Die EU-Richtlinie RoHS betrifft alle elektrischen und elektronischen Geräte, die in der EU in Verkehr gebracht werden. Für stationäre Maschinen gilt das m.W. nicht.
Diese Geräte dürfen keine Materialien enthalten, die mehr als zulässig Blei, Cadmium, Quecksilber, Chrom6 sowie zwei Flammhemmer enthalten. Standard-Grenzwert ist 0,1%, bei Cadmium 0,01%. Dieser Wert bezieht sich nicht auf das Gesamtgewicht des Gerätes und auch nicht eines Einzelteiles, sondern auf den Anteil in "trennbaren Materialien".
Beispiel: Eine bedruckte Frontplatte besteht aus AlMg3, farblos eloxiert, bedruckt in zwei Farben. Dann dürfen weder AlMg3, noch das Eloxal, noch die einzelnen Farben, Primer, Einpressbolzen usw. für sich über einem Grenzwert liegen. Im Extremfall hat man ein 100 kg schweres Gerät, an dem ein Aufkleber mit einer winzigen roten Bedruckung ist, die 0,02% Cadmium enthält. Auch wenn die rote Bedruckung nur Nanogramm wiegt, ist das Gerät nicht RoHS-konform.
Darüber, was ein trennbares Material ist, kann man sich natürlich trefflich und unendlich streiten.
Es gibt diverse Ausnahmen und anderen Grenzwerte, so dürfen Alu-Legierungen bis 3% Blei enthalten, Kupfer-Legierungen 4%. Bleiakkus und Lote mit über 85% Blei sind immer noch zulässig, da es keinen technischen Ersatz gibt.
Das Thema ist fast unerschöpflich. Bei Eloxal zum Beispiel muss man ausschließen, dass keine Chromsäuren zum Einsatz kommen. Verwendete Farbstoffe müssen ebenfalls RoHS-konform sein (wer weiß schon, was der Galvaniseur einsetzt?). Bei Kunststoffen hört es fast ganz auf, da jeder Hersteller eigene Weichmacher, Farb- und Füllstoffe einsetzt.
Bei uns hat es u.a. dazu geführt, das wir Schrauben nicht mehr an jeder Ecke kaufen können, sondern nur von einem Lieferanten, der uns zusichert, nur RoHS-konforme Edelstahlschrauben zu liefern. Ich hab zwar noch keinen Edelstahl gefunden, der gegen RoHS verstößt, aber das ist kein ausreichender Nachweis.
Von der Sache her ist diese Richtlinie eine gute Idee, auf diese Weise werden diese Stoffe weitgehend aus der Umwelt verschwinden, aber die Bürokratie, die dies nach sich zieht, ist ermüdend.
Die Flammhemmer (polybromierte Biphenyle) hat man angeblich schon in norwegischen Lachsen nachgewiesen. Das erklärt, warum man selten brennende Lachse sieht, und beweist auch, dass man mit einem Fisch ein Feuer ausschlagen kann. Aber essen möcht ich das eigentlich nicht.
Piet
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