Hallo Rolf,
ja, ich werde nochmal versuchen, etwas ausführlicher zu werden. Ist eh' schlechtes Wetter und ich hab nix weiter vor heute
Du erstellst dir deine einzelnen Parts deiner Schweißbaugruppe als Einzelteile (ohne Bearbeitung, nur Rohmaterial bzw. Halbzeug in der richtigen Länge). Diese Rohmaterialien baust du anschließend in einer Baugruppe zusammen (so hast du es ja auch schon gemacht, nach dem, was ich gesehen habe).
Jetzt hast du die Schweißbaugruppe vor dir. In dieser kannst du die einzelnen Parts nicht verändern (was auch gut bzw. gewollt ist). Wenn du jetzt in eines deiner Flacheisen ein Loch bohren willst, machst du folgendes:
# Einfügen
# Assoziative Kopie
# Wave Geometrie Linker
# Körper
# Flacheisen anwählen und OK klicken.
Jetzt hast du eine Kopie deines Flacheisens erstellt. In deinem Konstruktionsnavigator erscheint ein neues Formelement "Linked Body". Auf diesem Formelement kannst du jetzt weitere Formelemente (Bohrungen etc.) und Bezugsobjekte (Ebenen, Achsen etc.) anbringen. Diese Änderungen betreffen dann nur die Schweißbaugruppe, das Einzelteil "Flacheisen" bleibt davon unberührt.
Wenn du genau aufpasst, dann wirst du feststellen, dass nach dem Linken deines Körpers jetzt zwei Körper exakt übereinander liegen. Und zwar einmal die Ursprungskomponente und einmal deine assoziative Kopie. Bitte wähle die Ursprungskomponente und lege sie auf einen anderen Layer, den du dann auf unsichtbar schaltest. Dann ist nur noch die (bearbeitbare) assoziative Kopie zu sehen.
Mit den Referenz-Sets steuerst du später übrigens die Darstellung der Schweißbaugruppe in der Zeichnung (sofern ihr nach MasterModel-Prinzip arbeitet) bzw. in der übergeordneten Baugruppe. Wenn das Referenz-Set in der Oberbaugruppe umgeschaltet wird, dann wird nur noch das geladen, was in deiner Schweißbaugruppe ins Referenz-Set hinzugefügt wurde.
Deshalb darf die Ursprungskomponente dann auch nicht ins Referenz-Set "Solid" (# Format # Referenz-Sets), du willst ja in deiner Baugruppenzeichnung keine zwei Körper übereinander haben, sonst sieht die Zeichnung ja nicht gerade toll aus. Und später willst du in übergeordneten Baugruppen ja auch nur die fertig bearbeitete Schweißbaugruppe sehen, bzw. auch darauf verknüpfen (Schraube ins Loch, etc.).
Noch etwas dazu, dass jedes Halbzeug in seiner richtigen Länge als Einzelteil dargestellt werden soll: Sollten bei euch öfters Schweißbaugruppen vorkommen, dann empfehle ich euch für die Rohmaterialien ein eigenes Nummernband (z. B. RMXXXXXXXX, wobei die X für fortlaufende Nummern stehen). Den einzelnen Rohmaterialien gibst du natürlich Attribute mit (Benennung, Unterbenennung, DIN, etc. also Flachmaterial, DIN sowieso, Abmessungen, Werkstoff). Damit kannst du dann später eine Stückliste per Knopfdruck auf die Zeichnung bringen. Die Stückliste fällt ja dann sowieso mit ab, sobald du deine Schweißbaugruppe aus den Rohmaterialien zusammenbaust.
Wenn ihr mit Teamcenter arbeitet und eine ERP-Schnittstelle im Einsatz habt, dann funktioniert diese Methode ebenfalls. Wobei es dann aber einen Unterschied macht, ob ihr die Schweißbaugruppe selbst herstellt oder ob ihr sie von einem Zulieferer herstellen lasst. Darauf gehe ich aber nur sehr kurz ein.
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Fall 1: Selber herstellen:
Jedes Rohmaterial-Teil muss noch eine PSE-Stückliste bekommen, in der das Halbzeug (i. d. R. die komplette 6-Meter-Stange mit eurer Materialnummer) in der richtigen Länge steht. Im Materialstamm des Rohmaterial-Teils wird das Teil selber zur Dummy-Baugruppe deklariert. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass es in eurem SAP später so aussieht, als hingen die Halbzeuge direkt unter der Schweißbaugruppe und nicht in den entsprechend abgelängten Rohteilen. In der Schweißbaugruppe steht dann auf der Zeichnungsstückliste nur Flach sowieso nach DIN sowieso Abmessungen sowieso Werkstoff sowiese (also ohne Materialnummer). Der SAP-Datensatz ist also sauber für die Kalkulation und deine Zeichnung sauber für die Fertigung.
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Fall 2: Schweißbaugruppe zukaufen:
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder so machen wie in Fall 1 und die Schweißbaugruppe im SAP-Materialstamm auf Fremdbezug stellen und Preis vom Hersteller pflegen. Dann wird die Stückliste im weiteren Verlauf (z. B. SAP-Kalkulation) ignoriert und in der SAP-Kalkulation der Herstellerpreis angezogen. Dies ist die sauberere Variante für Fall 2.
Die andere Möglichkeit für Fall 2 ist folgende: Halbzeug-Sachnummer für die komplette 6-Meter-Stange nicht erforderlich, da diese bei Fall 2 nicht auf Lager liegt. Zeichnung der Schweißbaugruppe mit Stückliste auf der Zeichnung zum Hersteller zur Anfrage. Preis im SAP pflegen, keine Stückliste im SAP anhängen.
Möglichkeit 1 ist aus meiner Sicht zu bevorzugen, da man dort im SAP auch mal die Beschaffungsart von Eigenbeschaffung auf Fremdbeschaffung ändern kann, ohne dass es Auswirkungen auf die Stückliste hat. Der Konstrukteur kann (und soll) sich ja auch eigentlich nicht darum kümmern, wo und wie das Teil beschafft wird, dazu gibt es ja schließlich eine Einkaufs-Abteilung (die die Materialstämme natürlich entsprechend pflegen muss, ist ja deren Job).
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Du siehst: Es geht bei der Wahl der Methode für die Erstellung von Schweißbaugruppen also nicht nur um die Bedienung des CAD. Vielmehr muss man das als Ganzes betrachten und bis zu Ende denken, denn es ist so: Der erste in der Kette (Konstrukteur) kann eine noch so schöne Zeichnung und Stückliste erstellen, im weiteren Verlauf haben aber andere Abteilungen enorme Probleme, das Zeug zu pflegen und zu kalkulieren. Der Konstrukteur hat mit dem Stücklistenaufbau die Möglichkeit, durch eine klein wenig andere Struktur dazu beizutragen, dass das Zeug im weiteren verlauf problemlos durchflutscht.
Dazu sollten eigentlich auch in jeder Firma Konstruktionsrichtlinien existieren, in denen solche Vorgehensweisen festgeschrieben werden. Ich nehme mal an, dass es sowas bei euch ebenfalls nicht gibt.
So, ich bin gerade sehr ausführlich geworden. Ich sag ja: Viel Zeit heute. Ich hoffe, ich habe dich nicht entmutigt und konnte dir trotz meiner Ausschweifungen ein klein wenig weiter helfen.
Wünsche euch allen noch einen schönen restlichen Sonntag, hoffentlich habt ihr besseres Wetter als wir.
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Gruß
Markus
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