Tägliche Praxis, drei Szenarien.
Faktische Direktmodellierung.
Änderungen werden am Modell durch neue Features oder Veränderung vorhandener gezielt angebracht, es werden keine Gleichungsverknüpfungen oder Geometriebezüge benutzt.
Hier weiß man als Konstrukteur, was man getan hat, kann diese Zonen also durchaus einfärben, in Screenshots markieren und dort Revisionswolken anbringen.
Ebenso kann man auch diese Info an die Fertigung weitergeben, falls diese das Teil schon mal gemacht hat und nach Änderungen fragt.
Diese Methode ist arbeitsaufwendig, da von Änderungen selten nur ein Teil allein betroffen ist und man im Regelfall daher dieselbe Änderung an allen betroffenen Teilen manuell vollziehen muß, was durchaus fehleranfällig ist.
Parametrische Modellierung.
Hier nun hängen mehrere Modellmaße an steuernden Parametern, in den meisten Fällen wird man schon nach relativ kurzer Zeit das Gleichungskonstruk und die Geometriebezüge nicht mehr im Kopf haben, man ändert einen steuernden Parameter und das CAD modifiziert das Modell, man prüft es augenscheinlich, misst wichtige Funktionsmaße nach (sofern man es tut) .
Aber man weiß nicht mehr auf Anhieb, was das CAD noch alles geändert hat und kann demzufolge diese Änderungen auch nicht mehr direkt dokumentieren, allenfalls also die Parameteränderung.
Für die Fertigung bedeutet dies, daß sie vorhandene Werkzeugmaschinenprogramme nicht mehr gezielt modifizieren kann oder alle Maße prüfen muß, um festzustellen, was sich konkret geändert hat und das Programm nachziehen kann, wegen des Zeitaufwandes wird das Programm daher häufig neu geschrieben, strategische Tricks zum Herausfinden von Änderrungen sind nicht durchgängig bekannt.
Hiervon sind auch CAMs nicht verschont, da u. U. das Werkzeug bestimmte Werkstückzonen jetzt nicht mehr erreicht oder z. B. Schneidenlängen nicht mehr ausreichen, Parameteränderungen häufig kleinere Retuschen als Zusatzfeatures erfordern, die nunmehr auch programmiert werden müssen und man auch sehen muß, das es etwas zu tun gibt.
Mastermodell und Masterskizze:
Hier steuern übergeordnete Parameter mehrere Bauteile. Man ändert also an diesen Parametern und bei korrektem Modellaufbau wird das CAD weitgehend eigenständig die komplette Baugruppe oder auch Maschine damit neu aufsetzen.
Jetzt weiß man nicht, welche Teile sich konkret geändert haben und was an welchem Teil anders wurde.
Das bedeutet für nachfolgende Bereiche, daß sie alle vorhandenen Maschinenprogramme zur Baugruppe entweder komplett überprüfen muß, weil ihr keiner sagen kann, ob die noch brauchbar sind oder nicht oder alle Programme neu aufsetzt.
Der Gewinn an Zeit für die Konstrukteur, in kurzer Zeit mehrere Varianten erstellen zu können, wird weiter hinten in der Fertigungskette zum Problem, wenn nicht organisatorisch Maßnahmen getroffen sind, daß gerade diese, häufig vernachlässigten, Bereiche mit eingebunden sind.
Auch hier wird es schwierig, mit visuellen Mitteln die Änderungen zu dokumentieren.
Die Arbeitsweise mit Zeichnungsableitung löst das Problem auch nicht durchgängig, man braucht immer Möglichkeiten, sehr zügig erkennen zu können, ob sich etwas geändert hat oder nicht, auch dann, wenn's mal nicht dokumentiert wurde.
Für meinen Teil arbeite ich in diesem Themenkontext nach einigen Reinfällen seit einigen jahren mit verschüsselten Containern und assoziativem CAM, sicher nicht perfekt, aber doch ein gangbarer Kompromiss. Das heisst, ich gebe ebenfalls das gesamte Projekt einschließlich Projektdatei weiter nebst Logbuch, was ich wann warum geändert habe, aber nicht jede geänderte Rundung rot oder blau eingefärbt.
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