunktes (Gefälle von Aussen nach Innen, zB. zur tiefsten Stelle einer Bodenwanne als Abflussmöglichkeit)
--> Erzeugung eines Gefälles vonn Innen nach Aussen (zB. wenn eine Dachhaube optimalen Wasserablauf gewährleisten soll)
Vorteile:
--> die Flächen werden wirklich steifer
--> bis zu einer gewissen Grenze kann die "Plopp- und Knallneigung" eines Blechbodens bei starker Erwärmung vermieden werden (mit etwas Glück bleibt die Grillkohle im Kasten und fliegt nicht durch die Gegend)
Wenn ich solche Versteifungen als notwendig ansehe, dann lasse ich sie aus mehreren Gründen immer zuerst in das Blech einbringen:
--> gute Zugänglichkeit (nichts ist der Durchführung im Weg)
--> keine Basteleien mit Ober- oder Unterwerkzeugen
--> es ist ein höherer Wirkungsgrad der Versteifung / Vertiefung möglich
Begründung:
Es gibt ja nicht nur den Fall, dass eine Art Pyramidenform erzeugt werden muss. Durchaus kann die Richtung der Aussenkanten auch in entgegengesetzter Richtung zum eingebrachten Versteifungskreuz erfolgen. Das hätte aufwendige Stückeleien des Untergesenkes zur Folge (zu teuer und lästig). Eine mehrfach durchgeführte Versteifung, also nicht ein grosses Kreuz, sondern alternativ zwei oder drei kleine sind ebenfalls wesentlich leichter realisierbar.
Durch das zuerst stattfindende Kreuzkanten findet eine Änderung der Fertigungsgeometrie statt: Soll ein Behälterboden mit Tiefpunkt erzeugt werden, dürfen die Biegewinkel des umlaufenden Kragens nicht mehr 90 Grad betragen, sie müssen etwas grösser sein (siehe Pyramidenbeispiel). Diese Art der Gestaltung ermöglicht das maximale Ausreizen der Verformungsmöglichkeiten eines Bleches, da die künstlich erzeugte Verspannung voll verbleiben kann, ohne dass die Biegespannung der der äusseren Kanten den Effekt teilweise wieder aufhebt. Auch die Flächen bleiben relativ etwas gerader, sind weniger verzogen.
Natürlich ist (wie Hofe schon beschrieb) die durch das Kreuz eingebrachte Spannung hinderlich beim Erzeugen der äusseren Abkantungen, was ich in anbetracht der Vorteile allerdings als akzeptabel empfinde.
Egal, wie auch immer das (oder die) Kreuz(e) ihren Weg in das Blech finden: Es sollte die eingebrachte Spannung nicht unterschätzt werden. Das im Beispiel gezeigte Blech in Pyramidenform neigt immer dazu, sich aufgrund der durch das Kreuz eingebrachten Spannung "über Eck" verdrehen zu wollen. Diese Neigung lässt sich nur durch eine noch grössere Gegenkraft unterdrücken:
Entweder wird das Blechteil durch eine hinreichend stabile Einbauumgebung in Form gezwungen oder es hat umlaufend Abkantungen, die aufgrund ihrer grossen Höhe eine sehr hohe Eigenstabilität aufweisen.
Gruss Andreas
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