Hallo Zusammen
Zum Thema "Parallelbetrieb von Kabel" habe ich mich etwas informiert. In der schweiz. Niederspannungsinstallationsnorm (NIN) bin ich fündig geworden. Ich denke, dass die deutschen Installationsnormen kaum abweichen. Nachstehend einige Auszüge und zusammengefasste Punkte.
1. Parallel geschaltete Leiter; Anordnung und Verlegung der Leiter
Wenn 2 oder mehr Leiter pro Pol parallel geschaltet sind, müssen Massnahmen zur gleichmässigen Aufteilung des Belastungsstromes auf die Leiter getroffen werden.
- Diese Forderung gilt als erfüllt, wenn die Leiter einer Leitung aus demselben Werkstoff bestehen, den gleichen Querschnitt, die gleiche Länge, verseilte (verdrillte) Anordnung und keine Verzweigung auf der gesamten Stromkreislänge aufweisen.
Mit dieser Aussage ist die Frage der unterschiedlichen Querschnitte grundsätzlich beantwortet.
Weitere Erläuterungen:
Um eine gleichmässige Aufteilung des Belastungsstromes auf die einzelnen Leiter zu erreichen, sind die folgenden Punkte zu berücksichtigen:
- Leitfähigkeit der einzelnen Leiter
- Länge der Leiter
- Geometrische Anordnung der Leiter innerhalb der Leitung (Phasenfolge)
- Gegenseitige magnetische Beeinflussung
Parallelschaltung einzelner Leiter
Werden einzelne Leiter parallel geschaltet, sind immer 3 Polleiter (L1, L2, L3) zu einer Leitung zusammenzufassen. Es ist wieder darauf zu achten, dass die Polleiter der einzelnen Leiter gleiche Querschnitte und gleiche Länge aufweisen.
Die Anforderung bezüglich geometrischer Anordnung und magnetischer Beeinflussung lassen sich durch nachstehende Anordnungen erfüllen:
Anordnung im Dreieck
Die Polleiter (L1, L2, L3) pro Leitung werden in einem Dreieck so angeordnet und fixiert, dass sich ihre Lage nicht verändern kann.
Die PE-, PEN- oder N-Leiter sind so anzuordnen, dass klar hervorgeht, zu welcher Leitung sie gehören. Für den Schutzleiter PE kann ein gemeinsamer Leiter verlegt werden.
Anordnung in einer Ebene
Die Polleiter (L1, L2, L3) pro Leitung werden auf gleicher Ebene so verlegt, dass durch die geometrische Anordnung (Phasenfolge) die magnetische Beeinflussung praktisch aufgehoben wird:
Leitung 1: L1 L2, L3, PE (PEN, N); Leitung 2: L3, L2, L1, PE (PEN, N);Leitung 3: L1, L2, L3, PE (PEN, N) usw.
Bei der Anordnung der Leiter in einer Ebene sind die Leiter der einzelnen Leitungen in Abständen von 1/3 der Leitungslänge L auszukreuzen. Für Leitungen < ca. 20m ist diese Massnahme nicht erforderlich.
Überstromschutz parallel geschalteter Leiter
Grundsätzlich können parallel geschaltete Leiter einzeln oder durch einen gemeinsamen Überstromunterbrecher gegen Überstrom geschützt werden.
Einzeln geschützte Leiter
2 parallel geschaltete Leiter pro Pol (aktuelle Problemstellung)
Schutz gegen Überlast
Der Schutz gegen Überlast ist geährleistet, wenn an der Stelle der Einspeisung in jedem Leiter ein Überstromunterbrecher eingebaut ist, dessen Nennauslösestromstärke der Strombelastbarkeit der Leiter entspricht.
Schutz gegen Kurzschluss
- die Leitungslänge L die Werte von entsprechenden Tabellen nicht überschreitet.
- der Wert k²A² des Leiters nicht kleiner ist als die Durchlassenergie I²t des Überstromunterbrechers beim Abschalten des max. Kurzschlussstromes. Bei einem Kurzschluss zwischen p und N fliesst ein Strom, welcher etwa dem maximalen 3-poligen Kurzsstrom am Eingang des Überstromunterbrechers der Einspeisung der Leitung entspricht. Wird der Querschnitt des PE-, PEN- bzw. N-Leiter reduziert, ist der Wert k²A² auf den reduzierten Querschnitt zu beziehen.
Konstante k =
115 bei PVC-Isolation mit Kupfer-Leiter
74 bei PVC-Isolation mit Aluminium-Leiter
135 bei Gummiisolation mit Kupfer-Leiter
87 bei Gummiisolation mit Aluminium-Leiter
115 Weichlot verbindung bei Kupfer-Leiter
Schutz gegen Überlast von drei oder mehr parallel geschalteten Leitern (aktuelle Problemstellung)
Der Schutz gegen Überlast ist gewährleistet, wenn sowohl an der Stelle der Einspeisung als auch an der Stelle, an der die parallel geschalteten Leiter wieder verbunden sind, in jedem Leiter Überstromunterbrecher eingebaut sind, deren Nennauslösestromstärken der Strombelastbarkeit der Leiter entsprechen.
Bei dieser Anordnung besteht keine Selektivität der Überstromunterbrecher untereinander. Sie hat aber den Vorteil, dass bei einem Isolationsdefekt eines Einzelleiters ein reduzierter Betrieb möglich ist.
Schutz gegen Kurzschluss
Für den Kurzschlusschutz gelten die gleichen Regeln wie oben angemerkt.
Ich hoffe, meine Ausführungen sind einigermassen verständlich.
Einen guten Wochenanfang und Gruss
Hans
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