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Thema: Kaltverfestigung (12001 mal gelesen)
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Rotax016 Mitglied Techniker
Beiträge: 4 Registriert: 05.08.2008
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erstellt am: 21. Feb. 2010 20:08 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben:
Guten Tag, durch Kaltverfestigung, z.B. bei der Blechumformung (Biegen eines Blechhalters), erhöht sich ja die Streckgrenze als auch die Zugfestigkeit und auch der Verformungswiderstand. D.h. solche Bauteile zeigen bei Belastung eine geringere Verformung als ein nicht "vorverformter" Pendant. Bedingt dadurch bietet es sich ja an, im Vorfeld dies durch geringeren Materialeinsatz zu berücksichtigen. Folgende Frage stellt sich mir: Gibt es Tabellenwerke, mit zulässigen Spannungen, abhängig vom Verforumungsgrad? Vielen Dank und Gruß, Torsten. Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Fyodor Ehrenmitglied V.I.P. h.c. Dipl.-Ing.(FH) Maschinenbau
Beiträge: 2660 Registriert: 15.03.2005 DELL Precision 7740 Intel Core i9-9980HK 32 GB RAM NVISIA Quadro RTX4000 Windows 10 Enterprise SolidWorks 2019 SP3.0
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erstellt am: 22. Feb. 2010 08:35 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Rotax016
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ulrix Mitglied Maschinenbauingenieur
Beiträge: 733 Registriert: 10.07.2007 Core 2 Duo 2,13 GHz / 2GB RAM GeForce 7900 / 256 MB Space Navigator XP Pro SP2 AIS 2010
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erstellt am: 23. Feb. 2010 09:13 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Rotax016
Hallo Torsten, der Umformgrad beim Biegen ist ziemlich gering und auch nicht gleichmäßig über den Werkstückquerschnitt verteilt. Eine Verfestigung entsteht nur in der Biegezone, und auch dort nur in den Rand-"Fasern". Der Rest bleibt unverfestigt, daher ist eine solche Festigkeitssteigerung wohl nur in Ausnahmefällen technisch nutzbar. Anders sieht das aus z. B. beim Ziehen oder Walzen: Dort kann ein recht hoher Umformgrad vorliegen, der sich über die gesamte Länge und auch einigermaßen gleichmäßig über den Querschnitt erstreckt. Aus manchen Werkstoffen sind Halbzeuge (Drähte, Bänder...) in verschiedenen Stufen der Kaltverfestigung erhältlich (weich, halbhart, hart, federhart...) und hierfür findest Du auch unterschiedliche Werte für Streckgrenze und Zugfestigkeit tabelliert. Ähnliche Tabellen für Biegeteile sind mir noch nicht über den Weg gelaufen. In sogenannten Kalt-Fließkurven (z. B. DGM-Fließkurvenatlas) ist die Fließspannung in Abhängigkeit vom Umformgrad dargestellt. Wenn Du Werkstoff und Umformgrad kennst, kannst Du daraus die Verfestigung ablesen.
Ulrich Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
carsten-3m Mitglied Dipl.-Ing. Mbau (Produktmanagement, Patent- und Normwesen)
Beiträge: 950 Registriert: 08.05.2007 Pro/E Wildfire 4 PDMLink
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erstellt am: 23. Feb. 2010 10:25 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Rotax016
Zitat: Original erstellt von Rotax016: ... D.h. solche Bauteile zeigen bei Belastung eine geringere Verformung als ein nicht "vorverformter" Pendant. ...
Irre ich mich oder hat die Festigkeit mit der Verformung unter Last nichts zu tun? Der E-Modul wird doch durch Kaltverfestigung nicht verändert oder doch? ------------------ Seit Pro/E Version 1 dabei, auwei... Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
flying12 Mitglied
Beiträge: 113 Registriert: 10.05.2007 SW 2011
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erstellt am: 23. Feb. 2010 11:27 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Rotax016
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carsten-3m Mitglied Dipl.-Ing. Mbau (Produktmanagement, Patent- und Normwesen)
Beiträge: 950 Registriert: 08.05.2007 Pro/E Wildfire 4 PDMLink
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erstellt am: 23. Feb. 2010 12:55 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Rotax016
Verformung unter Last, also beispielsweise Durchbiegung, wird berechnet abhängig von Last, Geometrie und E-Modul. Die Materialfestigkeit geht in die Berechnung nicht ein. Wo ist da der Zusammenhang zwischen Verformung unter Last und Kaltverfestigung, den der Beitragsstarter zu hinterfragen versucht? Es ist möglich, die Dehngrenze durch Kaltverfestigung zu steigern. Dadurch würde aber die resultierende Verformung unter Last nicht verändert, es könnte lediglich der kaltverfestigte Werkstoff mehr Last ertragen ohne zu versagen. ------------------ Seit Pro/E Version 1 dabei, auwei... Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
Ing. Gollum Mitglied Sondermaschinenbau
Beiträge: 1064 Registriert: 11.03.2005 Win7 64-Bit SWX 2013 Ansys 13 Labview 2012
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erstellt am: 23. Feb. 2010 13:26 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Rotax016
Hallo, Da kann ich meinen Kollegen nur zustimmen: Belastet man eine St Zugprobe im Zugversuch über Rp0,2, verzeichnet man bei erneutem Zugversuch eine etwa flachere Hooksche'n Gerade mit höherem Rp0,2... Interpretation: Das Teil kann danach eine höhere Gleichmaßdehnung ertragen. Die Bruchdehnung verändert sich dabei jedoch nicht! Auf diese Weise verfestigte Teile haben ein ganz fieses Versagensverhalten, da vor dem Bruch kaum noch Verformung stattfindet. Ebenfalls zu beachten: Das gekantete Teil 'federt' nach dem Kantvorgang zurück. Wenn ich mich richtig erinnere; Die Außenseite hat Druckeigenspannungen, während die Innenseite unter Zugeigenspannung steht. Also genau anders herum als es während des Kantvorganges abläuft. Grüße, Jörg ------------------ Man findet immer dort besonders viel Chaos, wo man nach Ordnung sucht. Das Chaos besiegt die Ordnung, weil es besser organisiert ist. [Diese Nachricht wurde von Ing. Gollum am 23. Feb. 2010 editiert.] Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |
flying12 Mitglied
Beiträge: 113 Registriert: 10.05.2007 SW 2011
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erstellt am: 23. Feb. 2010 17:18 <-- editieren / zitieren --> Unities abgeben: Nur für Rotax016
Hm, jetzt bin ich ganz durcheinander^^. Da ich jetzt verstehe, was mit Verformung unter Last gemeint ist, stimme ich dir zu: eine Verfestigung geht nicht direkt in die Berechnung mit ein. Möglicherweise gelten die allg. bekannten Formeln aber nicht immer, habe jetzt grad kein Fachbuch zur Hand. Außerdem: nehmen wir 2 Teile mit vorher gleicher Geometrie, wenn das eine dann verformt wird, ist die Geometrie - wenn auch nur leicht - anders. Denke aber nicht, dass es dadurch großartige Ergebnisunterschiede in der Berechnung geben sollte. Allerdings hat sich ja die Festigkeit verändert, also auch die Duktilität. Daher sieht die plastische Verformung anders aus. ------------------ Grüße flying Eine Antwort auf diesen Beitrag verfassen (mit Zitat/Zitat des Beitrags) IP |