Autor
|
Thema: Polyamid (un-)verstärkt Unterschiede ? (3250 mal gelesen)
|
rhrumpel Mitglied Konstrukteur
Beiträge: 644 Registriert: 21.03.2004
|
erstellt am: 03. Apr. 2006 22:32 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo zusammen ! Ich bin nicht der Kunststoffprofi, daher hier eine eventuell recht grundlegende Frage zu Spritzguss und PA. Welche Unterschiede ergeben sich eigentlich für ein Spritzgussteil, welches aus PA6 oder alternativ PA6GF15 hergestellt wird. Wenn man z.B. eine Führungshülse (Di 8, Da 12)hat, welche auf einer Welle Da 8 aus PA6GF15 gleitet. Die Führungshülse soll aus Gründen der Formgenauigkeit des restlichen Körpers, welcher an der Hülse hängt entweder aus PA6 oder PA6GF15 hergestellt werden. Die Welle bleibt aber PA6GF15. Gibt es bei einer solchen Paarung PRO und CONTRA ? Gruß Ralf ------------------ The world is still turning, so keep smiling Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Jonischkeit Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Freiberuflicher Ingenieurdienstleister (CSWP)
Beiträge: 2624 Registriert: 29.07.2003 CSWP Solidworks verschiedene Rechner
|
erstellt am: 04. Apr. 2006 06:35 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für rhrumpel
Hallo Ralf, da kann man weit ausholen... Im allgemeinen erhöht Glasfaser (in deinem Fall 15%) die Festigkeit, die Formgenauigkeit (weil die Schrumpfung sinkt) und die Temperaturbeständigkeit. Hingegen wird das Teil spröder, die Fließeigenschaften sind schlechter, die Form & Förderschnecke verschleißen schneller. Bei deinem Spezialfall gibt es möglicherweise noch das Problem der Oberfläche. Je nach Kunststoffhersteller und Verarbeitungsparameter (Anspritzpunkt, Temperaur, Druck etc.) können die Glasfasern an der Kunststoffoberfläche herausstehen, und du hast eine mikroskopische Feile geschaffen. Jetzt hängt sehr viel von deiner Anwendung ab. Bei geringen Bewegungen, Lasten und Hüben ist das alles egal. Und wenn es nicht so wäre, hättest du sicher keine Kunststoffwelle genommen. Die Wandstärke der Hülse ist mit 2mm eh relativ dick, das dauert bis die kaputt ist. Warscheinlich ist die nicht in ein Metallstück eingepresst, sonst wäre sie dünner. Aber vergiss mir den Rest nicht. Hat deine Buchse eine Bindenaht, Lagerlänge, Entformbarkeit, Flucht bzw. Verzug über das Teil, wenn an beiden Enden je so eine Buchse angebracht ist. Außerdem gibt es noch PA66, PA12...... Grundsätzliches zu Füllstoffen, damit du mal siehst, womit PA6 alles gefüllt wird:
HTH Michael Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
rhrumpel Mitglied Konstrukteur
Beiträge: 644 Registriert: 21.03.2004
|
erstellt am: 04. Apr. 2006 21:29 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hallo Michael, ersteinmal vielen Dank für die ausführliche Mail. Ich werd mich da mal einlesen. Wir haben zwischenzeitlich Muster aus unverstärktem PA mit 5 bzw. 10% Treibmittel im Versuch. Das eigentliche Teil steht Lotrecht per Federvorspannung auf dem Unterteil, welches die Führungswelle hat. Es entsehen lediglich Bindenähte der Formmassen, welche aber nicht sichtbar erscheinen. Wir werden morgen einen Dauertest starten bei dem die Baugruppe unter Last getestet wird. Das Oberteil muss dabei gegen die Federkraft ca. 1,5 mm Hub machen. Nach dem Dauertest folgt dann ein Funktionstest und dann sehen wir mal weiter. Das Dumme ist, wir haben als Ersatz ein neues Werkzeug gebaut, im November geprüft und freigegeben, die Fertigung hat es dann noch im Detail optimiert (was eigentlich auch sinnvoll war), uns nicht informiert, nun soll produziert werden und wir kommen nicht mehr an unsere Freigabemesswerte. Das ganze ist nur aufgefallen, weil man mich zur Serienfreigabe hinzugezogen