Sicher, Inventor kann es, AutoCAD aus meiner Sicht noch besser. NC-Font kann es, DXF-Magic auch.
Es war vor rund 20 Jahren, als ich meiner selbstgebauten Fräsmaschine (bevor ich ihr auch das Sprechen beibrachte) erst mal das Schreiben beibrachte.
Erste Versuche, das Ergebnis - fürchterlich. Der Fräser machte runde Enden, die Windows-Schriften aber haben Ecken. Also Minifräserchen, die die Taschen ausräumen, 0.2mm-Fräserchen bringen aber nicht viel weg und ausserdem sollte die Maschine Teile produzieren und nicht eine halbe Stunde lang "schreiben".
Sicher, man konnte sich auf die Kontur beschränken, aber die Windows-Schriften sind Doppellinienschriften, die sehen nur was gleich, wenn die Buchstabengröße mehr als zehnmal so groß war wie der Fräserdurchmesser.
So ging's also nicht.
Zeitgleich stellte ein Schneidebetrieb aus meinem Dunstkreis fest, daß es nicht gut war, wenn bei dem einen oder anderen Buchstaben "Mittelteile" herausfielen.
Er kam zwar in die Ecken, aber das nutzte ihm auch nicht viel.
Also malte ich mir meine erste Schriftart, mit ACAD-LT1 noch, also die Buchstaben als Linien, denn die ließen sich leicht programmieren und an den Enden die Radien, trickste hin, damit es was gleichsah.
Damals hatte ich eine rund 14 Jahre alten Schüler in der Bude, der als Ausländer ohnehin das ABC lernen mußte, man arbeitete im Team, ein paar Tage später konnte meine Maschinensteuerung schreiben, erst nur eine Zeile, dann auch Rundschreiben auf Alu verfassen konnte, konzentrisch oder spiralig, man gönnte sich jeden Joke, C++ auf dem Amiga 1000 (den ich noch habe) machte es möglich.
Für meine Maschine war es ein Klacks, Teil rein, sie suchte es sich, nordete ihr Koordinatensystem nach und schrieb den Text.
Später gab es auch eine Schrift aus Linien und Bögen.
Jahre vergingen, der Schneidebetrieb hatte sich ebenfalls einige Schriften "nachbearbeitet", Stege reingemalt und Linie zurechtgestutzt, damit die Mittelteile nicht mehr herausfielen. Also auch Knochenarbeit.
Als wir unsere erste "richtige" Fräsmaschine kauften, stellten wir fest, daß die Industriemaschinen weder sprechen noch schreiben konnten, was die Verständigung mit diesen erschwerte.
Unser Werkzeugmacher programmierte die Schriften danach von Hand an der Maschine, Linie für Linie, ich mußte also alles bemaßen. Schon vom Zuschauen konnte man die Gicht bekommen.
Jahre später, ich brauchte einen Job, fand keinen, ging an zurück an die Maschine, CAM löste viele Probleme, aber schön schreiben ging nicht. Sicher, man extrudierte eine Schrift, aber was die Maschine ablieferte, sah eben anders aus, weil die nicht in die Ecken kam und die Teilebeschriftung nicht größer als das Teil selbst sein sollte.
Wir hatten ein Planungssystem gekauft, ein Heiligtum, Herren mit Krawatte führten vor, überzeugten. Legten ein Kugellager an und fanden es wieder, hätte einer nach Kugelager gesucht, er hätte sich unbeliebt gemacht. Und dann gab es immer wieder Teile, die "irgendwie" aus dem Lager entführt worden waren, keinen Aufkleber mehr hatten, weil der auf der Plastikhülle drauf ist. Sicher, Schrottkiste wäre billiger gewesen, aber das ging nicht, weil das Planungssystem ja nicht wußte, daß im Lager das Teil fehlt und es demzufolge nicht nachbeordert hätte. Die Teilenummer und weitere Infos mußten unverlierbar ins Teil.
Also die Knochenarbeit nochmal, die uralte Single-Line-Schrift hervorgekramt, in SWX neu aufgesetzt, sollte mit Konfigs doch schön zu machen sein. Doch SWX skalierte die Skizzen nicht mit und das CAM übertraf bezüglich Phantasie meine eigene Vorstellungskraft, da unser CAM (wie viele andere auch) das CAD-Modell erst in ein Facettenmodell umrechnet.
Also im Zickzack um die Ecke, bis es endlich ging, ein- und mehrzeilig, im Kreisbogen, je nach Bedarf und auch bedarfsweise einfach skalierbar. Aber so einfach wie bei meiner Eigenbaufräse geht es immer noch nicht.
Und dieser Tage, wir haben viele Teile extern vergeben müssen, alle konnten wie üblich alles besser und billiger, kein Zulieferer war bereit, uns ohne saftigen Aufpreis die Nummer in die Teile zu gravieren.
Eine recht gut geeignete Schrift, aber etwas plump wirkend, ist iso8.shx von AutoCAD und ab hier sollte man anfangen zu suchen, was ACAD so mitliefert, da sind einige Single-Line-Schriften dabei, die sich auch mit einem Stichel schön gravieren lassen.
Oder aber - man lernt viereckig zu fräsen, damit man in die Ecken der Windows-Schriften reinkommt. Aber das ist eine andere Geschichte und kann ein andermal erzählt werden.
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