hat. Ich sah schon auf dem ersten Blick das die Teilegeometrie nicht dem gewohnten Zustand entsprach und habe sofort die Produktiopn stoppen lassen. Nun testen wir seit einer halben Woche, um den Stand November wieder hinzubekommen. Um es mal nach StarWars Manier zu sagen: Ziemlich dumme Sache das sein... Ich meld mich dann nochmal, danke auch für dein Angebot koome ggf. darauf zurück. Gruß Ralf ------------------ The world is still turning, so keep smiling Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Jonischkeit Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Freiberuflicher Ingenieurdienstleister (CSWP)
Beiträge: 2624 Registriert: 29.07.2003 CSWP Solidworks verschiedene Rechner
|
erstellt am: 05. Apr. 2006 06:40 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für rhrumpel
|
rhrumpel Mitglied Konstrukteur
Beiträge: 644 Registriert: 21.03.2004
|
erstellt am: 05. Apr. 2006 08:06 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Hi ! Ja, aber nur bei den Mustern von gestern, welche aus PA6 unverstärkt waren. Habe heute morgen die Messergbnisse gesehen.... ...ich glaube ich trinke meinen Kaffee aus und fahre wieder nach Hause..... Gruß Ralf ------------------ The world is still turning, so keep smiling Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
AndreasW Mitglied Kunststofftechniker
Beiträge: 37 Registriert: 16.11.2005
|
erstellt am: 26. Apr. 2006 06:59 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für rhrumpel
Zitat: Original erstellt von rhrumpel:
Die Führungshülse soll aus Gründen der Formgenauigkeit des restlichen Körpers, welcher an der Hülse hängt entweder aus PA6 oder PA6GF15 hergestellt werden. Die Welle bleibt aber PA6GF15.Gibt es bei einer solchen Paarung PRO und CONTRA ? Gruß Ralf
Hallo Ralf, ich komme zwar nicht aus der Spritzguss-Sparte, möchte aber dennoch hierzu etwas anmerken. Ich bin der Ansicht, dass man eine Gleitpaarung, deren Gleitpartner aus zwei gleichen Kunststoffen besteht (unabhängig davon, ob und womit sie gefüllt sind) möglichst vermeiden sollte. Es kann auch bei gerigen Belastungen und Bewegungen nicht ausgeschlossen werden, dass es an den Grenzflächen der Bauteile aufgrund von Belastung und Bewegung zu "Hot-Spots" kommt. Diese sind mikroskopisch klein und können die Schmelztemmperatur des Kunststoffs erreichen oder sogar übersteigen. Die Folge davon sind Microverschweißungen an den Oberflächen, die zwar nicht unbedingt den laufenden Betrieb des Bauteils stören, auf Dauer aber zu erhöhtem Verschleiß bis hin zum vorzeitigen Ausfall des Bauteils führen können. Daher würde empfehlen, die Gleitpaarung mit zwei unterschiedlichen Werkstoffen zu realisieren. Ein guter Gleitpartner für PA ist POM. Möglicherweise lässt sich eines der Bauteile aus (eventuell verstärktem) POM herstellen? Wie gesagt, ich komme nicht aus der Spritzguss-Sparte sonder aus dem Bereich der Halbzeugverarbeitung. Aber ich denke, was für die von uns im spangebenden Verfahren hergestellten Maschinenelemente gilt, sollte man auch auf Spritzgussteile adaptieren können. Konkrete Erfahrungen konnten wir mit solchen, von unseren Kunden willkürlich festgelegten ungünstigen Paarungen schon bei Zahnrädern und Gleitlagern machen. Diese hatten zwar andere Dimensionen (Zahnräder mit Dm 250 mm, Gleitlager mit Dm 100 mm), aber das ändert ja nichts am Grundsätzlichen Problem. Auch hier haben wir den Werkstoff eines Gleitpartners geändert (POM bzw. gleitoptimiertes PET). Danach waren die Probleme beseitigt und es konnte ein sicherer Betrieb der Bauteile erreicht werden. Ich hoffe, dass ich damit ein wenig helfen konnte. Gruß Andreas
Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
| Anzeige.:
Anzeige: (Infos zum Werbeplatz >>)
|